26-08-2010, 12:12
(25-08-2010, 15:01)ThePassenger schrieb: Das Mormonentum ist eine relativ junge Religionslehre, und ihre Angreifbarkeit besteht natürlich in dem Wandel innnerhalb ihrer eigenen Sichtweisen, in diesem von dir treffenderweise so bezeichneten Prozeß des "Abschleifens"
kann ich nicht so sehen. warum sollte man angreifen, daß eine kirche sich ändert? die frage ist doch, in welche richtung die änderung geht. eine anpassung an fortschritte in naturwissenschaftlichem und soziologischem wissen beispielsweise kann ich nicht als negativ bewerten
Zitat:Ich möchte jetzt gar nicht so sehr auf die großen Kirchen zu sprechen kommen, aber eines ist sicher: deren Entwicklungsprozeß scheint bei der Beurteilung des Mormonentums häufig in Vergessenheit zu geraten
ähm - der vorwurf an die mormonen besteht doch nicht darin, daß sie auch nicht besser sind als die etablierten kirchen (weil eben jeder seine leichen im historischen keller hat), sondern in der verleugnung dieser weniger schönen dinge und dem versuch, sich als besser hinzustellen
Zitat:Diese Kirchen hatten mehr als tausend Jahre Zeit, bis hin zum Schisma mit dem Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges (dessen Dimension heute in Vergessenheit geraten ist)
das große morgenländische schisma fand tatsächlich etwa tausend jahre(genau: im jahre 1054) nach der "gründung" der christlichen kirche im ersten jhdt statt und führte zur trennung der lateinischen von der orthodoxen kirche. als großes abendländisches schisma ist jene zeit im 14./15. jhdt bekannt, in der sich päpste und gegenpäpste in rom und avignon gegenüberstanden
mit dem 30jährigen krieg haben diese schismen allerdings nichts zu tun, man mag ihn allenfalls als folge der reformation (im 16. jhdt.) sehen. daß die dimension dieser auseinandersetzung, die deutschland derart verheerte, daß z.t. nur ein drittel der bevölkerung überlebte, und politisch in der deutschen kleinstaaterei bis weit ins 19. jhdt hinein wirkte und die entwicklung lähmte, heute in vergessenheit geraten wäre, kann ich nicht so sehen
aber auch der 30jährige krieg war weniger ein religionskrieg als vielmehr die austragung verschiedener machtinteressen (kaiser, landesfürsten, ausländische mächte wie schweden oder frankreich) vor der folie eines religionsstreits
Zitat:und der Verflachung und Anpassung ihrer Lehren
was du eher abschätzig als "Verflachung und Anpassung" siehst, betrachte ich als dazulernen und eingehen auf den menschen
wer nicht mit der zeit geht, geht mit der zeit
stillstand ist rückschritt
sicher gibts auch die ewiggestrigen, die sich lieber an überkommenem festhalten. aber für die gibts dann ja auch ihre nischen (sekten, bestimmte freikirchen, spezielle kongregationen...)
Zitat:Haben diese großen Kirchen die Kriege der Neuzeit zu verhindern versucht oder es gekonnt?
hat das denn überhaupt irgendjemand versucht oder gekonnt?
afaik konnten die mormonen die regionalen (also in ihrem einflußbereich "großen") kriege in utah auch nicht verhindern
Zitat:Bevor sein Zug ins Gefecht gesandt wurde, predigte ein Geistlicher, daß der Feind geschlagen werden möge und das Kriegsglück auf der eigenen Seite liegen möge. Und diese Worte kamen von der etablierten, großen, christlichen Kirche
und du bist dir ganz sicher, daß das mormonentum von solch martialischer rhetorik unbeleckt ist?
mein eindruck ist ein anderer
(25-08-2010, 15:01)ThePassenger schrieb: Der Menschheit stehen enorme Probleme ins Haus: Überbevölkerung, Ressourcenverknappung, Klimawandel mit verheerenden destruktiven und wahrscheinlich bereits irreversiblen Folgen. Dieser Sommer war der wärmste, an den ich mich erinnern kann. Die Pole schmelzen, der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre steigt, der kritische Wert wird vielleicht bald ereicht sein, so daß gigantische Mengen Methangases aus den Weltmeeren und dem Permafrostboden Sibiriens und Alaskas steigt, die menschliche Kultur und Existenz ist eindeutig gefährdet. Wir werden vielleicht eine Renaissance religiöser Bewegungen erfahren, wie wir sie uns noch nicht vorstellen können.
spekuliert da einer auf katastrophen-gewinnlertum?
die globalen probleme sind manifest, keine frage. warum man sich aber ausgerechnet von religiösen bewegungen abhilfe versprechen sollte, leuchtet mir nicht ein
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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