23-02-2025, 20:42
Es gibt mehrere Bibelstellen, die Zinsen verbieten. Dennoch spielt das Zinsverbot in der zeitgenössischen christlichen Theologie - anders als im Islam - nach meiner Wahrnehmung keine Rolle. Wie kommt das?
Das biblische Zinsverbot
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23-02-2025, 20:42
Es gibt mehrere Bibelstellen, die Zinsen verbieten. Dennoch spielt das Zinsverbot in der zeitgenössischen christlichen Theologie - anders als im Islam - nach meiner Wahrnehmung keine Rolle. Wie kommt das?
Das Zinsverbot gehört zu den 613 Verboten der Thora
Zinsverbot, Schweinefleischverbot etc Jesus befreite die Menschen von der Last dieser vielen Verbote "Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten." Matthäus 22,34-40 Einheitsübersetzung
Ausführlich hier:
Zinsverbot - Wikipedia 2.2 Altes Testament "Im Neuen Testament ist von einem generellen und absoluten Zinsverbot keine Rede." Zinsverbot - Wikipedia 2.3 Neues Testament "Im Islam gibt es eine Vielzahl von Rechtskniffen (Hiyal; arabisch حيلة / hīla; pl. حيل / hiyal), um die Schari'a-Bestimmungen zu umgehen." Zinsverbot - Wikipedia 2.6 Islam
23-02-2025, 22:21
(23-02-2025, 20:42)Thomas der Ungläubige schrieb: Es gibt mehrere Bibelstellen, die Zinsen verbieten. Dennoch spielt das Zinsverbot in der zeitgenössischen christlichen Theologie - anders als im Islam - nach meiner Wahrnehmung keine Rolle. Wie kommt das? Sorry, wenn ich mein Unwissen hier breittrete: Ein (allgemeines) Zinsverbot finde ich in den Heiligen Schriften (AT+NT) nicht. In 3. Mo 25, 36 ist vom Bruder die Rede, der verarmt ist. Von dem sollst du keinen Zins und keinen Aufschlag verlangen, damit er (in deiner Nähe) leben kann. In Ps. 15, 5 ist nur ein Ideal angesprochen:Vers 1: ... Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge?, Antwort u. a. Vers 5: Wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt und nimmt nicht Geschenke wider den Unschuldigen (also wohl auch: eine Notlage ausnutzt). Und in Mat. 25, 27 ist von der Vermehrung des Kapitals die Rede u. a. durch Zinsen. Ein Zinsverbot ergäbe sich also, wenn eine Notlage vorliegt. Na, und im normalen Geschäftsbetrieb liegt ja wohl keine Notlage vor! Wo ist das Problem?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
24-02-2025, 10:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-02-2025, 10:28 von Nachtschatten.)
Mein Interesse an dem Thema passt leider nicht in den Teil des Forums. Bitte ignoriert meinen vorherigen Einwurf.
24-02-2025, 11:56
(23-02-2025, 22:21)Ekkard schrieb: Ein Zinsverbot ergäbe sich also, wenn eine Notlage vorliegt. @ Ekkard, als das Geldverleihen begann, war es plötzlich möglich, ohne Arbeit, nur mit Zinseinnahmen, sein Vermögen zu mehren. Zu Zeiten des Tauschhandels gab es so etwas nicht! Die Reichen hatten also mal wieder ihre unbestrittenen Vorteile, denn der Arme hatte ja kein übriges Geld, welches er gegen Zins verleihen konnte! Das ist bis heute das Problem!!! ![]() Gruß von Reklov
24-02-2025, 12:32
(24-02-2025, 11:56)Reklov schrieb: als das Geldverleihen begann, war es plötzlich möglich, ohne Arbeit, nur mit Zinseinnahmen, sein Vermögen zu mehren.Warum nicht? Der Pharao (biblisch) hatte doch auch Kornspeicher angelegt und konnte so in Notzeiten andere Güter erwerben. Dass Vorleistungen zu honorieren waren, ist älter als die Geldwirtschaft. Ich gebe zu, das ist ohne Geld alles viel aufwändiger und vielleicht auf Könige und (Bezirks-)Fürsten beschränkt, weil der Rest keine großen Vorräte anlegen konnte. (24-02-2025, 11:56)Reklov schrieb: Die Reichen hatten also mal wieder ihre