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Keine Meisterbriefe mehr gefordert - Qualitätsverlust ?
#1
Die Sendung auf Phoenix habe ich zur Hälfte verpaßt, aber den letzten Teil noch gehört.

Ganz interessant, was es da zu hören und sehen gab.

*http://www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/vorsicht_handwerker!/837579?datum=2014-05-13

Mangelnde Kontrolle?

SENDETERMINE
Di. 13.05.14, 15.15 Uhr
Di. 13.05.14, 18.00 Uhr
Do. 15.05.14, 17.15 Uhr
Auch Schadensgutachter und die IG BAU machen die mangelnde Kontrolle von Qualifikation und Ausbildung – und den nicht regulierten Markt verantwortlich. Jeder könne seine Dienste anbieten, zu Dumpingpreisen und nahezu ohne Nachweise. Und das ausgerechnet in dem Land, dessen Handwerker einst für Eigenschaften wie Qualität, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit geachtet wurden.


Auf Kreta habe ich meinem Sohn eine Gelenktasche mit Klettverschluß mitgebracht - war so ca 1998 - nach dem zweiten Öffnen hat er sie auf den Müll geworfen. Dieses Teil war einfach abgefallen. blubbs - das war´s dann. Icon_lol

2014 jährt sich die Novellierung der Meisterpflicht im Handwerk zum zehnten Mal. ZDFzoom zieht Bilanz und zeigt die Folgen der Entscheidung. Autor Florian Hartung konfrontiert die damals verantwortlichen Politiker, spricht mit Geschädigten, fragt nach bei Bausachverständigen sowie Handwerkskammern.

Fehlentscheidungen der Politiker müssen dann alle ausbaden. Aber vielleicht von Brüssel erwünscht ?

Qualität war einmal ?
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#2
Wird Zeit, dass der Kram wegkommt. Diese deutsche "Tugend", fuer jeden Senf einen Schein haben zu wollen, gehoert entsorgt.

Wenn dann noch das Abmahnwesen beseitigt wird, kann man sich auch ueber Beurteilungen schlau machen.
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#3
Ich weiß immer nicht, welche Schlauberger solche Dinge abschaffen wollen. Sind es die, die ein Handwerk ausführen wollen ohne den Stress des Lernens und geprüft-Werdens oder sind es schlicht EU-einheitliche Regelungen? Der Wirtschaftsraum "EU" soll ja keine Handelshemmnisse (in dem Falle von Dienstleistungen) enthalten.
Aber ich bin guten Mutes, dass man schon so etwas wie "Kundenreferenzen" verlangen wird. Und die können sehr viel unangenehmer sein als eine Meisterprüfung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(13-05-2014, 22:19)Ekkard schrieb: Ich weiß immer nicht, welche Schlauberger solche Dinge abschaffen wollen. Sind es die, die ein Handwerk ausführen wollen ohne den Stress des Lernens und geprüft-Werdens oder sind es schlicht EU-einheitliche Regelungen?

Groesstenteils dies. Auslaendischen Firmen darf es nicht verwehrt werden, in Deutschland ohne Meistertitel zu arbeiten. D.h., diese Meisterregelung betraf nur noch Deutsche, so dass diese ganze Chose nun schon seit Jahrzehnten nichts anderes als Besitzstandswahrung (Unterdrueckung lokaler Konkurrenz) und damit institutionalisierte Benachteiligung von Inlaendern war. Jeder, der ein wenig was auf dem Kasten hatte, machte einfach ohne Meistertitel kurz hinter der Grenze in den Niederlanden einen Laden auf und konnte so das Problem umschiffen, wenn er z.B. in NRW taetig werden wollte.

(13-05-2014, 22:19)Ekkard schrieb: Aber ich bin guten Mutes, dass man schon so etwas wie "Kundenreferenzen" verlangen wird. Und die können sehr viel unangenehmer sein als eine Meisterprüfung.

