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Kommunikationsregel aus den Religionen
#16
Fritz7 schrieb:
Karla schrieb:Na ja - was manche "beherzt" nennen... Da bin ich dann schnell weg.
Womit man schon wieder bei Unterstellungen und Missverständnissen angekommen sein könnte ...
sobald eine tendenziöse Auslegung von "beherzt" im Raum steht. Ich könnte das Wort persönlich auch anders mit Inhalt füllen ????
Ich habe das Wort "beherzt" mit Dir und Deinem (häufigen) Diskussionsstil in Zusammenhang gebracht. Da ist dann das Wort "beherzt" eben eine Untertreibung.


Zitat:Zuviel Dünnhäutigkeit in Webforen führt nur zum "schnell weg", aber kaum zum Meinungsaustausch.
Das stimmt nicht. Trotz meiner zugegebenen Dünnhäutigkeit kenne ich jede Menge Meinungsaustausch. Warum auch sollen alle Dünnhäutigen aus den Foren wegbleiben und nur die bleiben, die gegen Beleidigungen nichts haben? Eher bin ich der Meinung, dass beide Seiten sich mal zusammenreißen.


Zitat:Und Polarisierung incl. Missverständlichkeit gehört eben untrennbar dazu ... Ich wüsste wenigstens nicht, wie sicher vermeidbar ...
Darum habe ich ja oben geschrieben: wenn jemand auf diesen Missverständnissen BEHARRT.
Wenn diese festgerasteten Missverständnisse nicht behebbar sind, sind Diskussionen sinnlos. Und auch dann, wie oben gesagt, wenn der andere nur auf Missverstehen AUS ist. Um den mache ich einen weiten Bogen.


Zitat:ohne zuviel Langeweile und bigotte Konsens/ Liebetümelei. DANN bin ICH schnell weg ...
Und ebenfalls habe ich oben genau für diese Liebetümelei ein Beispiel gebracht, das auch in meinen Augen verlogen ist.


Es GIBT Foren, wo sorgfältig gelesen wird, bevor man antwortet. Ich denke, jeder hat die Freiheit, sich das Forum auszusuchen, in dem er zurecht kommt. Und wenn ein Forum sich ändert und plötzlich zumeist rein oberflächlich gelesen wird (nur als Beispiel), dann muss man es verlassen. Wenn darauf bestanden wird, dass der ruppige Ton in Ordnung ist, dann kann man nichts machen, außer zu gehen.



t.logemann schrieb:Ein Problem im Forendialog: Man sieht sich nicht, sitzt sich nicht gegenüber, hört nicht auf die Betonung der Stimme, bekommt also manchesmal garnicht mit, ob ein Angriff erfolgt - oder nur eine Klärung.
Das stimmt. Und diesen Schuh muss ich auch mir selber anziehen. Ich habe da schon oft in diesem Sinne missverstanden.


Dennoch gibt es in jedem Forum Regeln, die halbwegs auf Objektivierbares zielen: persönliche Beleidigungen. PERSÖNLICHE Beleidigungen sind zumeist klar von einer sachlichen Gegenmeinung unterscheidbar. Da gibt es keine Entschuldigung, kein sich Rechtfertigen. So etwas ist unter Menschen für mich keine Möglichkeit des Umgangs. Das ist das Minimum.
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#17
Karla schrieb:Warum auch sollen alle Dünnhäutigen aus den Foren wegbleiben und nur die bleiben, die gegen Beleidigungen nichts haben?
Sollen sie ja gar nicht ... Und auch, wenn ich etwas unempfindlicher bin gegen mehr oder weniger Grobheiten in der Hitze der Diskussionen, die man auch als Beleidigung auffassen könnte ... WO genau hätte ich DICH beleidigt?

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#18
Fritz7 schrieb:WO genau hätte ich DICH beleidigt?
Nirgends.
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#19
Wichtig ist auch,
dass wir immer Humor mitspielen lassen
und nicht jeden Pups ernst nehmen (wie z.B. Fritz das "Immer feste druff!", s.o.).