unbestrittenen Vorteile, denn der Arme hatte ja kein übriges Geld, welches er gegen Zins verleihen konnte!Also mal abgesehen von Notlagen, die durch Zinsen auf dringend benötigtes Kapital verstärkt werden, sehe ich dieses Problem nicht. Kapital gegen Zins und Tilgung macht Verdienst vielfach erst möglich. Betrachte die "normale" Situation mal so: Der Kapitalgeber wird temporärer Mitverdiener an einem Geschäft. In vielen Fällen wird der Kapitalgeber übrigens Teilhaber, steigt also in das Geschäft ein, das so erst zum Laufen gebracht werden kann. Nur die bösen/nachteiligen Vorgänge/Abmachungen zu betrachten, halte ich "für zu kurz gesprungen". Soviel mir bekannt ist, werden Wiederaufbaudarlehen heutzutage auch zinslos oder zu stark reduzierten Zinsen vergeben. Also auch da sind Mechanismen am Werk, die Notlagen mildern. Im Übrigen kann es nicht sein, dass z. B. eine Rentenanwartschaft (zur Altersvorsorge) durch schlechte Konditionen beim Geldverleih (Inflation!) im Laufe des Lebens entwertet wird. Hier wirkt Zins indirekt als Stabilisator, wenn die Renten- und Pensionskassen Geld "parken". Das ist ja nichts anderes als Geld zu verleihen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard (24-02-2025, 11:56)Ekkard schrieb: Warum nicht? Der Pharao (biblisch) hatte doch auch Kornspeicher angelegt und konnte so in Notzeiten andere Güter erwerben. @ Ekkard, hätte der biblische Pharao seinen Traum von den 7 fetten und mageren Kühen nicht von Josef (im Auftrag Gottes) "entschlüsselt" bekommen, wäre er und sein Volk in eine große Hungersnot geraten, ungeachtet seines Reichtums an Gold und Land! Dass heute Geld "zinslos" verliehen wird, mag die Ausnahme sein. Banken berechnen z.B. für jedes Überziehen des Kontos sofort Zinsen! Die Volksbank verlangt z.B. 11,94 % p.a. Und wenn Du schon von "Notlagen" sprichst, so mache dir dabei auch klar, dass es allein in Deutschland 132 Milliadäre gibt, welche nie Not kannten/kennen. Ihr Vermögen soll etwa dem dreieinhalbfachen des deutschen Bruttoinlandproduktes entsprechen - - - um die 14,2 Billionen Dollar. Zudem sind Inflation, Kreditgeschäfte, Schuldenquoten bei Staaten alles nur menschliche "Erfindungen" und man weiß ja um die Denkweise von Gehirnen, wenn es um das Thema Geld geht! Die Inflation macht es zwar Schuldnern leichter, ihre Schulden zurückzuzahlen, aber "befreit" sie nicht gänzlich davon. Das zurückgezahlte Geld ist etwas weniger wert als das Geliehen, fördert aber dennoch das Ausleihen und Verleihen, was wiederum die Ausgaben auf allen Ebenen erhöht. Gruß von Reklov
24-02-2025, 14:23
(23-02-2025, 20:42)Thomas der Ungläubige schrieb: Es gibt mehrere Bibelstellen, die Zinsen verbieten. Dennoch spielt das Zinsverbot in der zeitgenössischen christlichen Theologie - anders als im Islam - nach meiner Wahrnehmung keine Rolle. Wie kommt das? weil ein zinsverbot einfach keinen sinn ergibt. jede wirtschaft arbeitet mit zinsen, auch in muslimischen kulturen. bloß werden da die peinlichsten verrenkungen gemacht, um de-facto-zinsen durch mehr oder weniger fantasievolle umschreibungen halt nicht "zinsen" zu nennen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
24-02-2025, 14:30
