(23-12-2022, 18:21)Reklov schrieb: Weil das Thema "Was ist Wahrheit" geschlossen wurde, eröffne ich einen mehr "erdgebundenen" Thread mit der Frage: Was ist Wirklichkeit?
gute idee
wie lautet denn deine antwort?
Zitat:Denke, hierzu kann jeder user etwas beitragen
das hoffe ich doch sehr. als erstes wäre deine eigene meinung dazu interessant
Zitat:Die Weisen der WIRKLICHKEIT werden in der Praxis in falscher Art gegeneinander ausgespielt
mal ganz abgesehen vom zweiten, das ich so (noch) nicht sehen kann: was sind das denn für (verschiedene) "Weisen der WIRKLICHKEIT"?
wirklich ist, was wir wahrnehmen. wirklichkeit also alles (im prinzip von allen gleich) wahrnehmbare, im engeren sinn sogar wahrgenommene
der begriff der "wirklichkeit" hat wie jener der "wahrheit" nur dann einen sinn (ist irgendwie konstruktiv bis produktiv anwendbar), wenn er für alle gilt, von allen geteilt wird
ja, man spricht landläufig davon, daß "jemand in seiner eigenen wirklichkeit lebt". gemeint ist in diesem sprachbild aber das genaue gegenteil - das leben in einer scheinwelt, die mit der für alle gültigen wirklichkeit nichts mehr zu tun hat
Zitat:Es ist aber sinnwidrig, eine Weise der Praxis zur absoluten zu machen und von ihr her die anderen herabzusetzen
was heißt das konkret?
es ist (im interpersonalen und gesellschaftlichen dialog) ganz und gar nicht sinnwidrig, definitionen eng zu fassen - statt so weit, daß jeder sich alles beliebige darunter vorstellen können soll
Zitat:So wurde z.B. die ARBEIT sowohl verachtet als auch als einziger Zugang zum WIRKLICHEN für den Wahrheitsgedanken monopolisiert
nicht, daß ich wüßte. wovon redest du da? werde bitte konkret, gib ein beispiel
Zitat:Die alten Griechen verachteten sie, denn Arbeit fördert niedere Gesinnung, ist banausisch, nicht mit freier Menschlichkeit vereinbar.
Viele Priester und Mystiker bewerteten Arbeit nur als eine Stufe, als Folge der Sünde - und stellten den arbeitenden Menschen auf die niedrigste Stufe. Für sie war das beschauliche Leben vollkommener, als das tätige...
In dem seit dem Mittelalter aufsteigenden Bürgertum erhielt die Wirklichkeit der ARBEITSWELT jedoch ihre eigene Würde ... weil man damit eine VERWIRKLICHUNG IN DER WELT sah, durch die allein sich der Mensch einen Wert geben kann
ja
und weiter?
natürlich ändert sich die wirklichkeit mit zeit und ort, und dementsprechend auch die wahrheit - also der faktizitätswert von auf wirkliche sachverhalte bezogene aussagen
ja, es mag wohl wahr sein, daß arbeit früher sozial geringgeschätzt wurde, und heute höher (allgemein und generell ist das übrigens wohl sicher nicht der fall)
aber was soll das zum wirklichkeitsbegriff beitragen können?
du scheinst immer noch an der vorstellung von begrifflichkeiten als ewige und unveränderliche ideen zu hängen, weshalb alles reale (das eben nicht ewig und unveränderlich ist) minderwertig sei. hab ich recht?
oder was genau sollte dein "arbeitsbeispiel" ausführen?
als erstes aber definiere bitte "wirklichkeit"
auf daß wir eine diskussionsbasis haben
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)