(20-07-2009, 20:33)alwin schrieb: Sorry liebe Leute, wo hat Jesus physikalische Gewalt innerhalb seiner Liebeslehre (durch das Schwert oder nicht) eingesetzt? Eure Spekulationen sind allenfalls ein Hinweis dafür, daß Ihr die Lehre Jesu nicht wirklich verstanden habt, aber seitenweise darüber diskutiert!
Vielleicht habe ich es übersehen, dann bitte ich um "Verzeihung", aber wo findet in Eurer Diskussion das allumfassende Liebesgebot auch nur in einem Nebensatz Platz?
Als ehemaliger Lehrer sage ich da nur, Thema verfehlt! Und nun könnt Ihr Euer Maul über meine "unverschämte " Bemerkung zerreißen... Aber Vorsicht, das Echo ist dann auch nicht ohne! :icon_cheesygrin:
Das Thema habe ich vorgegeben, daher konnte ich es nicht verfehlen. Da "ehemalige Lehrer" dazu neigen, schulmeisterhaft zu sein, will ich Dir das nicht übelnehmen.
Hier behandeln wir nicht Kerygma, sondern die Historie. Wenn zu zu letzterem was zu sagen hast, bist Du dazu herzlich eingeladen.
Die Mehrheit der Juden hat die römische Fremdherrschaft nicht hingenommen. Es ist daher kaum denkbar, dass das, was Jesus gelehrt hat und bewirken wollte, so wenig mit den Römern zu tun haben sollte.
Durch die Römer wurde das "Volk Gottes" (wieder einmal) seiner Eigenständigkeit beraubt. Sie brachten Geld in Umlauf, das ein Abbild des "göttlichen" Kaisers zierte. Die Juden hatten einen König hinzunehmen, der Vasall der Römer war. Es wurden ihnen Steuern abgepresst, jeder Keim von Auflehnung wurde blutig niedergeschlagen.
Die Kreuzigung, die von den Juden als besonders abscheuliche Hinrichtungsart angesehen wurde (Dtn 21,23), wurde von den Römern ausufernd praktiziert, die Pharisäer waren die Hauptopfer dieser Gewaltpolitik.
Das alles sollte Jesus so wenig berührt haben, dass er kaum Worte dazu verlor? Dass das wohl nicht so gewesen sein kann, dafür sprechen in den Evangelien einige (wenige) Indizien, etwas vergraben zwar, aber durchaus erkennbar, wenn man sich darum bemüht.
Viele Juden empfanden ihr Schicksal als so schlimm, dass sie sich um charismatische Prediger, die die Endzeit kommen sahen, scharten und deren gab es viele. Wenn sie in großer Not waren, war das Hoffen auf den Messias groß. Die Juden wünschten sich Erlösung, allerdings von ihrer materiellen Not, weniger von der "geistigen".
Als Jesus auftrat, tat er das anfangs als Prophet, der die Ankunft des Reiches Gottes verkündete. Als er später den Titel "Messias" beanspruchte, wurde er von seinen Anhängern als solcher begrüßt und gefeiert. Die Menschen bejubelten ihn, als er in Jerusalem einzog. Seine erste "Amtshandlung" war die Reinigung des Tempels. Eine Woche später war er tot. Gekreuzigt, wie viele andere zuvor, die sich gegen die Römer aufgelehnt hatten, gekreuzigt als Messias, als König der Juden.
Das ist eine kurze Schilderung, wie es gewesen sein könnte, wenn man die Abläufe nüchtern historisch betrachten will.
Nicht mehr oder weniger Spekulation, als die Deutung von Herrenworten (auch die Bergpredigt) als authentisch oder in den Mund gelegt oder vom einem Redaktor überarbeitet.
Glaubenswahrheiten stehen nicht zur Diskussion, ob es nun um Auferstehung Christi oder um die Himmelfahrt Mohammeds geht.
Mit dem kerygmatischen Jesus Christus dürfen historische Untersuchungen nichts zu tun haben. Die Botschaft, die durch ihn vermittelt wird, ist für Christen wahr und gültig. In dieser Botschaft hat das Liebesgebot auch seine zentrale Bedeutung.
MfG E.
MfG B.