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Buddhismus??
#16
(10-11-2024, 17:52)subdil schrieb: Bei all diesen Überlegungen ist es kein Wunder, dass im Buddhismus von vielen, vielen Inkarnationen ausgegangen wird. Denn es scheint geradezu unmöglich, den spirituellen Pfad innerhalb eines einzigen Menschenlebens vollständig zu durchlaufen. Dazu scheinen viele tausend Jahre und viele verschiedene Verkörperungen notwendig zu sein.

Und was SOLL dabei herauskommen? Totale Kontrolle und Allmacht?
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#17
(10-11-2024, 17:52)subdil schrieb: Bei all diesen Überlegungen ist es kein Wunder, dass im Buddhismus von vielen, vielen Inkarnationen ausgegangen wird. Denn es scheint geradezu unmöglich, den spirituellen Pfad innerhalb eines einzigen Menschenlebens vollständig zu durchlaufen. Dazu scheinen viele tausend Jahre und viele verschiedene Verkörperungen notwendig zu sein.
Nun, wenn man die einfache Tatsache, im Tod vollkommen zu verschwinden, im Grunde ablehnt und Wiedergeburten konstruiert (Buddha), dann muss man eine komplizierte Herangehensweise erfinden, um schließlich im Verschwinden einen tieferen Sinn zu suchen. So führt eine Erfindung zur nächsten ...
Was spricht eigentlich gegen schlichten Pragmatismus?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#18
(10-11-2024, 20:40)petronius schrieb:
(10-11-2024, 17:52)subdil schrieb: Wer außer uns sollte die Situation des Lebens auf der Erde beurteilen?

sollen wir das denn? ohne etwas daran ändern zu können?

das erscheint mir nicht sinnvoll

Ich gebe dir insofern recht, dass man negative Beurteilungen des Lebens nicht zur Ideologie erheben sollte. Das Leben hat natürlich auch viele positive Aspekte. Jedoch sollte man eben diese positiven Betrachtungen genau so wenig zu einer Weltanschauung machen. Es scheint, wie bei so vielen Themen, dass ein gesundes Mittelmaß der richtige Weg ist. Buddha hat ja auch des Öfteren vom "Weg der Mitte" gesprochen. Man sollte wohl weder die negativen noch die positiven Aspekte des Daseins überbewerten.
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#19
(10-11-2024, 21:24)Geobacter schrieb:
(10-11-2024, 17:52)subdil schrieb: Bei all diesen Überlegungen ist es kein Wunder, dass im Buddhismus von vielen, vielen Inkarnationen ausgegangen wird. Denn es scheint geradezu unmöglich, den spirituellen Pfad innerhalb eines einzigen Menschenlebens vollständig zu durchlaufen. Dazu scheinen viele tausend Jahre und viele verschiedene Verkörperungen notwendig zu sein.

Und was SOLL dabei herauskommen? Totale Kontrolle und Allmacht?


Laut Buddhismus ganz bescheiden: Das Nirvana. Also das, was laut Materialismus jedes Individuum "ganz automatisch" nach diesem einen Leben bekommt. Es sei denn man schreibt dem Nirvana doch noch irgendeine qualitative Eigenschaft zu - dann ist es wieder etwas anderes.  


(11-11-2024, 00:40)Ekkard schrieb: Nun, wenn man die einfache Tatsache, im Tod vollkommen zu verschwinden, im Grunde ablehnt und Wiedergeburten konstruiert (Buddha), dann muss man eine komplizierte Herangehensweise erfinden, um schließlich im Verschwinden einen tieferen Sinn zu suchen. So führt eine Erfindung zur nächsten ...
Was spricht eigentlich gegen schlichten Pragmatismus?

Ich würde mich selber als Pragmatiker bezeichnen. Aber ich sehe das etwas anders als du. Wenn der Materialismus recht haben sollte, und Bewusstsein zu 100% ein Epiphänomen des Gehirns ist und nach dem einen irdischen Leben einfach für immer die Lichter ausgehen für das Individuum, dann ist jedwede Religion oder Spiritualität die reinste Zeitverschwendung. Was aber, wenn dem nicht so ist? Und ich weiß, was jetzt kommt: Es gibt keinen Anlass, keine wissenschaftlichen Hinweise, keine praktischen Indizien für diese Überlegung. Aber versuche einmal das zu ignorieren. Was, wenn es nach diesem einen Leben doch weiter gehen sollte? 