Wer sollte hier schon ein Interesse haben,
seine Meinung durchzuboxen?
Ich gehe nie davon aus, dass jemand meine Meinung übernimmt, lege aber trotzdem mein Bekenntnis ab, weil sich dann Gesinnungsgenossen finden können und mir wichtig ist, dass auch mein Standpunkt als einer unter vielen deutlich wird.
Ansonsten lebe ich auch so ganz gut, wenn niemand meine Meinung teilt.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#20
Mandingo schrieb:und nicht jeden Pups ernst nehmen (wie z.B. Fritz das "Immer feste druff!", s.o.).
Eigentlich macht die Rolle des kleinen Holzhackers und ein bisschen angedepperten Bauern mir ja Spass ... Hat mich dennoch irritiert, WIE gerade Du bei der Inszenierung mithilfst, das "herzhaft" eigentlich konsequent verlängert ... gewisse Missverständnisse haben bisweilen hohen aber einsamen Unterhaltungswert ...
Westfälischer Humor scheint etwas anders verdrahtet ...
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

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#21
BS"D

Fritz7 schrieb:JA, ... aber Aufzucht und Plege eines jüdischen Dogmas?
Worauf beziehst du dich hier und was soll mir das nun sagen?

Fritz7 schrieb:Wie wirkt sich das aus in politischen Zeitungen israels, in der täglichen Politik, wie in jüdischen Gemeinden auch in Deutschland, wenn Konflikte drängender werden und Machtkämpfe auch?
Du verwechselst hier Israel und Politik mit Religion Icon_wink In frommen Zeitungen (auch aus Israel) wirst du eben keine negativen Nachrichten finden, weder über einzelne Personen, noch Gruppen, noch sonst etwas.

Fritz7 schrieb:aber großes halb- bis nichtöffentliches Tuscheln und Rauschen im Untergrund?
Was meinst du jetzt hiermit? Öffentlich hiess hier das zwei oder mehr Menschen mit einander darüber sich austauschen und weniger den Öffentlichen Raum.

Fritz7 schrieb:... deswegen scheint öfters mal auf etwas krummen Pfaden verschämt drunterdurchzugehen unter dem Hohen Anspruch!
Ja? Sicherlich ist es ein hoher Anspruch und hat seine Schwierigkeiten, aber die welche versuchen danach zu leben, habe ich bislang nicht auf krummen Pfaden erwischt.
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#22
Jakow schrieb:JA, ... aber Aufzucht und Pflege eines jüdischen Dogmas?
und was soll mir das nun sagen?[/quote]soll sagen, dass ich immer wieder den Eindruck habe, dass Laschon hara immens wichtig ist im Judentum - für alle, nicht nur die allerfrommsten. Fast etwas wie ein Dogma im sonst scih undogmatisch gebenen Judentum.

Nein, bei Deiner feinen Unterscheidung zwischen politischem Israel und Religion gehe ich nicht mit. Auch sonst wird KEINE Unterscheidung zwischen sälularem und religiösem jüdischen Leben gemacht, erst recht nicht im Staat Israel.

Laschon hara ist eine ziemlich strenge Regel ... und da tröstet es mich fast, dass auch Juden Schwierigkeiten in der Praxis damit haben, dass Juden ganz unverkennbar Menschen sind, bei denen es bisweilen menschelt. Und Klatschfreude ist so eine manchmal sympatische menschliche Schwäche, auch wenns auf Kosten anderer Menschen geht.
Ich erinnere mich noch gut an das Gemurkse, als Michel Friedman wegen persönlicher Patzer in die auch innerjüdischen Schlagzeilen geriet ... und auch von orthodoxen (selbst für mich Nichtjuden vernehmlich) hinsichtlich seines Sexuallebens und anderem durchdiskutiert wurde ... Ja, eine unangenehme Situation, einer der ganz wenigen medial vorzeigbaren Orthodoxen ... und dann öffentlich sichtbar so neben die Grundsätze ... Ich verurteile da nun wirklich niemanden ... Ich hätte in der Haut von keinem Beteiligten stecken mögen.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#23
t.logemann schrieb:Ein Problem im Forendialog: Man sieht sich nicht, sitzt sich nicht gegenüber, hört nicht auf die Betonung der Stimme, bekommt also manchesmal garnicht mit, ob ein Angriff erfolgt - oder nur eine Klärung.

Nächstes, eher allgemeines Problem: Wir haben in fast allen Internetforen eine "Streitkultur", keine "miteinander-reden-Kultur". Sich gegenüberstehende Ansichten, Meinungen - völlig o.k., aber streiten (wie früher der Herr Wehner und der Herr Strauss im Bundestag zu Bonn...) auf "Deibel komm`raus" - da kommt nix bei `raus -ausser Frust...