Eben. So laeuft's im Rest der Welt.
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#5
Was macht denn einen Meister aus?
Kenne mich da überhaupt nicht aus, aber hätte jetzt gedacht, dass der Meistertitel durchaus sinnvoll ist, zeugt er doch von Erfahrung, hohem Verständnis des Handwerks und der Fähigkeit Leute darin auszubilden. Quasi eine Art Qualitätssiegel, wo auch der Kunde weiß, woran er ist.
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#6
(13-05-2014, 22:29)Gundi schrieb: Was macht denn einen Meister aus?
Ist so wie beim Doktortitel nur, dass hier "Vitamin B" und "Kohle" die meisten Titel kreiert und deshalb mancher Geselle sich wundert.
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#7
(13-05-2014, 22:29)Gundi schrieb: Was macht denn einen Meister aus?
Kenne mich da überhaupt nicht aus, aber hätte jetzt gedacht, dass der Meistertitel durchaus sinnvoll ist, zeugt er doch von Erfahrung, hohem Verständnis des Handwerks und der Fähigkeit Leute darin auszubilden. Quasi eine Art Qualitätssiegel, wo auch der Kunde weiß, woran er ist.

So eine Art Bischof oder erst Kardinal, wenn nicht Papst, Ayatollah ?
Echt nur mit Mütze und Kutte.

Sollte man den qualitativ Guten nicht an seinen Taten erkennen.
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#8
Diese Elitärstellung, dass nur mit Meisterbrief ein Gewerbe eröffnet werden kann, gehört meines Erachtens schon längst abgeschafft,.. nur als Beispiel...: ein Bekannter von mir hat sich hobbymäßig auf Intarsien spezialisiert, wollte das als neues Standbein nebenberuflich machen, darf aber nicht, da ihm die Gewerbeberechtigung, sprich abgeschlossene Tischlerausbildung fehlt,..sicher gibt es Bereiche, wo besondere Befähigungen nachgewiesen werden müssen, aber dies kann ja durch Prüfung vor der ausstellenden Behörde erfolgen,.. damit würde übrigens auch aktuelles Wissen garantiert,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#9
ich habe auch schon pfusch von meisterbetrieben erlebt

der meister sitzt sowieso am rechner, kalkuliert angebote und akquiriert aufträge. dein badezimmer fliest der lehrling
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
(13-05-2014, 22:29)Gundi schrieb: Was macht denn einen Meister aus?
Kenne mich da überhaupt nicht aus, . . .

(14-05-2014, 00:48)Harpya schrieb: So eine Art Bischof oder erst Kardinal, wenn nicht Papst, Ayatollah ?
Echt nur mit Mütze und Kutte.

Sollte man den qualitativ Guten nicht an seinen Taten erkennen.

Schönes bla bla
So dachte man 1848. Da begann eine liberale Phase. Jeder durfte jedes Handwerk ausüben. Leider gab es da viele Blender, Betrüger, Hochstapler.
Da gibt es Leute die schöne Arbeit leisten. Aber der Schaden tritt erst nach Jahren auf, weil eben billiges Material verwendet wurde.

Da stürzten dann schöne Häuser ein. Der Ruf der Bevölkerung nach staatlich reglementierten Ausbildungswegen wurde wieder laut !
Wenige Jahre nach der Liberalisierung wurde wieder streng reglementiert. Unter dem Beifall der Bevölkerung.

Welchen Namen derjenige hat, der den gesetzlich geregelten Ausbildungsweg geht, ist an sich unerheblich. Sag "Meister" zu ihm oder was auch immer. Ist im Grunde ebenso egal wie die Farbe der Autokennzeichen. Ob das Schild weiß ist oder gelb wie in England oder schwarz ist eine willkürliche Konvention.
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#11
Deutschland liebt halt seine Scheine. Wenn Du Angeln willst, musst Du einen Angelschein machen. Fuer's Jagen brauchst Du eine lange und teure Ausbildung. Fuer's Bootfahren ebenso. Fuer ein Speedboot musst Du so quasi lernen, ein Hochseeschiff zu fahren. Wenn man dann dahinter schaut, merkt man, dass es dabei hauptsaechlich um die Bewahrung von Pfruenden geht, sonst nichts. Ist mit dem Meister aehnlich. Hier geht's um Marktbeherrschung und -aufteilung.
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#12
Sooo ganz unberechtigt ist eine gewisse Grundausbildung ja nicht.
Ich sollte , um mal bei den Beispielen zu bleiben, schon wissen
wann Laichzeit ist, Sprengstoff und Giftfischen verboten ist,
Jägerprüfung hat durchaus Berechtigung
wenn es um Waffen oder Schonzeiten geht oder
Fleischverwertung.