Dann ist es doch ganz pragmatisch, sich seelisch und moralisch (im wahrsten Wortsinne dieser beiden Begriffe) darauf vorzubereiten. Natürlich ist das schwierig, denn wo soll man da bloß ansetzen? So viele verschiedene Richtungen der Spiritualität, so viele Religionen, und ja: auch so viele Scharlatane, Spinner und Abzocker darunter. Man sollte sich vielleicht zunächst einfach mal eigene, ernsthafte Gedanken über dieses Thema machen und dann einfach mal irgendwo anfangen zu forschen - ohne sich aber irgendeiner Ideologie anzuschließen. Das ist möglich. 

Ich befasse mich seit vielen Jahren immer mal wieder mit dem Buddhismus, der Anthroposophie, dem Hinduismus, dem Zen und verschiedenen anderen spirituellen Lehren ohne dabei aber jemals ein Buddhist, ein Anthroposoph, ein Hindu oder ein Anhänger irgendeines Gurus geworden zu sein. Ich sehe das (und auch das Nachdenken und Schreiben über diese Themen) einfach ganz pragmatisch als eine Investition an, für den Fall, dass Bewusstsein eben doch mehr ist, als ein Epiphänomen des Gehirns, es doch eine geistige Welt gibt usw... Und wenn dem nicht so sein sollte - wenn also deine Position des Materialismus richtig ist - dann war eben all das Zeitverschwendung. 

Aber was solls? Es hat ja definitiv keine negativen Konsequenzen, sich mit diesen Themen zu befassen, solange man sich nicht von irgendwelchen dubiosen Pseudogurus oder Wahrsager-Abzockern oder ähnlichem hinters Licht führen lässt. Und das sollte ein erwachsener Mensch selber beurteilen können. Würdest du nicht sagen, dass dies eine pragmatische Denkweise ist?
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#20
(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: Ich würde mich selber als Pragmatiker bezeichnen. Aber ich sehe das etwas anders als du. Wenn der Materialismus recht haben sollte, und Bewusstsein zu 100% ein Epiphänomen des Gehirns ist und nach dem einen irdischen Leben einfach für immer die Lichter ausgehen für das Individuum, dann ist jedwede Religion oder Spiritualität die reinste Zeitverschwendung

das hast jetzt du gesagt. ich meine, religion ist doch mehr als bloße todes- und jenseitssehnsucht - sollte das zumindest sein

Zitat:Was aber, wenn dem nicht so ist?

dann wissen wir immer noch nicht, was denn nach dem tode kommen soll. und egal was du tust, kann ein ganz fürchterlicher schuß ins eigene knie sein

Zitat:Dann ist es doch ganz pragmatisch, sich seelisch und moralisch (im wahrsten Wortsinne dieser beiden Begriffe) darauf vorzubereiten

das kannst du aber gar nicht. weil du ja nicht weißt, worauf genau und konkret

Zitat:Man sollte sich vielleicht zunächst einfach mal eigene, ernsthafte Gedanken über dieses Thema machen und dann einfach mal irgendwo anfangen zu forschen - ohne sich aber irgendeiner Ideologie anzuschließen. Das ist möglich

ich sage, es ist nicht möglich. also nichts, das den namen "forschen" verdiente. alles was du kannst, ist, deine fantasie spielen zu lassen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#21
(11-11-2024, 23:14)petronius schrieb:
Zitat:Was aber, wenn dem nicht so ist?

dann wissen wir immer noch nicht, was denn nach dem tode kommen soll. und egal was du tust, kann ein ganz fürchterlicher schuß ins eigene knie sein


Das stimmt natürlich. Ich finde es erstaunlich, dass du als Atheist/Materialist überhaupt schon so tiefgehend über diese Problematik nachgedacht hast, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist. Denn selbst viele gläubige und spirituelle Menschen kommen nicht zu dieser Erkenntnis, obwohl es sie doch viel mehr betrifft als dich. 

