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Leid (Hans Jonas)
#1
Hallo liebe Forennutzer,

ich habe einen Text gelesen und verstehe den letzten Teil davon nicht. Ich wäre sehr dankbar, wenn ihn mir jemand in einfachen Worten erklären könnte.

Im bloßen Zulassen menschlicher Freiheit liegt ein Verzicht der göttlichen Macht. Schon aus unserer Erörterung von Macht überhaupt folgte ja die Verneinung göttlicher Omnipotenz (Allmacht). Das lässt theoretisch die Wahl offen zwischen einem anfänglichen, theologischen oder ontologischen Dualismus und der Selbstbeschränkung des einzigen Gottes durch die Schöpfung aus dem Nichts. (...)
Nur mit der Schöpfung aus dem Nichts haben wir die Einheit des göttlichen Prinzips zusammen mit der Selbstbeschränkung, die Raum gibt für die Existenz und Autonomie einer Welt. Die Schöpfung war der Akt der absoluten Souveränität, mit dem sie um des Daseins selbstbestimmender Endlichkeit willen einwilligte, nicht länger absolut zu sein- ein Akt also der göttlichen Selbstentäußerung. (...) Die Zusammenziehung ist total, als Ganzes hat das Unendliche, seiner Macht nach, sich ins Endliche entäußert un ihm damit überantwortet.(...)
All dies ist Gestammel. Selbst die Worte der großen Seher und Beter, der Propheten und Psalmisten, die außer Vergleich stehen, waren ein Stammeln vor dem ewigen Geheimnis. Auch jede Antwort auf die Biobsfrage kann nicht mehr als das sein. Die meine ist der des Buches Hiob entgegengesetzt: Die beruft die Machtfülle des Schöpfergottes, meine seine Machtentsagung. Und doch-seltsam zu sagen- sind beide zum Lobe: Denn der Verzicht geschah, dass wir sein könnten. Auch das, so scheint mir, ist eine Antwort an Hiob: dass in ihm Gott selbst leidet.
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#2
(26-05-2010, 09:16)Hans Jonas schrieb: All dies ist Gestammel

was ja (für den stino und/oder nicht gläubigen) oft so aussieht wie die grundbedingung theologischer ausführungen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
(26-05-2010, 15:38)petronius schrieb:
(26-05-2010, 09:16)Hans Jonas schrieb: All dies ist Gestammel

was ja (für den stino und/oder nicht gläubigen) oft so aussieht wie die grundbedingung theologischer ausführungen

Das verstehe ich jetzt nicht. Sry
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#4
(26-05-2010, 18:00)Coco schrieb:
(26-05-2010, 15:38)petronius schrieb:
(26-05-2010, 09:16)Hans Jonas schrieb: All dies ist Gestammel

was ja (für den stino und/oder nicht gläubigen) oft so aussieht wie die grundbedingung theologischer ausführungen

Das verstehe ich jetzt nicht. Sry

wie theologen sich oft ausdrücken, ist dem stinknormalen/nicht aus der glaubenstradition heraus an diese diktion gewohnten menschen oft so wenig verständlich, daß die assoziation "gestammel" sich aufdrängt. viel metaphernlärm um nicht gerade nichts, aber doch wenig (konkret inhaltlich faßbares)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#5
Hans Jonal schrieb:Im bloßen Zulassen menschlicher Freiheit liegt ein Verzicht der göttlichen Macht. Schon aus unserer Erörterung von Macht überhaupt folgte ja die Verneinung göttlicher Omnipotenz (Allmacht). Das lässt theoretisch die Wahl offen zwischen einem anfänglichen, theologischen oder ontologischen Dualismus und der Selbstbeschränkung des einzigen Gottes durch die Schöpfung aus dem Nichts. (...)
Nur mit der Schöpfung aus dem Nichts haben wir die Einheit des göttlichen Prinzips zusammen mit der Selbstbeschränkung, die Raum gibt für die Existenz und Autonomie einer Welt. Die Schöpfung war der Akt der absoluten Souveränität, mit dem sie um des Daseins selbstbestimmender Endlichkeit willen einwilligte, nicht länger absolut zu sein- ein Akt also der göttlichen Selbstentäußerung. (...) Die Zusammenziehung ist total, als Ganzes hat das Unendliche, seiner Macht nach, sich ins Endliche entäußert un ihm damit überantwortet.(...)
All dies ist Gestammel. Selbst die Worte der großen Seher und Beter, der Propheten und Psalmisten, die außer Vergleich stehen, waren ein Stammeln vor dem ewigen Geheimnis. Auch jede Antwort auf die Biobsfrage kann nicht mehr als das sein. Die meine ist der des Buches Hiob entgegengesetzt: Die beruft die Machtfülle des Schöpfergottes, meine seine Machtentsagung. Und doch-seltsam zu sagen- sind beide zum Lobe: Denn der Verzicht geschah, dass wir sein könnten. Auch das, so scheint mir, ist eine Antwort an Hiob: dass in ihm Gott selbst leidet.
Meistens kann man solche Gedanken von ihrem Ende her aufdröseln: Indem Gott auf einen Teil seiner Machtfülle verzichtet, können wir Menschen unsere Fähigkeiten entwickeln und zu dem werden, was wir sind: Teilnehmer am Schöpfungsgeschehen - und darin gottähnlich. Geheimnisvoll bleibt der Beweggrund eines über alles erhabenen Gottes, sich im Endlichen - also in unserer Welt - zu beschränken.

Die anfänglichen Textteile beziehen sich auf die "natürliche Einschränkung" der Allmacht. Denn diese umfasst aus logischen Gründen ihren eigenen Widerspruch, soll sie unbeschränkt gelten. Wahrscheinlich - das geht aber aus dem zitierten Text nicht hervor - wird hier Gottes Wirklichkeit ("ontologisch") erst dadurch manifest, dass ER seine Allmacht durch die Schaffung unserer Welt (aus dem Nichts) einschränkt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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