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Warum der christliche Gott?
#1
In einem Blog las ich diesen Kommentar:
YeRainbow schrieb:nun der einzig wahre Gott ist Marduk, da sind wir uns doch sicher einig?
Nicht so ein dahergelaufener Emporkömmling wie der christliche, wiehießerdoch?

Es gibt überhaupt NUR NOCH Ungläubige bzw Fehlgläubige.
Die Menschheit ist verderbt.
blog.thebrights.de/2010/02/13/volksverhetzung-gegen-die-kirche/

Klar, ist eine Persiflage auf den christlichen Wahrheitsanspruch.
Bei näherer Überlegung kam bei mir die Frage auf, warum Christen in Deutschland eigentlich ausgerechnet an den christlichen Gott glauben. Ein germanischer Gott wäre doch naheliegender.

Wie reflektiert ein Christ dieses scheinbare Dilemma?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#2
Wenn Du fragen würdest, warum Menschen in Deutschland an den christl. Gott glauben statt an einen germanischen, wäre die Frage für mich plausibel.

Gruß
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#3
Genau. Warum ausgerechnet an einen immigrierten Gott?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#4
In meinem alten Sagen- und Legendenbuch steht diese Geschichte:

Die Legende der Fällung der Donar-Eiche bei Geismar (723n.Chr.):
Bonifatius hat das Wahrzeichen des germanischen Gottes Donar, unterstützt durch göttlichen Beistand, gefällt und dadurch die heidnischen Bevölkerung missioniert. Bonifatius hat gezeigt: nicht der germanische Gott, sondern der christliche Gott ist der Stärkere.
As Salamu Aleikhum
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#5
Also, weil das Christentum die "überlegene Herrenreligion" ist?
Gibts da noch andere Gründe?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#6
Ich hab keine Ahnung und beim googln hab ich auch nicht wirklich was sinnvolles gefunden. An die Geschichte der Donar Eiche konnte ich mich noch erinnern und hab deshalb das alte Buch ausgegraben und nachgelesen, das gibt aber auch nicht mehr her zu dem Thema. Bin gespannt ob jemand mehr dazu sagen kann.
LG
As Salamu Aleikhum
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#7
Nun, ich vermute, die übernahme der christlichen Religion im Frühmittelalter, bzw der spätrömischen Zeit war ein "Politikum", durch die Anbiederung mit den christlichen rom versuchten herrschende Schichten sich liebkind zu machen,..auch ist zu berücksichtigen, das die eher durchstrukturierte christliche religion mit dem durch Gott eingesetzten Herrscher vorteilhafter für herrschende Schichten war, als der germanische Glaube, wo dem fähigsten der Vorzug gegeben wurde,..nicht umsonst gab es in der altgermanischen Kultur schon so etwas wie ein Parlament vulgo Thing,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#8
Welche autoritäre Staatsform bedient sich nicht eines religiösen oder atheistischen Werkzeuges, um seine Macht zu sichern? Selbst die USA war dagegen nicht gefeit ("Achse des Bösen").
Gruß
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#9
@d.n.
Sehr interessant. "wo dem fähigsten der Vorzug gegeben wurde" Ist ja in der heutigen Politik nicht so, hehe.

Diese christliche Missionierungswelle zeigt doch, wie beliebig Religion ist. Entweder man wählt sich eine Religion selbst aus oder es wird für einen gewählt. Wie kommen dann manche nur auf die irrige Idee, ihre Religion wäre die einzig wahre. Meine Meinung.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#10
Zitat:Wie kommen dann manche nur auf die irrige Idee, ihre Religion wäre die einzig wahre.
Die indoktrinierte Abgrenzung zu einer anderen Religion. Auch die r.k.K. tut sich heute recht schwer in Sachen Ökumene.

Gruß
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#11
Auf jeden Fall, je länger ich zu dem Thema lese umso klarer wird mir, die christlichen Missionare waren auch hierzulande nicht zimperlich

...es war Praxis der Missionare, an Stelle germanischer Heiligtümer christliche Kirchen zu errichten. Das zeigt schon die vorher erwähnte Fällung der Donareiche, aus deren Holz Bonifatius sofort eine Peterskirche erbaute. Ähnlich wird im "Leben des hl. Liudger" von Altfried (c. 22) erzählt, daß der Heilige die Tempel des Fosete auf Helgoland zerstörte und an ihrer Stelle eine Kirche für Christus errichtete.

Sie beriefen sich auf die Bibel:

Ich verkünde euch jetzt die Gebote und Rechtsbestimmungen,
die ihr in dem Land befolgen müsst, das der Herr,
der Gott eurer Vorfahren, euch geben wird ( ... ).

Zerstört alle Opferstätten auf den Bergen und Hügeln
und unter den heiligen Bäumen, an denen die Völker,
die ihr vertreiben werdet, ihre Götter verehren.
Reißt die Altäre ab, zertrümmert die Steinmale,
verbrennt die geweihten Pfähle und stürzt die Götzenbilder um.
Nichts darf an die fremden Götter erinnern.