Ich bin in dieser Frage für mich selber zu folgendem Ergebnis gekommen: Am sichersten ist es, wenn man Gott und dem Universum in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilt, dass man nach diesem irdischen Leben in die absolute Nichtexistenz kommen möchte. Denn wer nicht (mehr) existiert, kann auch kein positives Erleben vermissen. Hingegen bleibt er sicher verschont von allem negativen Erleben, was eventuell auf der anderen Seite möglich wäre. 

In dieser Mitteilung an Gott bzw. dem Universum ist aber schon enthalten, dass man eventuell von dieser Seite aus einfach nicht genug Informationen hat um solche Dinge überhaupt beurteilen zu können. Ein Beispiel: In der Anthroposophie wird gesagt, dass Menschen, die sich ganz sicher sind, dass sie keine weitere Inkarnation mehr wollen, in der geistigen Welt einsehen werden, dass sie doch wieder zurück auf die Erde müssen. Ich kann nicht ausschließen, dass auch ich durch geistige Einsichten, die von dieser Seite aus gar nicht zu haben sind, zu dieser Erkenntnis kommen könnte. 

Aber falls man nach diesem irdischen Leben in einem ähnlich minderwertigen und schrecklichen Bereich der Wirklichkeit aufwachen sollte, wie dieser materielle Bereich des Daseins einer ist, so könnte man sich wenigstens sagen, dass man selber keine Schuld daran trägt, weil man ja Gott/dem Universum mitgeteilt hatte, dass man die absolute Nichtexistenz vorziehen würde. 


(11-11-2024, 23:14)petronius schrieb:
Zitat:Dann ist es doch ganz pragmatisch, sich seelisch und moralisch (im wahrsten Wortsinne dieser beiden Begriffe) darauf vorzubereiten

das kannst du aber gar nicht. weil du ja nicht weißt, worauf genau und konkret

Eine weitere gute Erkenntnis, denn auch das stimmt. Und auch das erkennen viele gläubige und spirituelle Menschen nicht. Wenn man die oben beschriebene Mitteilung bzw. Bitte an Gott/das Universum ausgesprochen hat, hat man zwar diese Absicherung, aber noch lange nicht die Garantie, dass sie auch wirklich effektiv ist. Deshalb sollte man sich meines Erachtens darauf einstellen, dass es vielleicht doch irgendwie weitergeht in der geistigen Welt. Vielleicht weiß es Gott bzw. weiß es das Universum einfach besser als wir. 

Ich denke, dass wir Menschen es anstreben sollten, ein möglichst langes und gesundes Erdenleben zu haben. Denn viele Erkenntnisse kann man in jungen Jahren noch gar nicht haben. Ich bin mittlerweile knapp über 40 Jahre alt und denke ganz anders über die Dinge nach als noch im Alter von 30 oder 20. Wie werde ich mit 50 oder 60 über diese Dinge denken? Das lässt sich eben nicht voraus sehen, weil dies nur die Zeit beantworten kann. 

Du hast recht, wir wissen nicht genau, was "das Jenseits" sein wird oder ob es überhaupt sein wird. Und deshalb können wir uns auch auf nichts konkretes vorbereiten, was das betrifft. Aber siehst du - das ist doch schon eine Erkenntnis. Jetzt wissen wir also, dass wir uns da auf nichts konkretes vorbereiten können, aber dann können wir uns immer noch im allgemeinen und abstrakten darauf vorbereiten, dass vielleicht nach dem irdischen Leben doch nicht die Lichter ausgehen, sondern das Bewusstsein losgelöst vom Körper weiter existieren wird. Ich meine, das ist doch schon beinahe eine konkrete Vorstellung, auch wenn wir nicht voraussehen können, wie sich das konkret anfühlen wird. 