Ich gebe dir in beiden Punkten völlig recht. Ich finde es auch traurig, dass man sofort angegriffen wird, z. B. weil man ein Muslim ist und es momentan In zu sein scheint Muslime anzugreifen bzw. zu beleidigen. Eine Diskussion muss nicht zum Konsens führen, sie muss aber respektvoll geführt werden. Und eine Diskussion sollte argumentativ geführt werden, ansonsten landen wir immer wieder im Reich der Fabeln.
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#24
Schalom allerseits :.)
Was Jakow so allgemein andeutete, mit den beiden Regeln und dem Gebot, nicht Unrichtiges über den Naechsten "bezeugen" zu wollen, das kommt auch mit meiner Ansicht hin, was ich an einem Forum beitragen kann und was nicht.
Er hat "Ladschon haRa" noch nicht naeher erläutert. Es geht darum, was man über andere sagt, solle richtig, wichtig genug und moeglichst auch Gutes sein, sogar in dem Ausmass, sich persoenlich nichtmal mit einem Wissen zu verteidigen, das den Angreifer schwer blamieren koennte, falls man so etwas weiss. Beschaemen des Mitmenschen rechnet das Gebot sogar zum Gebot "Du sollst nicht morden", es wird nur gebilligt in einer Notwehrsituation, wo das Leben in Gefahr kommt, und drerjejnige auch nach der Rechtslage berechtigt waere, ein Messer zuhilfe zu nehmen, um nicht in dem Moment selber gekillt zu werden. Sollte man sich dafuer vor einem Gericht verantworten muessen, geht man da natuerlich auch hin.Es ist Pflicht des Gerichtes, solche Dinge genau nachzufragen.
Laschon haRa, die "ueble Nachrede" ist es auch, was am Beispiel des Doeg erlaeutert wird:
Dieser Hoefling bei schon extrem paranoid gewordenen Koenig Saul erfuhr, dass der geflohene Schwiegersohn David in Nob war, wo ein ganzer Ort Priester-Familien lebt und ein kleines Heiligtum steht, worin unter anderm auch das Schwert des Riesen Goliath lag, das David damals zustand, weil er diesen Riesen besiegte. Dort bekam David das Schwert ausgehaendigt und wegen Hungers die Schaubrote vom Vortag, die taeglich ausgewechselt wurden, zu essen. Doeg ging zu Schaul und formulierte es - mit Bedacht vermutlich - so: "Die in Nob gaben dem David Waffen und Verpflegung." Fuer den kranken Koenig klang das nach Aufruhr, waehrend fuer die Priester war nur der aktuelle Schwiegersohn des aktuellen Koenigs da gewesen und hatte nichts Besonderes bekommen. Das wurde aber nun eben nichtmal nachgefragt, sondern der Koenig Saul schaeumt vor Wut und Angst und befiehlt: Doeg soll hingehn und den gesamten Ort ausrotten - was er dann auch tut.
Da war die Mitteilung im Prinzip nicht gelogen und der gemeldete Vorfall ja eigentlich "nicht der Rede wert" - und gar nichts Boeses - aber diese Wirkung auf diesen Koenig in diesen Tagen war kalkulierbar und zumindest zu befuerchten. Das machte eine "harmlose Mitteilung" zur Mordwaffe.
Doeg veranlasste seinen Koenig zu einem schweren Verbrechen, weil der das nun ja befohlen hatte.
Damit, dass Doeg der Veranlasser einer schweren Verfehlung des anderen war, gilt er vor dem Gebot als der schlimmere Schuldige am Endergebnis, der Ermordung jenes ganzen Dorfes Unschuldiger.
Hier in den Foren wird ja kaum der erstgeschilderte Zustand auftreten, dass man aktuell mit dem Leben in Gefahr ist, also gibt es keinen Grund, beschaemende Dinge ueber andere zu aeussern.
Fall zwei kann aber auftreten, dass man hier Dingge rumerzaehlt, die Furchtbaren anrichten koennen bei Leuten, die da sowieso "extrem" gereizt sind, dann waere man Verursacher zur Suende eines Mitmenschen.
Das besagt: Wir sind Hueter unserer Brueder.
Was hier von der Baha'i Lehre beigetragen wurde, ist sicher auch ein gutes Prinzip, es erinnert mich an eine Buddhistin, die nach "dem 11.September" im Internet erlaeuterte, dass man auch dann nicht hassen duerfe, sondern sich still und bruederlich neben den Taeter setzen und versuchen sollte, sich in ihn einzufuehlen. - Schlimm nur, dass mir dabei das bildhaft vorstellbar war, dass solch ein Taeter da nicht solange ruhig sitzenbleiben wuerde, um verstanden zu werden.
Der Buddhist arbeitet dabei ja zentriert an der eigenen Gelassenheit, weil nur diese ihn frei machen wird aus dem leidvollen Rad der vielen Leben. Klar, gerade wenn einer sehr schockiert waere von solch einem Attentat, dann wuerde er umso dringender anstreben, gelassen zu bleiben, schon damit von ihm /ihr nicht im naechsten Leben "schon wieder sowas" erlebt werden muss.
