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Ist Atheismus ein Glaube?
#1
@Sinai hat im inzwischen geschlossenen Thread "Bibel oder Atheismus" im Beitrag #48 die Behauptung aufgestellt, der Inhalt einer atheistischen Ideologie sei (Zitat:)

"Die Materie hat sich selbst erzeugt".

Diese Aussage ist in sich widersprüchlich: Materie, die sich selbst erzeugt hätte, müsste vor ihrer eigenen Erzeugung bereits existent gewesen sein. Denkbar wäre allenfalls, dass sie aus etwas anderem Existierenden hervorgegangen ist.

Darüberhinaus definiere ich Atheismus als reine Weltanschauung, die ohne jeglichen Gott auskommt. Die Frage, wie die Welt entstanden ist, ist per Definition zunächst nicht Inhalt dieser Weltanschauung.
Ohne NICHTS
ist alles ETWAS
#2
Materie aus Energie.. https://www.scinexx.de/news/technik/fors...aus-licht/

Glauben heißt nicht zu wissen, aber auch zu schätzen oder zu raten. Beim Schätzen orientiert man sich an der Erfahrung, während man beim Raten auf einen günstigen Zufall - auch Glück genannt - hofft. Bis hier her unterscheiden sich Atheisten und Gläubige kaum oder gar nicht. Beide kommen in diesem Zusammenhang mit den selben Voraussetzungen zur Welt.

Dann aber.... https://de.wikipedia.org/wiki/Magisches_Denken
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
#3
(17-12-2021, 17:33)Athon schrieb: ... Materie, die sich selbst erzeugt hätte, müsste vor ihrer eigenen Erzeugung bereits existent gewesen. Denkbar wäre allenfalls, dass sie aus etwas anderem Existierenden hervorgegangen ist.
Das hatten wir doch schon! Materie, Energie und Raumzeit bedingen einander. Und wenn man bei der Weltentstehung einen "Symmetriebruch" von dem annimmt, was vorher war und sogar wenn es einfach gar nichts war, so kann sich eine Blase aus Raumzeit mit einer gewissen Menge Energie (=Materie) spontan bilden. Schwer vorstellbar! Aber Symmetriebrüche haben überraschende Eigenarten.

(17-12-2021, 17:33)Athon schrieb: Darüberhinaus definiere ich Atheismus als reine Weltanschauung, die ohne jeglichen Gott auskommt.
Da gibt es aber weit mehr als eine!

(17-12-2021, 17:33)Athon schrieb: Die Frage, wie die Welt entstanden ist, ist per Definition zunächst nicht Inhalt dieser Weltanschauung.
Richtig. Nur was veranlasst dich dazu, hier eine gedankliche Brücke zu errichten, die nur vorläufig nicht betreten wird?

Ich vermute den Schöpfungsgedanken. Aber der gehört ohnehin ins Reich der Mythen. Da haben selbst Gottgläubige heute realere Vorstellungen - zumindest die Möglichkeiten dazu.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#4
(17-12-2021, 18:09)Geobacter schrieb: Materie aus Energie..

Das meinte ich mit "etwas anderem Existierenden". Das muss keineswegs Materie sein.

Dies bringt mich dann aber auch wieder zu meiner hier wiederholt geäußerten Überzeugung, dass dieses "etwas andere Existierende" entweder selbst ewig besteht oder auf ebenso ewig ablaufenden Entstehungsprozessen von wiederum "etwas anderem Existierenden" beruht.
Ohne NICHTS
ist alles ETWAS
#5
(17-12-2021, 18:17)Ekkard schrieb: Das hatten wir doch schon! Materie, Energie und Raumzeit bedingen einander. Und wenn man bei der Weltentstehung einen "Symmetriebruch" von dem annimmt, was vorher war und sogar wenn es einfach gar nichts war, so kann sich eine Blase aus Raumzeit mit einer gewissen Menge Energie (=Materie) spontan bilden. Schwer vorstellbar! Aber Symmetriebrüche haben überraschende Eigenarten.

Natürlich hatten wir das schon. Aber, solange wir hinsichtlich der Definition von "nichts" unterschiedlicher Ansicht sind, werden sich immer wieder Gründe für eine Diskussion ergeben.

Und das finde ich durchaus in Ordnung...


Zitat:Richtig. Nur was veranlasst dich dazu, hier eine gedankliche Brücke zu errichten, die nur vorläufig nicht betreten wird?

Ich vermute den Schöpfungsgedanken. Aber der gehört ohnehin ins Reich der Mythen. Da haben selbst Gottgläubige heute realere Vorstellungen - zumindest die Möglichkeiten dazu.