Segeln ohne Navigation und Schifffahrtsregeln ist selbstmörderisch
und gefährdend.
Auch Verhalten bei Unfällen fliegt einem nicht zu.
Sowas wie Lichterführung und Erkennung nachts will erstmal
gelernt sein.
Kenne genug die ohne ihr GPS und Radar bei Nebel komplett hilflos auf der Nordsee
rumschaukeln und dann nach Seenotkreuzeren brüllen oder ständig rot schiessen.
(Nein, das ist kein Feuerwerk)
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#13
Ja, ich kenne die offiziellen Begruendungen. Die meisten dieser Fragen kann man in einem 5-Minuten-Gespraech abhaken, wenn man denn will. Aber dann fragt man sich doch, wie andere Laender das schaffen. Z.B. brauchst Du fuer keine der Taetigkeiten, die ich gelistet habe, in den USA einen Schein. Gut, fuer's Angeln musst Du Dir eventuell eine Erlaubnis beim Teichbesitzer (z.B. der Forstbehoerde) kaufen und fuer das Speedboat fragt Dich wohl jemand, ob Du einen Autofuehrerschein hast, aber das war's dann auch. Fuer's Boot sagen sie Dir wohl noch, was die Bojen bedeuten und wer Vorfahrt hat, und los geht's.
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#14
Hat schon seinen Grund, warum Motorbootfahrer nicht für voll genommen werden Icon_lol
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#15
Selbst verständlich hat jedes System zwei Seiten.

1.) Man will die Garantie haben, daß derjenige der eine Tätigkeit ausübt, diese auch beherrscht

2.) Diejenigen, die diese Prüfung bestanden haben, wollen dann am liebsten, daß hinter ihnen die Tür geschlossen wird, daß nicht zu viel Neue reinkommen


ad 1.)

Bei Tauchern kann es der Allgemeinheit egal sein. Wenn ein Taucher mit mangelhafter Ausbildung in Schwierigkeiten kommt und stirbt, ist das (auf den ersten Blick) wohl ausschließlich sein Problem. Soll er auf eigene Gefahr machen, was er will. Aber er hinterläßt Frau und Kind. Die Witwe wird nun der Taucherbasis Vorwürfe machen, aus reiner Profitgier einem unausgebildeten Mann eine Taucherflasche umgehängt zu haben – und dann wird sie an die Öffentlichkeit gehen (Zeitung) und ein berechtigtes Theater machen, daß jeder Idiot Taucherfahrten organisieren darf und ahnungslose Touristen in den Tod schicken kann, ihnen einreden kann daß das ja alles eh so ungefährlich und einfach sei, und wenn dann jeder Hundertste verunglückt, so ist es sein Problem und das seiner Familie.

Bei Jägern ist das viel schlimmer. Er schießt mit einem Hochleistungdkaliber, da fligt die Kugel 5 Km weit ! Wenn der Idiot nicht auf einen Kugelfang achtet und vorbeischießt, dann kann in 5 km Entfernung ein Mensch getroffen zusammenbrechen.
Motorbootfahrer ebenso. Niemand in Europa will, daß da ein Bootsverleih in einem Feriendorf ist, wo an ahnungslose Lausbuben Motorboote vermietet werden. Die fahren dann zwischen den Badenden spazieren . . .