Mir scheint nur, das ist nicht meine Welt - religioes besehn - denn es gibt einen hoeheren Wert als die eigene Leidensfreiheit - biblische Religionen erwarten ja auch nur 1 biologisches Leben, als Durchgang, nachher genuegt das aber auch, man wird weiter existieren und die Auferstehung aller bringt dann schon die Ergebnisse daraus. Gelassen bleiben muss ich nicht, dennoch strebt man es als weiser Glaeubiger so oft wie moeglich an.
Was Fritz vorhinn fragte, wie weit z.B.die Medien in Israel-Land und die konkrete Verwirklichung im Judentum mit der Realisierung der erwaehnten Ge-und Verbote ueber das Meinungs-Aeussern sind, kann ich dazu nur sagen, dass ich es nicht beurteilen kann, ob da irgendwer a) religioes b) fromm oder c) weise ist.
Wie in allen Medien wird es auch dort Menschen aller Schattierungen geben, auch der 70 Jahre lang in den Atheismus gezwungene Anteil Mitjuden aus der Sowjetunion kann nicht bei der grossen Menge von dort ploetzlich und zugleich Eingewanderten Israelis spurlos zur Halakha (Gebots-Weg) und dann noch zu einem weisen Umgang mit ihr uebergegangen sein, ebensowenig wie der hohe Anteil anti-religioeser Indoktrination ex-DDR-Erziehung hier in Deutschland.
Meine Erfahrung ist nur, dass gute normale Juden sich eigentlich viel und heftig zu streiten pflegen, auch Fromme und Religioese. Aus meiner Familie bin ich es nicht so gewoehnt, auch das ist verschieden bei jedem in Foren wie hier. Eine Regel "Lass die Sonne nicht ueber einem Streit untergehn" finde ich akzeptabel.
Da ist noch ein Aspekt:
t.logemann, Du erwaehnst Wehner und Strauss als Musterbeispiele, wie Politiker einander beim Streiten angehen - ehrlich gesagt, ich bin aus der Generation, ich hab mich davon nicht irritiert gefuehlt. Damals war naemlich dabei immer noch deutlich, dass es beiden gemeinsam darum ging, dieses Land demokratisch zu regieren, ob als Wahlsieger oder als Opposition, sie sahen auf beiden Seiten der Medaille dennoch die Zusammengehoerigkeit. Das Ziel war ein Gutes, unserm Volk die erlittenen Schaeden der Hoerigkeit abzugewoehnen. Strauss und Wehner haetten keineswegs nach so einer heftigen Wortfehde daran gedacht, den andern nun abzumurksen. Im Gegenteil bebte in beiden noch nach, dass man sie fuer ihre Einstellungen ohne Weiteres in der Diktatur "hueben wie drueben" exekutiert haette. Sie waren imstande, in Kauf zu nehmen, dafuer zu sterben.
Unsere "Streitkultur" in Foren zieht mich also an, um zu praktizieren, dass man sehr kontraerer Ansichten sein kann, und die kann man sagen, das ist allemale vorzuziehn anstatt dass man nach 3-4 Wortwechseln stumm zu brueten beginnt und einem einfach Worte fehlen, weil die Softy-Ideale Friede-Freude-immer-sanft-Sein einem alles vereitelten, was man ausser "Sch@!!!" aeussern koennte. Es ist erschreckend wortarm geworden, wenn man z.B.im Fernsehn Filme oder Debatten sieht. Dieses Wort, dessen Ding man nichtmal in die Hand naehme, dient für die Abdeckung von viel zu viel sehr unterschiedlichen Emotionen und besagt nur "Ich empfinde etwas stark, hab aber keine Zeit oder Idee, es genauer zu betrachten und zu formulieren".
Nimm man einen simplen Krimi. Das moderne Drehbuch stoesst auf jemanden, der tot ist und sagt "Sch@!!!" - frueher stand an dem Punkt der Handlung etwas ebensowenig Schlaues, "Kreiiiiisch!" - ist das etwa gerecht einem Faktum gegenueber, dass man jemanden traf, der ganz hilflos (weil tot) ist - und das war jemand wie ich und Du? - in hunderten von Filmen sieht man mal 1, der sich diesem mitfuehlend widmet, denjenigen bergend und menschen-wuerdig bestattend, selbst wenn man weder verwandt noch befreundet war.
Mitten im Krieg kam es vor, dass man etwas abstumpfte und stieg halt ermuedet um auf der Strasse liegende Tote herum, ohne gross zu ueberlegen, aber selbst da hat man sich dann doch drum gekuemmert. Im modernen Wohnzimmer mit Fernsehn als "Umwelt-Information" ist das die Minderheit der Wahrnehmbarkeit - sich angesichts des Todes um jemanden zu kuemmern.
Bei fast allen Konfessionen ist aber das der Ursprung gewesen, sich zu fragen, was hinterher kommt, und sich zu kuemmern und auch zu be-kuemmern, wenn es den Mitmenschen erreicht hat, zu sterben.