5. Mose 12, 1-3
Die alte Lutherübersetzung konnte ich leider nicht kopieren
lg
As Salamu Aleikhum
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#12
Wenn ich die zehn Sendungen "Apokalypse" der Fernsehanstalt ARTE an meinem geistigen Auge Revue passieren lasse, dann ist die Frage im Römischen Reich im 4. Jahrhundert n. Chr. entschieden worden. Die Staatsreligion des Weltreiches hatte den Status einer "robusten Realität"! Es gab für die Polytheisten der maßgeblichen römischen Oberschicht schließlich keine Wahl mehr, entweder die neue Staatsdoktrin anzunehmen oder ihre Stellung, ihr Vermögen und in vielen Fällen ihr Leben zu verlieren.

Der politische Erfolg beflügelte die Missionare, denn die Hierarchie Roms wurde als ein getreues Bild des Weltenherrschers (Christus) und seiner himmlischen Heerscharen gesehen - und zwar buchstäblich.

Der ganz gewiss "nachösterliche Taufbefehl" verlieh der Missionstätigkeit eine hoch politische Bedeutung und natürlich für jeden Missionar einen unglaublich sinngebenden Auftrag (Matth. 28, 18-20):

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten, alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe ich bin bei euch bis an der Welt Ende.

Man beachte die militärische Wortwahl und bedenke, das Christus zu der Zeit bereits der Himmelsherrscher war, der dem Kaiser seine Macht verlieh! Ich glaube, wir vermögen heute die politische Sprengkraft für die germanischen Provinzen kaum noch zu ermessen.

Die germanischen Götter verdampften zu bedeutungslosen Schemen. Menschen mögen bedeutungsvolle Herrscher ... Rom, die glanzvollen USA der Antike ...
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#13
Aus dem EP des Moderators

(volksverhetzung-gegen-die-kirche)

Zitat:Klar, ist eine Persiflage auf den christlichen Wahrheitsanspruch.

So ist es!

Vielleicht gibt die oft zitierte "Evolutionstheorie" eine Antwort auf deine Frage.

Gruß Dornbusch

(Sind die neuen Regeln der Moderatoren hier anwendbar?)
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#14
Christlicher / Germanischer Gott oder eine beliebig andere Religion:
(14-02-2010, 19:04)humanist schrieb: Wie reflektiert ein Christ dieses scheinbare Dilemma?

Ein Bild: Unser Selbstbewusstsein schwimmt als eine Art Fettauge auf dem Meer des Unbewussten.
Dieses wiederum korrespondiert fortwährend mit dem Strom der Informationen aus seiner Umwelt d. h. aus unserem Körper wie auch der insbesondere menschlichen Umwelt. Wir leben in einem Beziehungsgeflecht.

Man kann sich dazu vollkommen unterschiedlich einstellen: eng an Texte und deren Mythen geklammert oder weit und offen für alles, was möglich ist.

Religion halte ich für Ausdruck der Beziehung des Menschen zu seiner "Heimat". Religion bildet letztlich eine Sprachregelung für gewisse Automatismen, die wir innerhalb der vielen Beziehungen mehr oder weniger reflexhaft leben. Ich sag' mal: aus ökonomischen Gründen, um nicht ständig über Für und Wider unserer Handlungsweisen nachdenken zu müssen.

Also ja, Religion ist beliebig. Wenn sie aber (historisch) "eingerastet" ist, dann stabilisiert der Wunsch nach einer ökonomischer Haltung eine bestimmte Lehre - und adaptiert sie.

Ich bin überzeugt davon, dass wir "christliche Lehre" vollkommen anders leben als die Jünger Jesu von knapp 2000 Jahren (Antike), die Menschen des Mittelalters (Heiliges Römisches Reich) oder der aufkeimenden Neuzeit mit den Philosophen Nietzsche, Feuerbach, Schopenhauer, Mach usw.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#15
Hallo Ekkard,

in deinem letzten Satz wirfst du ein einen wichtigen Hinweis ein:

Vor zwanzig Jahren haben meine Kollegen und ich die Gemeinden darauf vorbereitet, daß in Zukunft Religion und Kirche in Deutschland immer mehr auf das Privatleben begrenzt werden würde. Der Weg "nach innen" erschien uns als der zukünftige Weg.

Niemand hat damals vorausgesehen, daß Evolution, Umweltschutz, Integration und Islamisierung ein auch religiös-christliches Thema in der Öffentlichkeit werden würden. Wir hatten das humanistisch-atheistische Diktat der Privatisierung des Glaubens schon fast geglaubt - und nun dies!

Atheismus - Islam - Christentum geraten in Europa in ein neues Mit- oder Gegeneinander. Mit den Ursprüngen dieser Drei hat das Heute nichts mehr zu tun. Unsere (ich meine damit meine Arbeitgruppe) Visionen von damals von der Rolle des Glaubens in der Öffentlichkeit waren, wie wir heute sehen, falsch.

Mir scheint, in Europa breiten sich neue und alte Fundamentalismen aus. Nicht nur solche religiöser Natur - auch politische und ideologische.
Davor fürchte ich mich - das gebe ich zu.

Gruß Dornbusch
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