Interessantes Statement von Ulan:
Christentum und Theologie > Warum gibt es Leid und das Böse in unserer Welt? > Beitrag #264
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Ulan sagt: "Die Kirche hat immer behauptet, die Erde sei eine Kugel."
Seit wann hat die Kirche diese Vorstellung? Weiß man das ungefähr?
Wäre wirklich interessant, eine Jahreszahl zu haben
Die Kirche war damals noch nicht zentral organisiert, und die theologischen Diskussionen konzentrierten sich auf Christologie, Trinität, Sakramente, nicht auf Geographie
Der Heilige Augustinus (354–430) kannte griechische und römische Schriften, und er berichtete in "De civitate Dei", dass in alten vorchristlichen (heidnischen) Schriften darüber geredet wurde, dass die Erde kugelförmig wäre.
Offenbar dauerte es noch Jahrhunderte, bis die Vorstellung der Kugelform der Erde bei belesenen Klerikern bekannt wurde, zunächst nur in Byzanz
Im Oströmischen Reich (Byzanz) wurde der Reichsapfel ab dem 6. Jahrhundert bei der Krönung der byzantinischen Kaiser verwendet. Im Heiligen Römischen Reich wurde der Reichsapfel erst später bekannt. Bei der Kaiserkrönung von Karl dem Großen wurde er noch nicht verwendet. Er ist ab dem 12. Jahrhundert eines der Insignien des Heiligen Römischen Reiches und symbolisiert die weltweite Macht des Kaisers unter der Herrschaft Gottes.
Jedenfalls kam der Reichsapfel als Insignie erstmals im 6. Jahrhundert in Byzanz auf
Ob die Kugelgestalt der Erde der Kirche schon längere Zeit vorher bekannt war, weiß man nicht
Dadurch, dass Kaiser bei der Krönung im Osten ab dem 6. Jahrhundert und im Westen ab dem 12. Jahrhundert einen Reichsapfel in der Hand hielten, bekam die Vorstellung der Kugelform der Erde Breitenwirkung.
Man vermutet, dass Küstenbewohner (Fischer) schon längere Zeit beobachtet hatten, dass Schiffe zuerst mit dem Rumpf, dann mit den Segeln verschwinden, wenn sie über den Horizont hinaussegeln. (Altes Seemannsgarn)
Ob diese Beobachtung schon in der Frühzeit des Christentums bei Küstenbewohnern und Seeleuten allgemein bekannt war, weiß man nicht. Griechen und Römer (nicht jedoch die alten Ägypter) waren berühmte Seefahrernationen
Segelte nun Kolumbus 1492 gegen die "flache Erde"-Vorstellung oder nicht?
Christentum und Theologie > Warum gibt es Leid und das Böse in unserer Welt? > Beitrag #264
(31-12-2023, 14:10)Ulan schrieb:(31-12-2023, 10:28)Farius schrieb: Zum Beispiel hat selbst die Kirche über Jahrhunderte behauptet, die Erde sei eine Scheibe, bis dann jemand auftrat, und etwas anderes sagte. Die Menschen haben der Kirche vertraut und diese hat es nicht überprüft - deswegen ist niemand blöd und auch niemand allwissend.
Bitte nicht diese moderne Legende verbreiten. Die Kirche hat immer behauptet, die Erde sei eine Kugel. Es gab ein paar Versuche im fruehen Christentum, wie z.B. durch Johannes Chrysostomos (4. Jhdt.) das Bild einer flachen Erde, wie es in Genesis 1 geschildert wird, und das aus sumerischer und aegyptischer Zeit stammte, fuer Christen wiederzubeleben, aber das wurde von der Kirche insgesamt abgelehnt. Seit Platon war das Bild der Erde das einer Kugel.
Wir kennen das Bild der flachen Erde als Illustration in einigen gedruckten Bibeln, aber das zeigt nur, dass diese Vorstellung neuzeitlicher Natur ist. Wirklich gross wurde diese Idee der "Erde als Scheibe" erst im 19. Jhdt. und wurde im YouTube-Zeitalter wiederbelebt, weil das viele Klicks generiert.
Wie beharrlich diese Idee, die Menschen im Mittelalter haetten an die Erde als Scheibe geglaubt, heute ist, zeigt, wie sehr unsere Ideen durch unser Bild von uns selbst gepraegt sind. In diesem spezifischen Fall hilft es auch fast gar nichts, wenn diese Idee ueber die Kirche oder das Mittelalter immer wieder richtig gestellt wird; Menschen wollen das halt glauben, weil es uns heute als ach so viel erleuchteter erscheinen laesst. Wir halten also als Menschen an solchen Vorstellungen fest, weil sie unser Selbstwertgefuehl steigern.
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Ulan sagt: "Die Kirche hat immer behauptet, die Erde sei eine Kugel."
Seit wann hat die Kirche diese Vorstellung? Weiß man das ungefähr?
Wäre wirklich interessant, eine Jahreszahl zu haben
Die Kirche war damals noch nicht zentral organisiert, und die theologischen Diskussionen konzentrierten sich auf Christologie, Trinität, Sakramente, nicht auf Geographie
Der Heilige Augustinus (354–430) kannte griechische und römische Schriften, und er berichtete in "De civitate Dei", dass in alten vorchristlichen (heidnischen) Schriften darüber geredet wurde, dass die Erde kugelförmig wäre.
Offenbar dauerte es noch Jahrhunderte, bis die Vorstellung der Kugelform der Erde bei belesenen Klerikern bekannt wurde, zunächst nur in Byzanz
Im Oströmischen Reich (Byzanz) wurde der Reichsapfel ab dem 6. Jahrhundert bei der Krönung der byzantinischen Kaiser verwendet. Im Heiligen Römischen Reich wurde der Reichsapfel erst später bekannt. Bei der Kaiserkrönung von Karl dem Großen wurde er noch nicht verwendet. Er ist ab dem 12. Jahrhundert eines der Insignien des Heiligen Römischen Reiches und symbolisiert die weltweite Macht des Kaisers unter der Herrschaft Gottes.
Jedenfalls kam der Reichsapfel als Insignie erstmals im 6. Jahrhundert in Byzanz auf
Ob die Kugelgestalt der Erde der Kirche schon längere Zeit vorher bekannt war, weiß man nicht
Dadurch, dass Kaiser bei der Krönung im Osten ab dem 6. Jahrhundert und im Westen ab dem 12. Jahrhundert einen Reichsapfel in der Hand hielten, bekam die Vorstellung der Kugelform der Erde Breitenwirkung.
Man vermutet, dass Küstenbewohner (Fischer) schon längere Zeit beobachtet hatten, dass Schiffe zuerst mit dem Rumpf, dann mit den Segeln verschwinden, wenn sie über den Horizont hinaussegeln. (Altes Seemannsgarn)
Ob diese Beobachtung schon in der Frühzeit des Christentums bei Küstenbewohnern und Seeleuten allgemein bekannt war, weiß man nicht. Griechen und Römer (nicht jedoch die alten Ägypter) waren berühmte Seefahrernationen
Segelte nun Kolumbus 1492 gegen die "flache Erde"-Vorstellung oder nicht?