Von diesem Ende her aus besehen ist es mir nicht egal, wie Religionen in Diskussionen gefleddert und verbal niedergemacht werden, weil jene, die das tun, es gar nicht kennen, wie wertvoll es sein wird fuer sie und andere, wenn es nicht zerfleddert worden waere. Viele haben es nicht mitgeteilt bekommen, was es einem wert sein kann.
Also bin ich einer, wo man es mitgeteilt bekommen kann, was es mir wert ist, diesen Glauben zu haben und nicht allein zu sein, als jemand, der so etwas glaubt und damit das Leben aller liebt.
Aus diesem Standort kann ich auch "goennen", dass andere etwas anders glauben und damit leben. Im Judentum glauben wir an G0TT und dass ER einen direkten Zugang zu jedem Menschen findet, dessen Freund sein kann und diesem kann das eine ewige gute Zukunft seiner selbst einbringen. Also man braucht dazu nicht Jude zu werden.
Christen halten es fuer unentbehrlich, Christ zu werden, Protestanten, soweit sie glauben, dass der Mensch total verloren und verdorben ist, ehe man ihn tauft und mit der Gnade versoehnt, haben eigenartigerweise nicht zu allen Zeiten andere Menschen missioniert, nur die eigne Nation
- waehrend Katholiken, die wie Juden glauben, dass der Mensch so-und-so sein kann, gut und schlecht und freien Willens waehlen sollend, Tag um Tag dem Wirklichkeitssinn nach, was gerechter sei - und dann kann ihn G0TT lieben - die haben nie aufgehoert, ihre Lehre auch ausserhalb der eignen Nation allen Menschen anzubieten.
Muslime wurden gleich als Missions-Konfession mit Macht gestartet - Christen eigentlich erstmal ganz ohne Macht, Jahrhunderte um Jahrhunderte.
Im Judentum, soweit es noch um Den G0TT vom Sinai geht, koennen sich als "Mutter der Kompanie" deuten, schon was die Durchhaltekraft dieser Konfession angeht.
Es gibt vielleicht ebenso alte und vielleicht aeltere Religionen - aber ich weiss keine andere, die mit permanent so wenig Mitgliedern und unter dermassen wechselnden Bedingungen in praktisch allen Ecken des Erdballs so viel Erfahrungen und Bedingungen verstreut erlebte und noch so frisch ist. Man könnte ein "Wehner" oder ein "Strauss" darin sein, und sich streiten, dass Zuhoerer in Deckung gehn - aber auch eine "Florence Nightingale" oder ein "Urwald-Arzt" - ein "Rockefeller" oder "Mozart" - eine stabile Konfession faellt nie gleich in Ohnmacht über abweichende Verhaltensweisen. Unser G0TT ist da gar nicht so schreckhaft.
Also ich trau meinem "Laden" echt was zu.
Fuer das Teilnehmen an Foren bedeutet das, fuer mich, dass ich mir vieles ansehn kann und lern von allen was hinzu, werd mich aber hueten, immer mitzuteilen, was und von wem was ich dabei lernte... *g*
- es ist schon wahr, wir sehn einander nicht, also kann hier auch jeder jemanden darstellen, der er / sie offliine gar nicht ist und auch nie waere. "Grimms Maerchen" sind zugelassen.
So schlimm ist das aber trotzdem nicht, es ist eine tolle Chance darin, hier mal nur Geist zu Geist zu sprechen, ohne das Rollenspielen, das uns alle alltags so viel-zu-vieles festlegt, lieber nicht zu sagen, und darum zu viele Gespraechsthemen beschneidet.
Wir muessen nur hoffen, dass nicht zuviele Gesetze unsere Forenwelt in der Redefreiheit zu ueberwachen geschaffen werden. Lieber pausiere ich mal, wenn mir ein Gast zu nervig wird, komme aber wieder, wenn ich mich erholt hab und streite mich gern weiter. - Mehrt man die Gesetze, mehrt man nur die Uebertreter.
Noch eine nuechterne Feststellung: Jeder, der sich beschwerte, dass unsere "613" Gebote "unertraeglich zu viele" seien, schaffte seiner Gemeinschaft in Kuerze hundertfach mehr Regeln und Gesetze an, um ohne diese "613" klarzukommen... Das ist fast so merkwuerdig wie jemand, der sich aus Angst vor einer "toedlich-sein-könnenden" Diagnose sofort umbringt.
- Warum kann man nicht einfach aufhoeren, so waehlerisch zu sein?
- Warum muss man erst alle Religion misstrauisch kaputt-untersuchen, ehe man einfach mit einer mal anfaengt, sie zu leben?
Dies "warum" werd ich nicht klaeren koennen, solche Phaenomene umgeben uns halt zur Zeit mehr als je. Aber das sorgt mich nicht wirklich.
mfG WiTaimre :.)
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#25
Shalom WiTaimre,

