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24-05-2008, 11:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-05-2008, 12:36 von Mandingo.)
Quetsche2000 schrieb:...Pfarrer von Hirzenhain (Mittelhessen)...veranstaltete seinerzeit eine medienwirksame Gedenkveranstaltung. Der Grund, im April 1945 wurden 87 Frauen und Männer vor Ort von der Gestapo erschossen, ehemalige Zwangsarbeiter.
Dabei lies der Mann einen selbstgerechten Spruch von der Kanzel, wie ich ihn nicht glauben wollte.
"Der Krieg auf dem Balkan und die dortigen Greueltaten haben uns hier und heute nicht zu interessieren. Hier geht es um die Gewalt, welche von Deutschen hier vor Ort angetan wurde.!"
Wochen später fragte ich den Mann, wo denn der Unterscheid sei, wenn er persönlich vor die Wahl gestellt würde, in Serbien oder in Auschwitz gefoltert und getötet zu werden?
Er blickte mich verdattert an und schwieg. Was sollte der Pfarrer auch sagen
wenn ihn einer fragt, der sich nicht auf differenzierte Gedanken einlassen will, sondern Pauschalisierungen vorzieht.
Dass es auf einer Gedenkfeier
zu einem Massenmord der Gestapo um "Gewalt geht, welche von Deutschen hier vor Ort angetan wurde", lässt sich ja wohl kaum bestreiten. Das heißt doch nicht, dass ihn der Krieg auf dem Balkan überhaupt nicht interessiert, wenn er hier und heute über deutsche Verbrechen sprechen will.
Außerdem ist zwischen den Gräueltaten in Serbien
und dem industriellen Massen- und Völkermord in Auschwitz mit all seiner deutschen Gründlichkeit in statistischer Erfassung, Menschenversuchen, Behörden-, Industrie- und Transportlogistik usw. natürlich noch ein gewaltiger Unterschied.
Auch diese tolle Beispielgeschichte
eignet sich in meiner Sicht schlecht, nach deiner bewährten Methode auf Pfarrer und Kirche einzudreschen. Da muss man sich schon argumentativ ein bisschen wärmer anziehen.
Dein permanentes Pfarrer-Klatschen wird immer bumerangartiger.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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Quetsche2000 schrieb:Ich urteile doch gar nicht. Das wird ein anderer machen, beim jüngsten Gericht. Und da möchte ich halt nicht in Deiner Haut stecken.
Bedenke: Wer hoch schreitet, kann tief fallen.
Findest du es respektvoll andere Menschen herabzuwürdigen? Findest du es "christlich" dich über andere als besserer Mensch zu erheben?
Solche religiösen Attaken wie du sie hier anderen Forenmitgliedern zumutest, sind unter der Gürtellinie, meinst du nicht auch?
Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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Quetsche2000 schrieb:Ich urteile doch gar nicht. Das wird ein anderer machen, beim jüngsten Gericht. Und da möchte ich halt nicht in Deiner Haut stecken. Und das ist kein Urteil :icon_question: :icon_mrgreen:
Sonne schrieb:Solche religiösen Attaken wie du sie hier anderen Forenmitgliedern zumutest, sind unter der Gürtellinie, meinst du nicht auch? Offenbar lesen wir hier gar nicht Alles - wenn hier nicht (wie Quetsche ja selbst schreibt)
öfters mal 'ausgejätet' würde, könnten wir noch mehr 'Tiefschläge' lesen... :icon_rolleyes:
() qilin
Der Pfarrer/Pastor hat recht, wenn er auf "hier und heute" verweist.
Damit konzentriert er das Ereignis "auf das Hier und Heute", dem Gedanktag der Greuel gemäß, damit vorort angesehen und gedacht werden kann.
Dieser Geistliche sagt nicht, es hat uns generelll nicht zu interessieren, sondern, an dem Tag, für dieses Ereignis, schauen wir uns diese Greueltaten deutscher Soldaten an, erinnern uns an die Opfer der Verbrechen.
