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Dietrich Bonhoeffer und die Bergpredigt
#1
Hallo,
ich habe eine Frage zu Dietrich Bonhoeffer und seine Einstellung zur Bergpredigt Jesu. Bonhoeffer war ja ein Widerstandskämpfer gegen Hitler und den Nationalsozialismus.
Hat er die Bergpredigt befürwortet und nach dieser gelebt? Darin steht ja, dass du deinen Nächsten lieben sollst, wie dich selbst. War das der Grund warum er auch gehen Hitler und die Judenverfolgung war?

Über Meinungen wäre ich sehr dankbar
#2
Ein schwieriges Thema, welches sich vielleicht aus (s)einer Biographie ergeben könnte. Jedenfalls steht fest, dass er am Widerstand gegen das Nazi-Regime beteiligt war, was ja auch zu seiner Ermordung geführt hat.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#3
Dietrich Bonhoeffer hat seine theologischen Positionen immer wieder überprüft.

Bedeutend für seine spätere Entwicklung war wohl ein Studienaufenthalt in Amerika gewesen.

Die Orientierung des Denkens und Handelns an der Bergpredigt hatte bei Bonhoeffer die Bekanntschaft mit Reinhold Niebuhr und der Kontakt zur Social-Gospel-Bewegung angestoßen. Die Ernsthaftigkeit, mit der diese Bewegung die christliche Botschaft auf die Bewältigung sozialer Probleme bezog, beeindruckte ihn sehr.

Auch der Gottesgedanke, mit dem er dort bekannt wurde, faszinierte ihn: "Gott ist nicht nur geltende, sondern wirkende Wahrheit. Er ist im Prozess des menschlichen Lebens tätig oder er ist garnicht!"

Eine Wandlung, die er durchgemacht hatte, beschreibt er in einem Brief aus 1936.

Er schreibt an seine Freundin Elisabeth Zinn:

…Ich hatte schon oft gepredigt, ich hatte schon viel von der Kirche gesehen, darüber geredet und geschrieben - und ich war noch kein Christ geworden, sondern ganz wild und ungebändigt mein eigener Herr. Ich weiß, ich habe damals aus der Sache Jesu Christi einen Vorteil für mich selbst, für eine wahnsinnige Eitelkeit gemacht. Ich bitte Gott, dass das nie wieder so kommt. Ich hatte auch nie, oder doch sehr wenig gebetet. Ich war bei aller Verlassenheit ganz froh an mir selbst. Daraus hat mich die Bibel befreit und insbesondere die Bergpredigt. Seitdem ist alles anders geworden. Das habe ich deutlich gespürt und sogar andere Menschen um mich herum. Das war eine große Befreiung.

Es lag nun alles an der Erneuerung der Kirche und des Pfarrerstandes ... Der christliche Pazifismus, den ich noch kurz vorher ... leidenschaftlich bekämpft hatte, ging mir auf einmal als Selbstverständlichkeit auf.


Buchempfehlung:
Christiane Tietz. Dietrich Bonhoeffer, Theologe im Widerstand. Verlag C.H Beck.
ISBN 9783406645082

Das Büchlein müsste in jeder Pfarr- oder Stadtbibliothek aufliegen. Auch im Erwerb ist es mit Euro 7,90 nicht teuer.
MfG B.
#4
Die Bergpredigt brachte immer wieder Christen in Konflikt mit dem Nationalsozialismus:

Dietrich Bonhöffer, die heilig gesprochene Edith Stein, der christlichsoziale österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß

Nicht zu vergessen die Geschwister Scholl

Anders die Päpste Pius XI und Pius XII sowie General Franco

Es wäre die Kernaussage der Bergpredigt zu suchen
#5
(20-12-2023, 21:11)Sinai schrieb: Die Bergpredigt brachte immer wieder Christen in Konflikt mit dem Nationalsozialismus:

Dietrich Bonhöffer, die heilig gesprochene Edith Stein, der christlichsoziale österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß

der hahnenschwanzler und möchtegern-austro-mussolini und die bergpredigt...

man möcht sich schief lachen, wenns nicht so traurig wär
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#6
Schade, wenn solch ein Thema fuer faschistische Schwaermereien missbraucht wird; die mit dem Thema eh nichts zu tun haben.
#7
(20-12-2023, 16:30)Bion schrieb: Dietrich Bonhoeffer hat seine theologischen Positionen immer wieder überprüft.: "Gott ...Er ist im Prozess des menschlichen Lebens tätig oder er ist garnicht!"

Deutlicher
Zitat:Der 'Herr', ohne dessen Willen kein Sperling vom Dach fällt oder zehn Millionen im KZ vergast werden: das müsste schon ne merkwürdige Type sein - wenn's ihn jetzt gäbe!"
Aus Arno Schmidt, "Seelandschaft mit Pocahontas" in "Das erzählerische Werk in 8 Bänden", Haffmanns Verlag 1985
Wer seine Schranken kennt, der ist der Freie; wer sich frei wähnt, ist seines Wahnes Knecht.
Franz Grillparzer.
#8
Ich tippte nun die 2 Wörter ins Google: Bonhöffer Bergpredigt

Und fand einen längeren Artikel:

Bonhoeffer Portal
Die Bedeutung der Bergpredigt
dietrich-bonhoeffer.net › projekte
Die Bedeutung der Bergpredigt für Lebensweg und theologisches Nachdenken Dietrich Bonhoeffers
"So führt Bonhoeffer in einem Gemeindevortrag als Vikar in Barcelona am 8.2.1929 aus, es sei das größte Missverständnis der Bergpredigt, wenn man ihre Gebote »selbst wieder zum Gesetz macht, indem man sie wörtlich auf die Gegenwart bezieht«. Das sei nicht nur sinnlos, sondern widerspreche dem »Geist Christi«, der »die Freiheit vom Gesetz brachte«. . . ."

