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Beten hilft nicht
#1
unter dieser überschrift faßt die taz eine studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zur gewalttätigkeit von jugendlichen zusammen

://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/beten-hilft-nicht/

obwohl, der titel ist irreführend. denn er bezieht sich nur auf den sachverhalt bei religiösen muslimen, bei religiösen christen siehts umgekehrt aus

Nach einer neuen Studie wächst die Gewalttätigkeit von männlichen muslimischen Jugendlichen mit zunehmender Bindung an den Islam. Laut einer Schülerbefragung, die das durchgeführt hat, begehen insbesondere gläubige Muslime häufiger jugendtypische Delikte wie Körperverletzung oder Raub
...
Die Kriminologen stellten dabei einen signifikanten Zusammenhang zwischen Religiosität und Gewaltbereitschaft fest. Häufiges Beten und Moscheebesuche bremsten die Gewaltbereitschaft der jungen Muslime nicht. Wer besonders religiös lebe, schlage sogar häufiger zu, heißt es in der Studie. Dieser Zusammenhang bleibe auch, wenn man die soziale Herkunft der Jugendlichen berücksichtige.
...
Bei evangelischen und katholischen Jugendlichen zeigte sich indes eine gegenläufige Tendenz: Wer seinen Glauben lebe, begehe seltener jugendtypische Straftaten. Dies gilt demnach auch für christliche Zuwanderer, die meist aus Polen oder der ehemaligen Sowjetunion stammen


woher kommts?

Institutsdirektor Christian Pfeiffer führt dies vor allem auf die Männlichkeitsvorstellungen der Jugendlichen zurück: "Die muslimische Religiosität fördert die Akzeptanz der Machokultur"

nun, das kommt ja nicht ganz unerwartet. daß bei muslimen religiöser glaube in höherem ausmaß mit konservativen bis archaischen wertvorstellungen im allgemeinen einhergeht, als dies bei christen durchschnittlich der fall ist, kann schließlich beobachtet werden bzw. ist aufgrund der medienberichterstattung über krasse einzelfälle ohnehin allgemeines "wissensgut" der nichtmuslimischen mehrheitsgesellschaft. also wieder mal der böse, böse islam - unvereinbar mit unseren werten?

nicht ganz:

Zitat:Verantwortlich für die beschriebenen Probleme sei nicht der Islam selbst, so Pfeiffer: "Das ist kein Problem des Islam, sondern seiner Vermittlung." Eine entscheidende Ursache sei, dass die Imame häufig ohne Sprach- und Kulturkenntnisse aus dem Ausland nach Deutschland kämen und mitunter "reaktionäre Männlichkeitsvorstellungen" vermittelten

mit anderen worten: bieten vorwiegend menschen religiöse orientierung, welche sich selbst nicht als teil der deutschen gesellschaft empfinden (weil sie nur "religiöse gastarbeiter" ohne integrationswillen sind), so bringen sie eben als hintergrund ihres islamverständnisses entsprechend reaktionäre wertvorstellungen mit, wie sie ihrer heimatkultur entsprechen. und erweisen so ihren gläubigen einen bärendienst in sachen integration, zu welcher sie keine unterstützung zu geben vermögen

es erscheint mir daher dringend erforderlich, die religiöse vermittlung und unterweisung zu entkoppeln von einer kontraproduktiven verwurzelung in traditionen (die noch nicht mal genuin religiös sein müssen), welche in unserer gesellschaft nicht anerkannt werden, ja keinen platz haben, und so integration verhindern und segregation befördern. wir brauchen endlich einen europäischen islam, was bei religionsunterricht und seelsorge durch hier verwurzelte, am besten auch hier ausgebildete, islamische theologen beginnt

das allein aber wird nicht reichen - denn integration ist keine einbahnstraße. in der studie heißt das so:

Pfeiffer verwies aber auch auf die Ausgrenzung von Muslimen durch einheimische Deutsche, die deren Rückzug in die eigene Gruppe fördere
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#2
In der Tat kann Sprache und Ausgrenzung ein Problem sein, es kommt eben auch immer ein bischen darauf an, wieviele Möglichkeiten der Betroffene selbst hat und wozu er Willens ist. Sie er in seinem Herkunftsland und in seinem Glauben alles gut und in seinem Gastland alles schlecht, ist zudem kaum der Sprache mächtig, kann es sein, das sich manch einer quasi in eine "Luftblase" zurückzieht.