Der Buddhismus lehrt uns, dass Leben Leiden ist, wobei ich aus seriöser Quelle gehört habe, dass diese Übersetzung fragwürdig ist. "Mangel" wäre die bessere Übersetzung gewesen. Und das betrifft eben eventuell auch unseren Mangel an Informationen. Vielleicht werden wir es in der geistigen Welt auch mit einer ganz anderen Art von Wissen zu tun bekommen, als hier in dieser materiellen Welt. Und damit meine ich nicht einfach "mehr" Informationen, sondern eine ganz andere Art von Information. Aber das ist natürlich Spekulation.
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#22
(12-11-2024, 23:18)subdil schrieb:
(11-11-2024, 23:14)petronius schrieb: dann wissen wir immer noch nicht, was denn nach dem tode kommen soll. und egal was du tust, kann ein ganz fürchterlicher schuß ins eigene knie sein

Das stimmt natürlich. Ich finde es erstaunlich, dass du als Atheist/Materialist überhaupt schon so tiefgehend über diese Problematik nachgedacht hast, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist. Denn selbst viele gläubige und spirituelle Menschen kommen nicht zu dieser Erkenntnis, obwohl es sie doch viel mehr betrifft als dich. 

Ich denke, es wird gerne vergessen, dass die meisten Atheisten auf diesem Forum christlich sozialisiert sind und zu ihrem jetzigen Standpunkt nicht aus Gleichgueltigkeit gekommen sind, sondern weil sie nicht glauben, dass die meisten Glaubensvorstellungen irgendeinen Sinn machen, in sich stimmig waeren oder irgendeine tiefere Erkenntnis ermoeglichten. Vom philosophischen Hintergrund her bleibt bei Glaubensvorstellungen ein Stochern im Dunklen, das durch die Beschwoerung von Gewissheiten "gesellschaftsfaehig" gemacht wird; deshalb betone ich immer die soziale Funktion von Glauben, egal welcher jetzt in einem Land die Gesellschaft gepraegt hat. Dann kommt man halt in die Situation, dass der Glaube verloren geht, weil man eben sehr viel ueber so etwas nachgedacht hat.

Aber, wie auch immer, die buddhistische Jenseitsvorstellung ist doch von einem Erloeschen gar nicht so weit entfernt. Poetischer waere es sicherlich, in einem grossen Ganzen aufzugehen; Poesie haben wir aber dann eher dafuer, uns unsere Heiterkeit zu bewahren. Da braucht man dann auch nicht unbedingt einen Anspruch darauf, das wirklich zu glauben. Solange wir leben, koennen wir uns unzaehlige Moeglichkeiten vorstellen; wenn die dann zu einer kollabieren (um mal die Quantenmystiker anzufuettern Icon_cheesygrin ), sind wir tot und koennen uns ueber das Resultat nicht mehr beschweren.
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#23
(12-11-2024, 23:18)subdil schrieb: Ich finde es erstaunlich, dass du als Atheist/Materialist überhaupt schon so tiefgehend über diese Problematik nachgedacht hast, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist

naja, spätetens die pascalsche wette bringt einen zwangsläufig darauf, würde ich meinen

Zitat:Ich bin in dieser Frage für mich selber zu folgendem Ergebnis gekommen: Am sichersten ist es, wenn man Gott und dem Universum in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilt, dass man nach diesem irdischen Leben in die absolute Nichtexistenz kommen möchte

origineller gedanke. aber wäre es nicht noch sicherer, "Gott und das Universum" würden "in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilen", was sache ist?

ich hab da schon vor einem halben jahrhundert, nachdem ich eingesehen hatte, daß all das fromme gerede von einem persönlichen jesus, der immer für einen da und ansprechbar sei, nur heiße luft ist, einen deal mit "gott" geschlossen:

wenn es ihn gibt und er was von mir will (z.b. als existent anerkannt werden), soll er es klar und deutlich sagen. bis dahin gibt es ihn nicht für mich. ich habe da keinen widerspruch vernommen, also hat er dem deal zugestimmt durch unterlassung von widerspruch

Zitat:Jetzt wissen wir also, dass wir uns da auf nichts konkretes vorbereiten können, aber dann können wir uns immer noch im allgemeinen und abstrakten darauf vorbereiten, dass vielleicht nach dem irdischen Leben doch nicht die Lichter ausgehen, sondern das Bewusstsein losgelöst vom Körper weiter existieren wird. Ich meine, das ist doch schon beinahe eine konkrete Vorstellung

ehrlich gesagt, habe ich keine konkrete vorstellung davon, wie wir uns, meinetwegen auch "im allgemeinen und abstrakten", auf etwas vorbereiten können oder sollen, von dem wir gar nichts wissen - noch nicht mal, ob es überhaupt existiert
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#24
(12-11-2024, 23:38)Ulan schrieb: Solange wir leben, koennen wir uns unzaehlige Moeglichkeiten vorstellen; wenn die dann zu einer kollabieren (um mal die Quantenmystiker anzufuettern Icon_cheesygrin ), sind wir tot und koennen uns ueber das Resultat nicht mehr beschweren.