Jetzt kann ich Dir leider nicht ganz folgen: Welche gedankliche Brücke soll ich errichtet haben? Mit "Schöpfung" im wahrsten Sinne des Wortes habe ich nichts am Hut, weil ich von einer ewigen Existenz von "etwas" überzeugt bin. Aber, auch das hatten wir schon...
Ohne NICHTS
ist alles ETWAS
#6
Du hattest geschrieben:
(17-12-2021, 17:33)Athon schrieb: Die Frage, wie die Welt entstanden ist, ist per Definition zunächst nicht Inhalt dieser Weltanschauung.
... und ich habe die Bemerkung einfach nicht verstanden. Es ist richtig aber auch trivial, dass Atheismus an sich nichts zur Weltentstehung sagt.

Nochmal zur primordialen Substanz, die deiner Meinung nach schon ewig existiert haben muss:
In der Physik (Kosmologie) muss es dazu eine konkrete Vorstellung geben. Also stelle dir vor, eine kleine Raumzeitkapsel mit dir drin verirrt sich in diese primordiale Substanz. Was nimmst du wahr, was kannst du messen? Du wirst festellen, dass es keine Wirkung von "außerhalb" deiner Raumzeitkapsel gibt. Die Instrumente und deine Sinnesorgane melden rein gar nichts. Vielleicht, aber das ist eine Spekulation, entsteht irgendwo neben deiner Raumkapsel eine weitere. Schön! Aber du "siehst" und "hörst" nichts davon, weil es aus einem Universum in ein anderes keinen Informationsaustausch gibt. Du kannst auf keine (physikalische) Weise eine andere Raumkapsel feststellen. Im physikalischen Sinne existiert dort: Nichts!
Das bedeutet: Jede Aussage, die über unsere Raumzeit hinauszugreifen versucht, versandet in der Nicht-Nachweisbarkeit und folglich in der Nicht-Existenz.

Notabene: Existenz ist immer relativ! Das ist gedanklich durchaus unschön aber Tatsache. "Nichts" ist dasselbe wie "keine Information möglich". Man kann also ohne Umschweife sagen: Die primordiale Substanz existiert nicht!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#7
Der vorliegende Thread heißt: "Ist Atheismus ein Glaube?"

Sicher ist es ein Glaube, denn es läßt sich nicht mit den unpraktischen Tools der Wissenschaft beweisen, daß es Gott gibt und es läßt sich mit diesen Tools auch nicht beweisen, daß es Gott nicht gibt

Geschmacksfrage
#8
Beispiel:
Deutschland 1930. Es hat jemand ein supa dupa Mikroskop. 1200 fache Vergrößerung

Er soll jetzt im Vatikan beweisen daß es eine Seele gibt — ein Monat später wird er in die Université de Paris gerufen um zu beweisen daß es keine Seele gibt

Könnt euch schon denken, wie beide Verfahren ausgingen  Eusa_dance
#9
(17-12-2021, 22:12)Sinai schrieb: Der vorliegende Thread heißt: "Ist Atheismus ein Glaube?"

Sicher ist es ein Glaube, denn es läßt sich nicht mit den unpraktischen Tools der Wissenschaft beweisen, daß es Gott gibt und es läßt sich mit diesen Tools auch nicht beweisen, daß es Gott nicht gibt

Geschmacksfrage

nicht ganz

geschmack ist rein subjektiv, richtet sich nicht nach plausibilität, indiz, evidenz

letztere fehlen völlig in bezug auf eine gottesexistenz
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#10
(17-12-2021, 22:12)Sinai schrieb: Der vorliegende Thread heißt: "Ist Atheismus ein Glaube?"

Sicher ist es ein Glaube, denn es läßt sich nicht mit den unpraktischen Tools der Wissenschaft beweisen, daß es Gott gibt und es läßt sich mit diesen Tools auch nicht beweisen, daß es Gott nicht gibt

Geschmacksfrage

Es lässt sich auch nicht beweisen noch widerlegen, dass es ein Spaghettimonster gibt.

Aber...ein Gott definiert sich durch Eigenschaften.
Wie wahrscheinlich ist es, dass es einen Gott gibt, welcher genau diese Eigenschaften besitzt die sich die Gläubigen in ihrem Glauben wünschen, dass er sie haben solle? Falls es aber trotzdem einen Gott mit anderen Eigenschaften gibt, sind die Atheisten mit ihrem Glauben besser dran.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
#11
(17-12-2021, 23:18)petronius schrieb:
(17-12-2021, 22:12)Sinai schrieb: Der vorliegende Thread heißt: "Ist Atheismus ein Glaube?"