Ich selbst bin in einer Zeit aufgewachsen, wo der Gebrauch der Deutschen Sprache in Polen absolut verboten war. Trotzdem haben mir meine Eltern Deutsch beigebracht, wofür ich heute noch dankbar bin. Hier in Deutschland erlebe ich eine polnische Gemeinde, deren Mitglieder sehr wohl in die deutsche Gesellschaft integriert sind, die die deutsche Sprache beherrschen und die sich in beiden Kulturen zurechtfinden.

Allerdings gehe ich nicht gerne in die deutsche Kirche - egal ob Kath. oder Ev. Ich fühle mich da nicht wohl. Andererseits kann ein Besuch der Gottesdienste der Deutschen Minderheiten in Polen eine sehr innige und schöne Sache sein, die ich auch immer gerne wieder in Anspruch nehme, wenn ich die Gelegenheit dazu habe.

Was man deutlich spüren kann, ist der Unterschied zwischen Polen und Deutschland. In Polen gehen die Menschen in die Kirche, auch junge Leute. An einem Sonntag gibt es teilweise bis zu 6 Gottesdienste und es kann schon mal vorkommen, das in einem Gottesdienst bis zu 15 Kinder getauft werden. In Deutschland unvorstellbar. Wenn ich dann wieder in Deutschland bin, dann bietet sich hier das krasse Gegenteil: es gibt eine oder 2 Messen und da kommen dann überwiegend alte Menschen, junge Leute sieht man kaum. In der deutschen Kirche, wo wir polnische Messe haben, ist es ziemlich krass: sie fasst ca 1500 Personen aber in der deutschen Messe sind vielleicht max 200 Leute. Wenn wir dann anschliessend Messe haben, ist die Kirche fast voll.

Für die Muslime muß der Unterschied zwischen dem, was sie glauben und dem, was sie in Deutschland erleben, horrend sein. Aber ich denke, man sollte auch nicht den Fehler machen und von anderen erwarten, das sie genauso leben, wie man das selbst für richtig hält.

Leider wird dieses Thema in Deutschland immer noch gerne gemieden. Aber ich denke, mit Radikalität ist keiner von beiden Seiten geholfen. Da es in Zukunft in Deutschland mehr Muslime geben wird als Christen - oder auch Atheisten - wird man ohnehin nicht drum herumkommen, sich zu arrangieren. Ein Erziehung dahin, Differenzen in der Sicht des Glaubens oder in der Kultur gewaltfrei zu lösen, sollte dabei oberstes Ziel aller sein und ich denke es ist nicht zuviel verlangt, von jedem Migranten zu erwarten, die in Deutschland geltenden Gesetze im Allgemeinen zu beachten - also keine Zwangsehen , Gleichberechtigung der Frau usw.
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#3
(08-06-2010, 18:23)Polski schrieb: Für die Muslime muß der Unterschied zwischen dem, was sie glauben und dem, was sie in Deutschland erleben, horrend sein

jein

in erster linie ist die erlebte gesellschaftswirklichkeit eine völlig andere. und diese (in der heimat) erlebte gesellschaftswirklichkeit hat natürlich auch den glauben in seiner praktischen ausformung geprägt. und so ist es eben nicht gut, wenn glaubensunterweisung und -anleitung weiterhin auf der grundlage des "heimatlichen" traditionsverständnisses erteilt wird, anstatt sich der neuen gesellschaftswirklichkeit zu widmen, mit denen muslimische immigranten nun klar kommen müssen

Zitat:Aber ich denke, man sollte auch nicht den Fehler machen und von anderen erwarten, das sie genauso leben, wie man das selbst für richtig hält

sehr richtig. integration kann sich nicht am grad der fähigkeit zu gesellschaftlicher mimikry messen

Zitat:Ein Erziehung dahin, Differenzen in der Sicht des Glaubens oder in der Kultur gewaltfrei zu lösen, sollte dabei oberstes Ziel aller sein und ich denke es ist nicht zuviel verlangt, von jedem Migranten zu erwarten, die in Deutschland geltenden Gesetze im Allgemeinen zu beachten - also keine Zwangsehen , Gleichberechtigung der Frau usw.