... zwischen der Art der "persönlichen Verzeihung" (also sich "neben den Täter setzen und sich in ihn hineinfühlen - wollen -) und der allgemeinen, gesellschaftlichen Anwendung liegen Unterschiede. Kein Baha`i (und vielleicht auch sicherlich keine Buddhisten) würde sich in Israel damit zfurieden geben, sich in die Problematiken der Hamas "einzudenken" - um anschliessend eine Katjuscha-Rakete auf`s Haupt geschossen zu bekommen. Toleranz schliesst nicht ein, gesammtgesellschaftlich Missstände "durch das hineinfühlen" lösen zu wollen:

Toleranz

Abgeleitet von lat. Tolerare (zu tolous „Last", meint Toleranz das Ertragen einer physi-
schen, psychischen oder geistigen Last. Toleranz üben heißt demnach die Beanspruchung,
die eine fremde Lebensform oder Weltanschauung für die eigene Übezeugung bedeutet, ertra-
gen zu können.

Heute erstreckt sich das Verständnis von Toleranz vom privaten (akzeptanz individueller Le-
bensformen, uz.B. hinsichtlich Kleidermoden, sexueller Neigungen), über den gesellschaftli-
chen (wechselseitige Toleranz von einzelnen Gruppen unterschiedlicher weltanschaulicher
Überzeugung), den religiösen (gleichwertige Koexistenz der Religionen) bis in den politi-
schen Bereich. Im Rahmen freiheitlicher-demokratischer Ordnung ist Toleranz nicht nur im
Sinne einer Duldung abweichender Auffassungen zu verstehen, etwa darin begründet, daß
persönliche Einstellungen und das Gewissen äußerem Zugriff grundsätzlich entzogen sind;
vielmehr ist sie in Verbindung mit den allgemeinen Menschenrechten Teil der Verantwortung
des Staates geworden.

In der menschlichen Kommunikation ist Toleranz eine Vor- und Grundbedingung freier
vernünftiger Auseinandersetzung zw. konkurrierenden Wahrheits- und Geltungsansprüchen
von Erkenntnissen und Normen.
Die Unverzichtbarkeit von Toleranz wird vornehmlich damit begründet, daß kein Mensch im
Vollbesitz der Wahrheit sei, Wahrheitsfindung sich vielmehr als ein historischer Prozeß
vollziehe; bei universalem Wahrheitsanspruch (z.B. einer Religion) ist Toleranz in der Ach-
tung vor der abweichenden Überzeugung begründet.