Da mag man gerne wegschauen, wo es gegenwärtig in aller Welt so viel Krieg und Tod gibt. Das war auch der Punkt, wo es Proteste gegen die Wehrmachtausstellung in München gab. So grosse Scheuklappen vor den beschämten Augen. Von wegen "Ehre der Soldaten würde beschädigt werden" - es war die pure Scham, dass so etwas von den eigenen Vätern verübt wurde. Vergewaltigung, Todschlag, der vor Frauen und Kindern keinen Halt machte. Das ist die ungeschönte Wahrheit, die beschämt und weh tut. Und mahnen soll!
Der Pfarrer zielte auf das Hinschauen und Innehalten der Kirchenbesucher, modern formuliert "Sensibilisieren", damit es angeschaut werden kann - ohne Ablenkung, wie schlecht und böse doch die Anderen sind. Wir sind auch die Anderen. Wir sind auch Kain.
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Ein Mensch mit Hirn und Verstand fragt sich, warum brachte der Pfarrer seinerzeit den Balkan mit ins Spiel?
Richtig, 1995 tobte der Krieg auf dem Balkan, es gab Konzentrationslager, gab Folter und Massenermordungen.
Warum machte der Pfaffe Unterschiede, obwol Mord = Mord ist, und Folter = Folter?
Richtig, es ging ihm um seine medienwirksame Kiste, und nicht um verachtende Gewaltaktionen, die sich 1995 wiederholt haben.
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25-05-2008, 12:11
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25-05-2008, 12:12 von Mandingo.)
Quetsche2000 schrieb:Richtig, es ging ihm um seine medienwirksame Kiste, und nicht um verachtende Gewaltaktionen, die sich 1995 wiederholt haben. Toll, dass du immer weißt,
was andere wollten und worum es ihnen ging, obwohl du rein gar nichts kapierst und nur von dir selbst auf andere schließt!
Den Unsinn des Vergleichs Balkan vs. Auschwitz zu erfassen, ist dir einfach zu hoch. Frag doch mal einen jüdischen Menschen, der kann dir das vielleicht mit viel Mühe erklären.
Griiins!
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Der Pastor, der Hirn hat, also Verstand, wollte damit wohl sagen: "Schaut Euch die Greuel im eigenen Land an."
Gleichbedeutend: Eine Familie die eine Leiche im Keller hat, tut gut daran, erst diese anzusehen und nicht die Leichen, die sich in anderen Familien und deren Kellern befinden."
Lea
Sicher Quetsche, "Folter ist Folter und Mord ist Mord". Aber deswegen sind Srebeniza und Ausschwitz noch lange nicht gleich zu setzen - das Eine war systemloser Völkermord und das andere eine mit System aufgebaute Mordmaschinerie zum Völkermord. Da muss man schon unterscheiden; auch was vor ein paar Jahren in Ruanda geschehen ist (Tutsi und Hutu), auch was die Einwanderer in den USA den Native Nations angetan haben - alles zwar Völkermord, aber längst kleine industriell organisierte Massenvernichtung.
Um es mal genauer so beschreiben: Srebeniza, Ruanda und der Massenmord an den Indianerstämmen basiert auf einer ganz einfachen "Logik": Die "Anderen" stehen mir im Wege - da bringe ich sie einfach um. Die Logik des Holocaustes war anders: "Wir brauchen einen allgemein akzeptierten Sündenbock, um die Bedrängnisse des Volkes so zu kanalisieren, das wir nicht angreifbar sind - na, dann nehmen wir doch "die Juden" dafür - das hat ja in der Vergangenheit auch immer mal geklappt...."
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Als gläubiger Friedensaktivist wünsche ich euch, das ihr nie die Erfahrungen machen müsst, in Guantanamo gefoltert zu werden, oder in israelischen Gefangenenlagern, in türkischen oder iranischen Gefängnissen, oder in Russland, China, Korea, oder sogar hier in Deutschland.
Im übrigen, Hitler hatte sich seinerzeit auf den Antisemitusmus eines Martin Luther berufen, der die Verbrennung der Juden auf dem Scheiterhaufen vor 500 Jahren forderte.
Die Nazis konnten sich auf ihre Kirchen / Justiz / Wirtschaft verlassen.
50 Jahre danach eine Gedenkveranstaltung für 87 erschossene zu veranstalten, bei gleichzeitiger Abwertung der Massenmorde auf dem Balkan ist pure Heuchelei.