das finde ich eine schöne zusammenfassung
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#25
(11-11-2024, 00:40)Ekkard schrieb: Was spricht eigentlich gegen schlichten Pragmatismus?
Darauf beschreibst du die berühmte Pascalsche Wette.
(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: ... Was, wenn es nach diesem einen Leben doch weiter gehen sollte? 

Dann ist es doch ganz pragmatisch, sich seelisch und moralisch (im wahrsten Wortsinne dieser beiden Begriffe) darauf vorzubereiten.
Ist das so? Der Sinn allen Glaubens ist das (menschliche) Zusammenleben z. B. der Schutz des Lebens, der Schutz der Familie, des Eigentums. Also geht es vordergründig um Verhaltensweisen bis hin zur Organisation von Gesellschaft. Es ist gar nicht so "schwierig" dies Konsequenzen zu sehen:

(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: Natürlich ist das schwierig, denn wo soll man da bloß ansetzen?
Überlege einfach, was Glaube bewirken soll. Lasse dich nicht von allen möglichen Mythen verwirren. Deren Weltsichten sind passé und im Übrigen entbehrlich. Was gesellschaftlich erforderlich ist (und oft genauso ignoriert wird, wie Glaubenssätze), steht in Gesetzesform zur Verfügung.

(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: So viele verschiedene Richtungen der Spiritualität, so viele Religionen, und ja: auch so viele Scharlatane, Spinner und Abzocker darunter. Man sollte sich vielleicht zunächst einfach mal eigene, ernsthafte Gedanken über dieses Thema machen und dann einfach mal irgendwo anfangen zu forschen - ohne sich aber irgendeiner Ideologie anzuschließen. Das ist möglich.
Das geht so nicht! Spiritualität ist kein objektiver Tatbestand, nichts, was man messen kann. Wie schon der Name sagt: Der Geist (spiritus) bewegt die Dinge in der Welt nicht, sondern nur Kräfte also Muskeln, Maschinen, Apparate. Spirit(us) ist geistige Tätigkeit in unserem Kopf oder als Informationsfluss in einer Gesellschaft, wo die Gedankensplitter Ping-Pong spielen.
Was will man da "erforschen" außerhalb dessen, was man bei Meinungsumfragen tut?

(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: Ich sehe das (und auch das Nachdenken und Schreiben über diese Themen) einfach ganz pragmatisch als eine Investition an, für den Fall, dass Bewusstsein eben doch mehr ist, als ein Epiphänomen des Gehirns, es doch eine geistige Welt gibt usw...
Ich nehme ein solches Verhalten mit echtem Erstaunen zur Kenntnis: Es ist nichts weiter, als eine Verkomplizierung einer sehr einfachen Tatsache, im Tode zu verschwinden, einschließlich aller Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen - egal welcher.

(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: Und wenn dem nicht so sein sollte - wenn also deine Position des Materialismus richtig ist - dann war eben all das Zeitverschwendung.
Oh, das sehe ich anders. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf das soziologische Element, die Notwendigkeit, zusammen zu leben!

Das Nachdenken über die spirituelle Welt
(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: ... hat ja definitiv keine negativen Konsequenzen, sich mit diesen Themen zu befassen, solange man sich nicht von irgendwelchen dubiosen Pseudogurus oder Wahrsager-Abzockern oder ähnlichem hinters Licht führen lässt. Und das sollte ein erwachsener Mensch selber beurteilen können. Würdest du nicht sagen, dass dies eine pragmatische Denkweise ist?
Die Historie der Religionen sagt leider etwas anderes.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#26
(12-11-2024, 23:38)Ulan schrieb: Ich denke, es wird gerne vergessen, dass die meisten Atheisten auf diesem Forum christlich sozialisiert sind und zu ihrem jetzigen Standpunkt nicht aus Gleichgueltigkeit gekommen sind...


Außer bei Ekkard war das für mich bisher bei keinem hier offensichtlich. 

