12-11-2010, 19:10
(12-11-2010, 13:50)t.logemann schrieb: Im christlichen wie im Baha'i-Glaube sind die Gläubigen zuallererst dem Staat unterworfen ("gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist..." findet auch seine Entsprechung in der Baha'i-Religion). Trotzdem gibt es aber auf der Grundlage der christlichen Religion eine "Staatsvorstellung"Hm? Ich gebe zu bedenken, dass die "Staatsvorstellung" (Staatsdoktrin) sich im NT nur schwer, bestenfalls indirekt, finden lässt. Den (römischen) Staat hat Jesus einfach als "Welt" betrachtet, die letztlich dem Reich Gottes fremd, ja feindlich, gegenüber stand. Was er mit dem o. g. Spruch erreichen wollte, kann man nur mutmaßen. Wahrscheinlich ging es um die "Göttlichkeit" des Kaisers, die er - wie alle Juden damals - lächerlich fand. Also: "Was will denn dieser Caesar? Steuern? Nu, was kümmert's euch. Das ist "Welt", nichts, was in den Heilsplan Gottes hineinwirken kann."
Die Staatsdoktrin stammt aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert. Sie wird aus der himmlich-irdischen Hierarchie abgeleitet, in der der Christus bereits als geistiger Weltenherrscher gesehen wurde, der die irdische Macht des Kaisers (vormals göttlich) legitimierte. So blieb der Kaiser zwar keine Gottgestalt, aber von Gott (=Christus) über die Menschen gesetzt. Genialer Trick zum Machterhalt, wenn ihr mich fragt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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