Sehr wichtig ist das aber bei Handwerksberufen und medizinischen Berufen.
Da kommt bald einmal ein Arbeitsscheuer oder ein Betrüger auf die Idee, sich selbstständig zu machen und seine Dienste als Baumeister, Elektriker, Gasheizungstechniker, Autospezialist oder Masseur oder Chiropraktiker anzubieten. Da wäre es sehr schädlich, auf die Selbsregelung durch Marktmechanismen zu warten. Bis sich nämlich herumgesprochen hat, daß der Bauunternehmer nichts kann, sind bereits 5 Einfamilienhäuser von ihm errichtet worden, Familien haben sich hoch verschuldet und müssen 20 Jahre lang die Kredite abstottern. Wenn sich dann nachträglch ein paar Jahre später herausstellt, daß das Haus mit unpassenden Materialien gebaut wurde, ist es zu spät. Wer die Werbepraktiken kennt, ist heilfroh, daß es da eine gewisse staatliche Kontrolle gibt.


ad 2.)

Leider stimmt es, daß das System der Befähigungsnachweise dazu tendiert, den Markt abzuschotten und die vielgerühmte freie Konkurrenz zu verhindern. Diejenigen die eine Meisterprüfung haben, gründen eine Interessenvertretung und versuchen nun, Zutrittsbarrieren zu schaffen.

Dadurch entsteht eine künstliche Knappheit, man muß monatelang auf einen Unternehmer warten und ist dann notgedrungen bereit, jeden Preis zu zahlen.
Dieses Problem kann man nur politisch lösen, aber auch nur dann, wenn kein Lobbyismus vorhanden ist.
(18-05-2014, 08:06)Ulan schrieb: Deutschland liebt halt seine Scheine. Fuer's Jagen brauchst Du eine lange und teure Ausbildung.


(18-05-2014, 08:38)Ulan schrieb: Z.B. brauchst Du fuer keine der Taetigkeiten, die ich gelistet habe, in den USA einen Schein.


Gerade an diesem interessanten Beispiel der Jäger sieht man, daß jedes Ding zwei Seiten hat.

In den USA gibt es riesige unbesiedelte Gebiete. Da geht keine Schulklasse wandern. Wenn in der Sierra Nevada ein Schuß vorbeigeht und in 5 Km Entfernung das Geschoß in den Boden einschlägt, kratzt das niemanden. Aber in Deutschland ist alles überfüllt, in den Wäldern tummeln sich Familien, Pilzesammler, Jogger, Hundebesitzer, Liebespärchen
Da ist das 10.000 Mal gefährlicher

Ein ganz anderes Thema ist das verfassungsmäßig gewährleistete liberale Waffenrecht in den USA
Als 1776 die Verfassung der USA geschrieben wurde, gab es nur einschüssige glattläufige Vorderladermusketen.
Damit konnte ein Schütze auf maximal 100 Schritt einen Menschen treffen, und zur Abgabe eines zweiten Schusses mußte er mühsam nachladen, das dauerte mindestens eine halbe Minute.
Heute kann sich jeder Psychopath einen Selbstlader mit Zielfernrohr kaufen. Damit trifft er mühelos Menschen auf 500 Meter, mit dem 30 Schuß Magazin kann ein Irrer innerhalb einer Minute 30 Menschenleben auslöschen
Somit bin ich sehr froh, daß der Waffenbesitz in Deutschland staatlich sehr streng reglementiert ist.

Allerdings Ulan, hast Du schon recht. In Deutschland muß man einen sündteuren Jagdkurs machen, dabei wird alles gelehrt was geht.
Wie man in der traditionellen Jägersprache zum Schnabel des Auerhahns sagt, wie die 50 beliebtesten Jagdhunderassen heißen
Da fliegt man bald einmal durch, ein Bekannter hat mir sein Leid geklagt. Dann muß man eben doch einen sehr kostspieligen Kurs besuchen. Die etablierten Jäger sind die Wähler der Jagdfunktionäre. Und die wissen, was von ihnen erwartet wird: Abschottung.
So wird aus der Jagd ein sündteures Hobby gemacht.
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