Toleranz in ethischer und politischer Bedeutung

In Staat und Gesellschaft hat die Toleranz eine doppelte Schutzfunktion: sie schützt zum
einen das allgemein geltende gesellschaftliche und politische Normen- und Wertesystem vor
Infragestellung und Auflösung, wobei Wahrheitsansprüche, Werte und Traditionen einzel-
ner wie von Gruppen toleriert, d.h. hingenommen werden: zum anderen hat sie die Funktion,
Andersdenkenden und -lebenden vor Repressionen, Diskriminierung, vor psych. und
phys. Angriffen Schutz zu gewähren.. Toleranz ermöglicht somit Humanität und schafft die
Voraussetzung für ein friedliches Austragen von Konflikten.
Toleranz kann aber nicht als Ideologie des Status quo gemeint sein (Herbert Marcuse)
Vielmehr fordert gerade die ursprüngliche Heterogenität von Überzeugungen, Anschauungen,
Traditionen miteinander lebender und kommunizierender Menschen dazu auf, diese wahrzu-
nehmen, sie anzuerkennen, in den Dialog zu treten und dabei auch nach gemeinsamen Wert-
orientierungen als Basis der gemeinsamen Lebenspraxis zu fragen. Toleranz setzt, anknüpfend
an die Aufklärung, auf der Seite des Staates die Trennung des Politischen von Religion und
Weltanschauungsfragen sowie eine Bindung an die allgemeinen Menschenrechte und die Ver-
fassung voraus.
Auf der Seite des Individuums im Verhältnis zu Staat und Gesellschaft ist eine Anerkennung
und Wahrung der Prinzipien, Normen und Regeln des freiheitlichen Staates gefordert, selbst,
wenn, bezogen auf die Mehrheit, abweichende politische und weltanschaul. Grundsätze ver-
treten werden. Diese Rahmenbedingungen friedlichen Zusammenlebens setzen die Grenzen
von Toleranz dort, wo Überzeugungen und Lebensformen mit Gewalt auf einzelne, auf gesell-
schaftliche Gruppen oder polit. Gemeinschaften einwirken (z.B. jede Form des Radikalismus,
Rassismus u.a.) Eine pluralistische Gesellschaft ist ohne Toleranz nicht funktionsfähig.
(Brockhaus).
Voltaire, einer der wohl berühmtesten Anwälte der Toleranz, sagte einmal zu einem Kontra-
henten, „Ich bin zwar ganz und gar nicht ihrer Meinung, aber ich würde dafür sterben,
daß sie ihre Meinung sagen können."

Unter dem Deckmäntelchen der Toleranz macht sich in unserer Gesellschaft allerdings auch
viel Gleichgültigkeit breit. Diese Gleichgültigkeit, die alles beliebig erscheinen lasse, mache
schon jeden verdächtig, der einen festen Standpunkt vertrete.

Das Finden eines persönlichen Standpunktes ist die Voraussetzung dafür, seine eigene Sicht
der Dinge in der Auseinandersetzung mit anderen wieder zu relativieren. Nur aus einem sol-
chen Selbstbewußtsein heraus könnten die Menschen für Fremdes offen werden und auf die
Schutzmauer der Voruteile verzichten.

Um zur Toleranz- und damit zum Lernen aus Erfahrung fähig zu werden, braucht der
Mensch das Vorbild in der Erziehung, die Begegnung mit dem Fremden und die Erfahrung
der persönlichen Krise. Gerade die persönliche Krise und ihre Bewältigung, zwingen Men-
schen dazu, Neues zu wagen und Altes zu überdenken.

Hamburg, den 12.06.2003 Datei: tolerbro.doc Seite: 1 -Zusammenstellung aus dem Vertiefungsbereich zur Toleranz-

Uns Baha`i geht`s da genauso wie den Christen, die nach dem Wort Jesu "...die andere Backe hinhalten soll(t)en." Das ist eine erstmal persönliche Entscheidung, die aber nicht als gesamtgesellschaftlichen Konsens gewertet werden kann - sonst hätten wir nämlich bald eine Welt voll von Mördern und Vergewaltigern - sie bekommen ihre Taten ja "verziehen"...
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