05-10-2010, 23:00
(05-10-2010, 21:14)qilin schrieb: 'Reinkarnation' als 'Ziel des Buddhismus' scheint nicht nur mir, sondern so ziemlich allen Buddhisten die ich kenne ein Unding...Das ist doch mal ein vernünftiger Ansatz! Nicht-Ich lässt sich durch einen informationstheoretischen Ansatz ganz "natürlich" verstehen (frei nach Frank Tipler). Zeit, das hat die Kosmologie inzwischen heraus gefunden, existiert nicht unabhängig von den Veränderungen in der Welt. Sie ist so etwas wie der Regenbogen der Beziehungen der Dinge untereinander. Und die "Information" ist das Ticken der Weltuhr. Dadurch dass wir verändern (in uns und um uns herum) sind und bleiben wir Teilnehmer im Ganzen des Kosmos - nur eben nicht mit einer einheitlichen Ich-Tradition, wie wir sie an uns selbst erleben, bis wir sterben.
'Die Grundwahrheit' des Buddhismus (wenn man davon überhaupt reden kann) scheint mir eher der anatta-('Nicht-Ich')-Begriff zu sein, die Erkenntnis, dass das Ego letztlich eine Illusion ist - und die lässt sich mit (zumindest vielen Vertretern) der modernen Psychologie recht gut vereinen - recht wenig allerdings mit der Reinkarnationslehre...
(05-10-2010, 21:14)qilin schrieb: ... ich kann mich noch gut erinnern, wie eine chinesische Ch'an-Lehrerin, die bei uns an der Uni Vorlesungen über die Philosophie des Buddhismus hielt, mich einmal privat fragte "Sag mal - im Chistentum ist so oft von 'Gott' die Rede - ich kann mir darunter absolut nichts vorstellen - was meinen sie damit denn eigentlich???"Meine Antwort ist: Ich auch nicht! Aber das ist nicht typisch sondern bestenfalls die protestantische Version des Bildnis-Verbots. Gott vollzieht sich ausschließlich dort, wo Mitmenschlichkeit, sprich Menschenliebe und Feindesliebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit geübt werden. Und zwar geht es darum entsprechende Strukturen zu schaffen bzw. solche zu verwerfen, die Rechtlosigkeit schaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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