08-09-2004, 19:27
GermanHeretic schrieb:Hallo,
ich bin neu hier und hätte da mal eine vielleicht provokative Frage, die mir seit einiger Zeit im Kopf herumspukt.
Warum verurteilen Christen den Verrat des Judas an Jesus eigentlich als abscheuliche Sache? Wenn der Verrat nicht gewesen wäre, wäre Jesus am Ende vielleicht gar für Eure Sünden gestorben und der ganze Erlösungsplan hätte nicht funktioniert. Müßte man Judas denn nicht dankbar sein dafür, daß er die Erlösung überhaupt ins Rollen gebracht hat?
Erwarte ein paar interessante apologetische Antworten.
Es sind nicht die Taten, die einen Menschen definieren, sondern seine Motive. Das ist ein Grundsatz, von dem ich überzeugt bin. Und wer das gerne von einer Bibelstelle belegt haben möchte: 1. Brief an die Korinther, Kapitel 13, diese berühmte Stelle, die beginnt mit: "Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke ..."
Das Motiv des Judas war nicht die Erlösung der Menschen, sondern sein Motiv war Blutgeld. Deshalb war der Verrat alles andere, als eine gute, geschweigedenn eine von Liebe motivierte Tat. Nichts desto trotz hat Jesus ihm vergeben und es steht auch sonst keinem Menschen zu, Judas dafür zu verurteilen. Rühmen tut ihn, wegen des dargelegten Grundes, aber auch keiner.
Aber was anderes, nicht weniger Provokantes: Jesus hat uns, meiner Auffassung nach, durch seinen Kreuzestot nicht erlöst. Nicht in dem Sinne, dass er unsere Schuld von uns nimmt. Er hat uns ein sehr starkes Zeichen gesetzt damit, uns aber nicht die Verantwortung genommen. Das zu glauben, halte ich für unchristlich. Aber wir können ja auch gerne darüber diskutieren.
Gruß
Stefan