Palästinenser würden hier was anderes posten, als wie Juden oder deren Freunde aus der "Christenwelt.
Will sagen, die überparteiliche Objektivität bleibt hier auf der Strecke, leider.
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26-05-2008, 12:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26-05-2008, 12:12 von Mandingo.)
Noch einmal zurück zum Thema:
Der Pfarrer hatte Recht, denn er wollte sich auf unsere eigenen Schandtaten beziehen und nicht auf die anderer Völker. Das war der Sinn des Gedenktages! Mehr gibt es dazu kaum Sinnvolles zu sagen, siehe Lea.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
Da stimme ich Lea und Mandingo zu - und verweise auf das Jesuswort vom Splitter und Balken im eigenen Auge....
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"Unsere Schandtanten"
Wohl eher eure Schandtaten, denn ich habe 1945 noch nicht gelebt. Und davon abgesehen bin ich einer der seine Freiheit riskiert, weil er gegen die verloegenen Obrigkeiten rebelliert.
Auch das unterscheidet mich von euch, zum Glück.
:dance:
Wie heisst das noch gleich in Deiner Signatur: "Wer zu begangenem Unrecht schweigt....." Da spielt es auch keine Rolle, ob das Unrecht vor Deiner Genurt stattfand - oder danach....
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26-05-2008, 18:22
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26-05-2008, 18:35 von Mandingo.)
Quetsche2000 schrieb:"Unsere Schandtanten"
Wohl eher eure Schandtaten, denn ich habe 1945 noch nicht gelebt. Und davon abgesehen bin ich einer der seine Freiheit riskiert, weil er gegen die verloegenen Obrigkeiten rebelliert.
Auch das unterscheidet mich von euch, zum Glück. Mann, Grins-Quetsche,
wann steigst du endlich mal von deinem hohen selbstgebastelten Sockel in die Niederungen des Menschseins herab?
"Unsere Schandtaten" kann doch gar nicht persönlich gemeint sein, sondern meint die Schandtaten, die im Namen unseres Volkes, also Deutschlands, verübt wurden, auch im Laufe der Geschichte. Diese sprachliche Formulierung ist üblich und korrekt.
Ich habe auch keinen persönlichen Anteil daran,
deshalb fühle ich mich trotzdem verpflichtet, bei solchen Gedenktagen oder Schuldfragen mit Deutschland anzufangen und nicht mit anderen Nationen.
Das ist in unserem Kulturkreis so eine Konvention. Aber du kommst wahrscheinlich aus einem anderen.
Wenn du behauptest,
dass du deine "Freiheit riskierst, weil du gegen die verlogene Obrigkeit rebellierst,"hört sich das zwar wahnsinnig spannend an, ist aber wohl in unserem Staat nichts weiter als der Fetisch eines überkandidelten Möchtegern-Robin-Hoods.
Wer soll dich eigentlich noch ernst nehmen, es sei denn, du willst dabei kriminell werden?
Allerdings hast du vollkommen Recht,
dass du dich von uns unterscheidest. Ich kann mir hier niemanden vorstellen, der deiner arroganten Masche hier nahe steht.
Nur ob das so ein Glück für dich ist, ist wohl die Frage.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
"Die -persönliche- Freiheit riskieren" - tun wir letztlich alle hier, Quetsche. Ich brauche Dir wohl kaum zu erzählen, wie ein verbitterter deutscher Innenminister derzeit auf tatsächliche wie angebliche Bedrohungen reagiert. Ich brauche Dir auch nichts über den Bundesinnenministertrojaner zu erzählen, über Online-Durchsuchungen, über abgehörte Telefone durch den Verfassungsschutz. Ich unke auch nicht und sehe nicht allszu unrealistisch in die Zukunft, wenn ich mal so behaupte, dass Muslime, Ahmadyia, Sufi und auch Baha`i unter einem "Generalverdacht" stehen - weil sie eben nicht der unseligen Leitlinie einer deutschen Leitkultur nach der Prägung eines alternden Bayern folgen... Letztlich steht in Deutschland JEDER unter dem Generalverdacht - der nicht mit den Wölfen heult und sich nicht dem herrschenden Diktus beugt. Da stellst Du keine "Ausnahme" dar.... also was soll das Beharren auf die "Verfolgungen"....
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