Ein interessanter Gedanke über die Bergpredigt - aber entsprach der Gedanke der christlchen (lutherischen, calvinistischen katholischen) Lehre?

Später - 1932 - habe er laut diesem Artikel eine "Akzentverschiebung" gezeigt
#9
Ein typischer Sinai. Da werden die ersten Zeilen eines Artikels ueberflogen, und dann wird ein Auszug gewaehlt, der den Sinn verfehlt, aber Sinais Haltung widerspiegelt. Bonhoeffers Wandlung vom Kriegsbefuerworter zum Pazifisten kam danach, in den 1930ern.

Um seine spaetere Haltung zu zitieren (auch von *https://www.dietrich-bonhoeffer.net/fileadmin/media/projekte/werkbuch-2/m-2-5_bergpredigt_info.pdf):

"Die Bergpredigt ist konkretes Gebot Gottes. Das Verhalten gegenüber diesem Gebot gibt Auskunft darüber, ob der Mensch den Ruf der Nachfolge gehört hat, also diesem Gebot gehorsam ist, oder ob er eigenwillig über Gottes Gebot verfügen will, indem er es problematisiert."

Aber klar, das kann man in dem Artikel nachlesen.
#10
Ich hatte mich offenbar zu sehr in die Thematik "Bergpredigt" verbreitert, und daher wurde das abgetrennt ins:
Feedback > [geteilt] Dietrich Bonhoeffer und die Bergpredigt

Wer will, kann ja auch dort weiterlesen
#11
Spam von Sinai entfernt. Hier geht's um die Haltung von Dietrich Bonhoeffer zur Bergpredigt, was jetzt in den Grundzuegen bereits dargelegt wurde. Fuer die Frage des Threads koennte auch Deine Grossmutter das Matthaeus-Evangelium verfasst haben; das waere vollkommen egal.
#12
(20-12-2023, 16:30)Bion schrieb: …Ich hatte schon oft gepredigt, ich hatte schon viel von der Kirche gesehen, darüber geredet und geschrieben - und ich war noch kein Christ geworden, sondern ganz wild und ungebändigt mein eigener Herr. Ich weiß, ich habe damals aus der Sache Jesu Christi einen Vorteil für mich selbst, für eine wahnsinnige Eitelkeit gemacht. Ich bitte Gott, dass das nie wieder so kommt. Ich hatte auch nie, oder doch sehr wenig gebetet. Ich war bei aller Verlassenheit ganz froh an mir selbst. Daraus hat mich die Bibel befreit und insbesondere die Bergpredigt. Seitdem ist alles anders geworden. Das habe ich deutlich gespürt und sogar andere Menschen um mich herum. Das war eine große Befreiung.

Es lag nun alles an der Erneuerung der Kirche und des Pfarrerstandes ... Der christliche Pazifismus, den ich noch kurz vorher ... leidenschaftlich bekämpft hatte, ging mir auf einmal als Selbstverständlichkeit auf.


Buchempfehlung:
Christiane Tietz. Dietrich Bonhoeffer, Theologe im Widerstand. Verlag C.H Beck.
ISBN 9783406645082

Das Büchlein müsste in jeder Pfarr- oder Stadtbibliothek aufliegen. Auch im Erwerb ist es mit Euro 7,90 nicht teuer.

Hallo Bion,

... welcher "christliche Pazifismus" soll denn hier gemeint sein? Es ist doch unbestritten, dass der Inhalt der Bergpredigt gerade von Christen nicht selten mit Füßen getreten wurde - und wird!
Dazu empfehle ich die Bände von K. Deschner: > Kriminalgeschichte des Christentums <
Oder, wer glaubt, der Antisemitismus sei eine neuzeitliche Erscheinung, der lese mal die Hetzschrift gegen die Juden, von keinem geringeren Autor verfasst, als von dem so gelobten M. Luther. 
In dieser von Luther verbreiteten Druckschrift > Von den Juden und ihren Lügen < fordert der ehrenwerte Prof. der Theologie die Massen auf, "das lügnerische jüdische Nattern-Gezücht totzuschlagen, wo immer man es antreffe..."

Manche Nazis beriefen sich vor den Richtern der Nürnberger Prozesse auf diese Schrift, was die damaligen Militär-Richter jedoch in ihrem Urteil in keiner Weise beeinflussen konnte.

Zur Heuchelei im Christentum konnte ich einst in einem Artikel lesen: > Würde Jesus noch in seinem Grab liegen, so hätte er sich, wegen dem Missbrauch seiner Lehre, darin schon mehrmals vor Gram umgedreht ... <

Es soll aber keinesfalls verschwiegen werden, dass es auch im Christentum aufrechte und mutige Verteidiger der Menschenwürde gab - und gibt!

Gruß von Reklov
#13
@Reklov: Es geht in diesem Thread um Dietrich Bonhoeffer, der sich von einem Kriegsbefuerworter, der noch 1929 die Bergpredigt als wenig relevant fuer das (bzw. sein damaliges) Heute bezeichnete, unter dem Eindruck eines tiefen christlichen Pazifismus, den er in den USA erlebt hatte, zu einem strikten Befuerworter des Pazifismus und der Bergpredigt als direktes Gebot Gottes gewandelt hatte. Das ging soweit, dass er auch seine Hinrichtung akzeptierte.
#14
Okay, da anscheinend niemand gewillt ist, zum Thema zu schreiben, wird hier jetzt geschlossen.


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