absolut. so sehr jeder das recht auf äußerung seiner eigenen meinung und leben des eigenen glaubens hat - wo noch andere betroffen sind, haben zumindest die gesetze (von nicht in gesetze gegossenen wertvorstellungen mal abgesehen) höhere geltung
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#4
(08-06-2010, 18:23)Polski schrieb: Was man deutlich spüren kann, ist der Unterschied zwischen Polen und Deutschland. In Polen gehen die Menschen in die Kirche, auch junge Leute. An einem Sonntag gibt es teilweise bis zu 6 Gottesdienste und es kann schon mal vorkommen, das in einem Gottesdienst bis zu 15 Kinder getauft werden. In Deutschland unvorstellbar. Wenn ich dann wieder in Deutschland bin, dann bietet sich hier das krasse Gegenteil: es gibt eine oder 2 Messen und da kommen dann überwiegend alte Menschen, junge Leute sieht man kaum. In der deutschen Kirche, wo wir polnische Messe haben, ist es ziemlich krass: sie fasst ca 1500 Personen aber in der deutschen Messe sind vielleicht max 200 Leute. Wenn wir dann anschliessend Messe haben, ist die Kirche fast voll.
Woran liegt´s? Vielleicht daran, daß während der kommunistischen Diktatur die Religion ganz bewußt als Gegengewicht verstanden wurde? Bzw. daß der Kommunismus, der sich zwar als "atheistisch" verstanden hat, in Wahrheit jedoch eine reine Ersatz-Religion der Partei bzw. des jeweiligen Oberbonzen als Gottheit darstellte, sich nie um eine wirkliche "Aufklärung" in den christlich-orthodoxen Ländern bemüht hat, wie sie in den fortschrittlicheren westlichen Ländern schon seit der französischen Revolution ablief? Diese von Dir zitierten Unterschiede sind imho Überbleibsel dieser Zeiten... die werden sich in den nächsten Jahrzehnten abschleifen und einebnen. Und zwar in Richtung der deutschen Version, nicht der polnischen...

Zitat:Da es in Zukunft in Deutschland mehr Muslime geben wird als Christen - oder auch Atheisten
Was bringt Dich auf die Idee? Wo sollen die "mehr Muslime" herkommen? Einwanderung? Da wird man bald zwangsläufig den Deckel drauftun, angesichts der Probleme, die man eben mit den integrationsunwilligen und gewaltbereiten Vertretern dieser Religion, nicht nur in Deutschland (Niederlande!) hat. Religionswechsel? Das sind nur eine Handvoll pro Jahr, die aus anderen Religionen (hauptsächlich christlichen) überwechseln, wahrscheinlich weniger, als an alten (zugewanderten) Muslimen pro Jahr wegsterben. Christen werden ständig weniger, das stimmt, weil die Alten wegsterben und die Jungen zunehmend austreten, dafür wachsen eben die Reihen der Atheisten bzw. derer, die zwar "irgendwie" gläubig sind, sich aber nicht für eine konkrete Mitgliedschaft bei irgendeinem "Verein" entscheiden können. Die Diversität an kleinen Religionen und Sekten wird gleichfalls noch wachsen, aber auch von denen sind die wenigsten als "muslimisch" zu bezeichnen. Und wie völlig korrekt häufig angemerkt wurde, ist auch Muslim nicht gleich Muslim. Sikh etwa, Bahai oder Aleviten werden soviel ich weiß weder von Sunniten noch Schiiten als "rechtgläubig" anerkannt, obwohl sie im deutschen Sprachgebrauch meistens mit in den großen Muslim-Eintopf geworfen werden. Die sind es aber in der Regel auch nicht, die Probleme verursachen.
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#5
@Rao
Zitat:Woran liegt´s?....
Seid wann ist Quantität mit Qualität in der Form vergleichbar? Spielt nun die Anzahl von getauften Kindern eine Rolle zu dem, wie die spätere Entwicklung aussieht? - Wie sieht es bspw. in Polen im Verhältnis der r.k. Bevölkerung zur nicht-r.k. Bevölkerung aus? Wie weit geht die Toleranz gegenüber Andersgläubigen?

Wie wird bspw. die tradierte Einstellung der alten Heimat, und sei es nur übernommen, gegenüber dem neuen Heimatland BRD ausgelebt?! Daß das z.T. sehr heftig vorgetragene Beziehungsproblem nicht wirklich etwas mit Katholizismus zu tun hat, ist mir schon klar, aber vorgeschoben wird es dennoch! Und der Populismus hat ein weiteres dankbares Opfer!

Gruß
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