Wobei man aber sagen muss, dass wir, die wir noch im vergangenen Jahrhundert (gar Jahrtausend - da fühlt man sich gleich noch älter... Icon_rolleyes ) hierzulande aufgewachsen sind, im Grunde alle noch mehr oder weniger christlich sozialisiert wurden. Insofern ist dies auch bei mir der Fall, obwohl abgesehen von einer Familie Zeugen Jehovas in meiner Verwandtschaft niemand besonders religiös ist (zumindest so viel ich weiß - vielleicht spricht auch einfach niemand darüber). 

Man könnte sogar darüber diskutieren, ob nicht unsere gesamte humanistische Moral implizit christlich ist, also sehr viele Menschen Christen sind, ohne es zu wissen, weil es uns hier einfach in die Wiege gelegt wurde, selbst wenn wir eher weltlich erzogen wurden. 


(12-11-2024, 23:38)Ulan schrieb: Aber, wie auch immer, die buddhistische Jenseitsvorstellung ist doch von einem Erloeschen gar nicht so weit entfernt.


Allerdings findet dieses Erlöschen im Nirvana erst nach vielen Inkarnationen statt. Wobei ich gerade erst gestern auf einen sehr interessanten YouTube-Beitrag gestoßen bin, in dem erklärt wurde, dass Buddha gar keine individuelle Seele gelehrt hat, die sich immer weiter inkarniert bis sie im Nirvana erlischt, sondern dass lediglich bestimmte Karma-Muster sich über verschiedene Inkarnationen erstrecken. Also es wären dann keine Individuen, die wieder geboren werden, sondern karmische Muster. 


(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb:
Zitat:Ich bin in dieser Frage für mich selber zu folgendem Ergebnis gekommen: Am sichersten ist es, wenn man Gott und dem Universum in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilt, dass man nach diesem irdischen Leben in die absolute Nichtexistenz kommen möchte

origineller gedanke.


Ich habe mir auch schon mal überlegt, dass man auf diesem Gedanken schon beinahe eine neue Religion aufbauen könnte. Jedoch wäre diese sehr nahe am Buddhismus angesiedelt. Der Buddhismus ist im Grunde die einzige mir bekannte Religion, die genau das anstrebt, was alle anderen so überhaupt nicht haben wollen, nämlich das Verschwinden in der Nichtexistenz. In meinen Überlegungen spielt aber eher die klare Intention eine Rolle, während es im Buddhismus ja eher darauf hinaus läuft, dass man durch Meditation und Abkehr von der Welt das Karma abbaut, um sein Ziel zu erreichen. Dennoch halte auch ich ein moralisch möglichst integres Leben für ein erstrebenswertes Ideal - denn ein solcher "Deal mit Gott" bzw. dem Universum hat ja immer zwei Seiten: Man muss selber ja auch etwas dafür leisten, damit man das bekommt, was man sich wünscht. 


(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: aber wäre es nicht noch sicherer, "Gott und das Universum" würden "in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilen", was sache ist?


Das wäre das ideale Universum, in dem es keine philosophischen Fragen mehr gibt, weil alles ganz offensichtlich ist. Leider leben wir so ziemlich im Gegenteil davon - hier ist gar nichts klar und alles mysteriös und es gibt in metaphysischen Fragen keinerlei Gewissheiten. 


(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: ich hab da schon vor einem halben jahrhundert, nachdem ich eingesehen hatte, daß all das fromme gerede von einem persönlichen jesus, der immer für einen da und ansprechbar sei, nur heiße luft ist, einen deal mit "gott" geschlossen:
wenn es ihn gibt und er was von mir will (z.b. als existent anerkannt werden), soll er es klar und deutlich sagen. bis dahin gibt es ihn nicht für mich. ich habe da keinen widerspruch vernommen, also hat er dem deal zugestimmt durch unterlassung von widerspruch


Wenn man diese Passage jetzt wörtlich nimmt, gehst du aber nach wie vor davon aus, dass es Gott gibt - und er es lediglich unterlässt, deine Anfrage zu beantworten. Vielleicht sind einfach gerade alle Leitungen belegt und Gott muss sich erst ein metaphysisches Call Center suchen, in das er die Masse an Anfragen outsourcen kann.  Icon_wink 

Ganz ehrlich: Ich kann zum Beispiel nicht richtig beten, weil ich immer das Gefühl habe, hier "jemanden" mit meinen unbedeutenden kleinen Sorgen zu beladen, der nun wirklich schon genug zu tun hat. Ich frage mich manchmal, ob nicht gerade Zurückhaltung, was das betrifft, "da oben" Eindruck macht... 