Sicher ist es ein Glaube, denn es läßt sich nicht mit den unpraktischen Tools der Wissenschaft beweisen, daß es Gott gibt und es läßt sich mit diesen Tools auch nicht beweisen, daß es Gott nicht gibt

Geschmacksfrage

nicht ganz

geschmack ist rein subjektiv, richtet sich nicht nach plausibilität, indiz, evidenz


Damit ist es Zeit, diese Diskussion zu verlassen
#12
(17-12-2021, 22:12)Sinai schrieb: Der vorliegende Thread heißt: "Ist Atheismus ein Glaube?"

Sicher ist es ein Glaube, denn es läßt sich nicht mit den unpraktischen Tools der Wissenschaft beweisen, daß es Gott gibt und es läßt sich mit diesen Tools auch nicht beweisen, daß es Gott nicht gibt
Oh, mit soziologischen und psychologischen und vielen anderen Tools lässt sich beweisen, dass es den Gott mit den "biblischen" Eigenschaften sowie jenen Gott nach den Wünschen der Gläubigen definitiv nicht gibt. Einfach, weil diese Eigenschaften in sich widersprüchlich daher kommen.

Es sagt sich so einfach: Ich glaube an Gott. In Wahrheit glaubt jeder Mensch etwas völlig anderes je nach gusto.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#13
(17-12-2021, 19:15)Ekkard schrieb: Das bedeutet: Jede Aussage, die über unsere Raumzeit hinauszugreifen versucht, versandet in der Nicht-Nachweisbarkeit und folglich in der Nicht-Existenz.

Notabene: Existenz ist immer relativ! Das ist gedanklich durchaus unschön aber Tatsache. "Nichts" ist dasselbe wie "keine Information möglich". Man kann also ohne Umschweife sagen: Die primordiale Substanz existiert nicht!

Sagen kann man das natürlich. Aber, auch hier ist ohne "Information" keine überprüfbare Aussage möglich.

Ich stimme zu, wenn du sagst, dass Existenz relativ ist. Relativ gesehen existiert unser Universum mit allem, was darin enthalten ist, für einen angenommenen außenstehenden Beobachter mangels Information eben nicht. Und doch existieren wir und sind nicht "NICHTS".

Wenn also geglaubt wird, dass Gott existiert, so wäre die Konsequenz, dass auch die Annahme seiner Nichtexistenz "nur" Glaube sein kann. Mangels Information...
Ohne NICHTS
ist alles ETWAS
#14
(18-12-2021, 13:03)Athon schrieb: Ich stimme zu, wenn ... sagst, dass Existenz relativ ist. Relativ gesehen existiert unser Universum mit allem, was darin enthalten ist, für einen angenommenen außenstehenden Beobachter mangels Information eben nicht. Und doch existieren wir und sind nicht "NICHTS".

Wenn also geglaubt wird, dass Gott existiert, so wäre die Konsequenz, dass auch die Annahme seiner Nichtexistenz "nur" Glaube sein kann. Mangels Information...

Was für eine Art Gott könnte das sein? Andersherum gefragt: was für ein Gott nach wessen Definition von einem Gott... von dem es nur Glaubensvorstellungen und SOLL-Erwartungen/Hoffnungen gibt? Abgesehen von all den mythologischen Sondermodellen...........

Gehen wir also zuerst mal nüchtern an die Sache mit Gott und diesen "Glaube" heran. 

Jedweder geartete Gott ist eine menschliche Idee und also ein Glaube. Man kann nun sagen, dass es damit schon mindestens einen Gott gibt, der als menschliche Idee, bzw. als menschlicher Glaube existiert. Nur gibt es viele Menschen deren Ideen von einem Gott untereinander auch rivalisieren... Solche "gedachten" Götter sind nämlich oft boshaft eifersüchtige Egozentriker.  Gierignach Aufmerksamkeit..... und für ihre ICH-Bezogenheit gibt es auch kein Universum das noch groß genug wäre...

Atheismus ist also mit Sicherheit kein Glaube...  Egal wie viele Götter es gibt, die sich untereinander um die Aufmerksamkeit ihrer Anhänger zoffen...  Bzw. anders herum, egal wie viele Gläubige es gibt, die es arg kränkt, dass ihren Gottesideen keine universelle Aufmerksamkeit zu teil wird...

(Zitat ... ganz nach Ludwig Feuerbach)
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
#15
Ich habe das ja schon im anderen Thread ausgefuehrt: Atheismus als Konzept ist nicht aequivalent zu Theismus.

Die Idee von "Atheismus" haengt voellig davon ab, dass es Theisten gibt. Ohne Theisten gaebe es keine Atheisten. Oder anders ausgedrueckt: Atheismus ist ueber Theismus definiert. Fuer sich selbst gesehen, ist es ein Begriff ohne Inhalt.


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