11-12-2012, 11:25
(11-12-2012, 10:34)Mustafa schrieb: Also erstmal habe ich aufgehört, Gott als naturwissenschaftliche Hypothese zu sehen, wie es Dawkins macht, und du so wie ich dich verstehe auch.
Auch ist Gott keine Art "Super-Mensch" im Himmel.
Gott ist eine philosophische Idee bezüglich "letztendlicher" Dinge und einer "Weltordnung", in die man sich als Mensch einbettet.
Ich kann mit dieser Idee einiges anfangen und "empfinde" Gottes "Anwesenheit".
Dawkins bezieht das auf die klassisch religiöse Sicht der Welt, womit er ja auch teilweise recht hat. Wenn man Gott im Kontext philosophischer Ideen sieht, dann hat das mit Naturwissenschaft natürlich erst mal nichts zu tun. Allerdings hat das auch nichts mehr mit dem klassischen Wesen der Religion zu tun. Habe verstanden, dass du damit auch nichts anfangen kannst.
Aber frage jetzt mal ganz naiv, kann man nicht einfach damit leben, dass es so eine Weltordnung, in dem Sinne, dass es für alles einen Grund gibt, schlicht und einfach gar nicht gibt ?
(11-12-2012, 10:34)Mustafa schrieb: Vielleicht kann ich es dir anhand eines Zitates aus Nietzsches "Geburt der Tragödie" näher bringen :
"Nun aber eilt die Wissenschaft, von ihrem kräftigen Wahne angespornt, unaufhaltsam bis zu ihren Grenzen, an denen ihr im Wesen der Logik verborgener Optimismus scheitert.
Denn die Peripherie des Kreises der Wissenschaft hat unendlich viele Punkte, und während noch gar nicht abzusehen ist, wie jemals der Kreis völlig ausgemessen werden könnte, so trifft doch der edle und begabte Mensch, noch vor der Mitte seines Daseins und unvermeidlich, auf solche Grenzpunkte der Peripherie, wo er in das Unaufhellbare starrt.
Wenn er hier zu seinem Schrecken sieht, wie die Logik sich an diesen Grenzen um sich selbst ringelt und endlich sich in den Schwanz beißt – da bricht die neue Form der Erkenntnis durch, die tragische Erkenntnis, die, um nur ertragen zu werden, als Schutz und Heilmittel die Kunst braucht."
Stimmt, die wissenschaftlichen Erkenntnisse haben ihre Grenzen, die sie aber hin un wieder weiter hinaus schieben. Allerdings kann ich darin keine Tragödie erkennen. Allgemein ist die menschliche Erkenntnisfähigkeit sicher beschränkt. Aber ist das schlimm ? Brauchen wir deswegen die Metaphysik, oder wie auch immer wir das nennen wollen ?
Da wir Menschen trotzdem irgendeinen Sinn brauchen, müssen wir uns den halt selbst schaffen, was wir ja auch tun (mit oder ohne Religion).
(11-12-2012, 10:34)Mustafa schrieb: Wenn ich in dieses "Unaufhellbare" starre, wenn ich mir der "Größe" und Macht der "Welt und darüber" bewusst werde, fallen mir keine besseren Adjektive ein als von "Göttlichkeit" zu sprechen.
Es geht nicht darum, dass da irgendein "Wesen" (womöglich noch vorgestellt als Art Weihnachtsmann) sitzt, sondern darum, die Welt, wie sie ist, als "von und mit Gott" zu sehen.
Es ist einfach ein anderer Blick auf die Welt.
Ja alles O.K., aber wozu dieses Metaphysische, warum reicht nicht einfach der Blick auf das was wir tatsächlich wahr nehmen, mit all unseren Sinnen. Das wir in der Unendlichkeit des Kosmos in Relation zu dessen Grösse ein kleines Licht sind, ist faszinierend. Diese Erkenntnis hat für mich selbst zur Folge, dass ich eine etwas gelassenere Einstellung zum Leben gefunden habe.
"Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?" (Douglas Adams, The Hitchhiker's Guide to the Galaxy)