(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: ehrlich gesagt, habe ich keine konkrete vorstellung davon, wie wir uns, meinetwegen auch "im allgemeinen und abstrakten", auf etwas vorbereiten können oder sollen, von dem wir gar nichts wissen - noch nicht mal, ob es überhaupt existiert

Das geht eben nicht mit üblichen Methoden der Vorbereitung, sondern nur über Intuition, Meditation, Kontemplation usw... 

Dass du fast jeden Tag ein Religionsforum besuchst, könnte ein Hinweis darauf sein, dass du diese ganze Frage (nach Gott usw...) vielleicht doch noch nicht so eindeutig für dich beantwortet hast, wie du selber meinst.
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#27
(13-11-2024, 23:32)subdil schrieb:
(12-11-2024, 23:38)Ulan schrieb: Ich denke, es wird gerne vergessen, dass die meisten Atheisten auf diesem Forum christlich sozialisiert sind und zu ihrem jetzigen Standpunkt nicht aus Gleichgueltigkeit gekommen sind...
Außer bei Ekkard war das für mich bisher bei keinem hier offensichtlich. 
Was glauben Sie woher mein Nick kommt?  Gehen Sie davon aus, dass Katholiken keine Christen sind?
Wenn Fundamentalisten ein Problem sind, dann ist das Fundament ein Problem. Irgendein Weiser
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#28
(13-11-2024, 23:32)subdil schrieb: Man könnte sogar darüber diskutieren, ob nicht unsere gesamte humanistische Moral implizit christlich ist

ist sie definitiv nicht, auch wenn christen das immer reklamieren. der humanismus geht vm menschen aus und dessen einsichtsfähigkeit in richtiges verhalten aus sich heraus - nicht, weil irgendwelche götter ansonsten mit strafe drohen

Zitat:
(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: ich hab da schon vor einem halben jahrhundert, nachdem ich eingesehen hatte, daß all das fromme gerede von einem persönlichen jesus, der immer für einen da und ansprechbar sei, nur heiße luft ist, einen deal mit "gott" geschlossen:
wenn es ihn gibt und er was von mir will (z.b. als existent anerkannt werden), soll er es klar und deutlich sagen. bis dahin gibt es ihn nicht für mich. ich habe da keinen widerspruch vernommen, also hat er dem deal zugestimmt durch unterlassung von widerspruch

Wenn man diese Passage jetzt wörtlich nimmt, gehst du aber nach wie vor davon aus, dass es Gott gibt

nein, du mußt schon genau lesen. ich schrieb "wenn es ihn gibt und er was von mir will". was ja ganz offensichtlich nicht der fall ist

Zitat:Vielleicht sind einfach gerade alle Leitungen belegt und Gott muss sich erst ein metaphysisches Call Center suchen, in das er die Masse an Anfragen outsourcen kann

so viel zur behaupteten allmacht

Zitat:
(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: ehrlich gesagt, habe ich keine konkrete vorstellung davon, wie wir uns, meinetwegen auch "im allgemeinen und abstrakten", auf etwas vorbereiten können oder sollen, von dem wir gar nichts wissen - noch nicht mal, ob es überhaupt existiert

Das geht eben nicht mit üblichen Methoden der Vorbereitung, sondern nur über Intuition, Meditation, Kontemplation usw...