(24-02-2025, 11:56)Reklov schrieb: als das Geldverleihen begann, war es plötzlich möglich, ohne Arbeit, nur mit Zinseinnahmen, sein Vermögen zu mehren ohne eigene arbeit hat man auch so schon immer vermögen vermehrt, indem man andere für sich arbeiten ließ was wäre jetzt im speziellen so böse am geld verleihen, auch gegen zinsen? wie auch bei der beschäftigung von arbeitern kommt es doch immer darauf an, wie fair das abläuft Zitat:Zu Zeiten des Tauschhandels gab es so etwas nicht! und der tauschhandel war immer fair und zu aller vorteil, meinst du? Zitat:Die Reichen hatten also mal wieder ihre unbestrittenen Vorteile, denn der Arme hatte ja kein übriges Geld, welches er gegen Zins verleihen konnte! was genau ist jetzt grundsätzlich das problem daran, einen kredit aufnehmen zu können? z.b., um zu investieren und damit längerfristig selber geld zu verdienen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
24-02-2025, 14:34
(24-02-2025, 14:16)Reklov schrieb: hätte der biblische Pharao seinen Traum von den 7 fetten und mageren Kühen nicht von Josef (im Auftrag Gottes) "entschlüsselt" bekommen, wäre er und sein Volk in eine große Hungersnot geraten, ungeachtet seines Reichtums an Gold und Land! und was an dieser entrüstungssuada soll jetzt die grundsätzliche schädlichkeit von zinsen belegen? kapitalismuskritik auf kleinkindniveau...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius) (24-02-2025, 12:32)Ekkard schrieb: Im Übrigen kann es nicht sein, dass z. B. eine Rentenanwartschaft (zur Altersvorsorge) durch schlechte Konditionen beim Geldverleih (Inflation!) im Laufe des Lebens entwertet wird. Hier wirkt Zins indirekt als Stabilisator, wenn die Renten- und Pensionskassen Geld "parken". Das ist ja nichts anderes als Geld zu verleihen. Das ist sehr riskant, darauf kann man keine Altersvorsorge aufbauen, und das ist schon einmal 2008 schief gegangen, wenn staatliche oder private Pensionsversicherungen ins Aktiengeschäft einsteigen. Wenn sich heute alte Leute darüber beschweren, daß ihr Erspartes unverzinst am Bankkonto liegt und somit von der Inflation aufgefressen wird, raten die "Berater" den Kunden, sie mögen Aktien kaufen Der Bürger hat die Wahl zwischen dahinschmelzen seiner Ersparnisse und gefährlichem Risiko Ja, wenn einer 10 % seines Geldvermögens in Aktien investiert, kann er einen Verlust im Fall eine Börsencrashs oder Währungscrashs verkraften. Wer 10 Millionen Euro hat, kann eine Million in Aktien stecken ohne Angst haben zu müssen. Aber für einen normalen Menschen ist das unzumutbar (24-02-2025, 11:56)Reklov schrieb: als das Geldverleihen begann, war es plötzlich möglich, ohne Arbeit, nur mit Zinseinnahmen, sein Vermögen zu mehren. Leider schon! Der Zins kann als Miete für ein geliehenes Gut (meist Geld) gesehen werden. Aber schon in den alten Zeiten des Tauschhandels wurden Güter verliehen und Miete dafür verlangt: Ein Scheich gestattet einem durchziehenden Beduinenstamm die Nutzung der Wasserquelle in der Oase und kassiert dafür so viele Schafe wie er Finger hat Und der Hausherr gestattet dem fremden Ehepaar, auf dem Dachboden zu leben, und kassiert dafür jeden Vollmond eine Ziege "Um 2400 vor Christus dürfte bei den Sumerern der älteste Zinsbegriff (maš; deutsch „Kalb, Ziegenjunges“) entstanden sein. Damit deutet dieser Zinsbegriff auf den Naturallohn hin." Zins - Wikipedia (24-02-2025, 14:16)Reklov schrieb: hätte der biblische Pharao seinen Traum von den 7 fetten und mageren Kühen nicht von Josef (im Auftrag Gottes) "entschlüsselt" bekommen, wäre er und sein Volk in eine große Hungersnot geraten, ungeachtet seines Reichtums an Gold und Land! Der Pharao legte Lebensmittelvorräte an, die er in den schlechten Jahren aufzehren konnte. Daran ist nichts Schlechtes zu erkennen. Auch harmlose Tiere (Hamster) legen Vorräte an Die Frage ist, ob der Pharao bzw sein Minister Joseph dann in der Hungerszeit damit zu wuchern begann oder nicht Was sagt die Bibel ? |
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