und zwar wie? wie konkret? mit welchem ziel genau?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#29
Wir müssen doch einfach mal auseinander halten: "Vorstellungen" aus unserem Hirn und "Wirkungen" aus der Welt. Wenn wir von Intuition, Meditation, Kontemplation etc. sprechen und nachdenken, dann gibt es offenbar keine Wirkung aus der Welt, anderenfalls würden wir von Erleben und Erfahrung sprechen.
Gewiss, geistige Übungen können zu inneren Erlebnissen führen, doch die einfach Logik ist, dass diese Sorte Erleben nicht intersubjektiv erfahrbar ist.
Wenn Siddhartha Gautama "erleuchtet" war, dann war das rein individuell und erst durch Lehren (wieder im Hirn sowohl der Lehrenden als auch der Lernenden) vermittelt.
Das alles sind Verhaltensweisen im Hirn, die zur Welt keine Beziehung haben außer der, dass Menschen Handlungsanleitungen daraus entwickeln und endlich und schließlich ihre Muskulatur in Bewegung setzen, wozu auch immer. Und diese zunächst rein innerliche Verhaltenweise ist in der objektiven Welt fehl am Platze und nichts weiter als Ideologie im negativen Sinne, nämlich Indoktrination.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#30
(13-11-2024, 22:52)Ekkard schrieb:
(11-11-2024, 23:02)subdil schrieb: Ich sehe das (und auch das Nachdenken und Schreiben über diese Themen) einfach ganz pragmatisch als eine Investition an, für den Fall, dass Bewusstsein eben doch mehr ist, als ein Epiphänomen des Gehirns, es doch eine geistige Welt gibt usw...

Ich nehme ein solches Verhalten mit echtem Erstaunen zur Kenntnis: Es ist nichts weiter, als eine Verkomplizierung einer sehr einfachen Tatsache, im Tode zu verschwinden, einschließlich aller Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen - egal welcher.


Ich nehme deine scheinbare Gewissheit in dieser Frage mit echtem Erstaunen zur Kenntnis. Denn du kannst definitiv nicht sicher wissen, dass das Bewusstsein beim Tod eines Menschen endet. Du kannst von mir aus sagen, dass es keinerlei wissenschaftliche Beweise oder auch nur Indizien dafür gibt, dass Bewusstsein auch unabhängig vom Gehirn existieren kann. Aber wissen kannst du das nicht, genau so wenig wie man das Gegenteil wissen kann. 


(14-11-2024, 14:50)petronius schrieb:
Zitat:Das geht eben nicht mit üblichen Methoden der Vorbereitung, sondern nur über Intuition, Meditation, Kontemplation usw...

und zwar wie? wie konkret? mit welchem ziel genau?


Wenn du darauf genaue, spezifische Antworten willst, musst du dich einer Religion oder Lehre anschließen. Ich bleibe lieber im Allgemeinen: Mach dir klar, dass du (vielleicht) ein geistiges Wesen bist und dass der Tod nicht das Ende ist. Ich könnte dir höchstens ein paar Filme empfehlen, die mich spirituell mehr erleuchtet haben als alle spirituellen Bücher, die ich bisher gelesen habe, obwohl diese Filme thematisch nichts bis kaum etwas mit Spiritualität zu tun haben. Außerdem hilft es im Alltag achtsam zu sein. Jeder Tag, jede Stunde ist einmalig und wird in der Ewigkeit nicht wiederkommen. Das ist auch ein Ansatz.  


(14-11-2024, 20:08)Ekkard schrieb: Wenn Siddhartha Gautama "erleuchtet" war, dann war das rein individuell und erst durch Lehren (wieder im Hirn sowohl der Lehrenden als auch der Lernenden) vermittelt.

Hier sollten wir mal klären, was Buddha eigentlich mit "Erleuchtung" meinte. Und ganz ehrlich: Auf Anhieb kann ich das gar nicht genau sagen, obwohl ich mich schon tiefgehend mit Buddhas Lehre befasst habe. Ich muss da wohl nochmal nachforschen.

Was ist heutzutage in aller Regel, also unabhängig vom Buddhismus mit spiritueller Erleuchtung gemeint? Meistens wird damit die praktische, also erfahrungsmäßige (nicht theoretische) Erkenntnis beschrieben, dass man kein separates, vom Rest des Universums getrenntes Selbst ist, sondern ein Teil des Ganzen, ein integraler Bestandteil des Kosmos. 

Ich denke, so etwas in der Art wird Buddha damit auch gemeint haben. Was er ganz sicher meinte, war eine praktische Erfahrung (im Zen als Satori, in anderen Traditionen als Samadhi beschrieben). Es geht also explizit nicht um eine theoretische Lehre, wenn von Erleuchtung gesprochen wird.
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