10-06-2004, 12:11
Ekkard schrieb:...Wenn wir von Gott als einer alles umfassenden Wesenheit ausgehen, die alles macht, dann stecken wir mittendrin. Wir sind mit unserem ganzen Sein und Tun einschließlich der Welt, in der wir leben, "in Gott".Warum, Ekkard,
sollten wir von einer "allumfassenden Wesenheit" ausgehen,
wenn wir genau wissen, dass wir dafür gar keine Antennen haben?
Das kann doch nur Spekulation sein.
Wenn wir sehen,
wie die alten israelitischen Stämme sich von ihren vielen Stammesgottheiten getrennt und auf einen Jahwe geeinigt haben,
können wir m.E. viel von ihnen lernen.
Sie machten sich ganz realistisch klar, wer sie am Leben erhält
und erkannten: Das sind die Regeln, die in den 10 Geboten stecken, d.h. in ihrer Ethik, ihrer Lebensweise nach der Gerechtigkeit und Liebe zum Nächsten.
Diese Gerechtigkeit erkannten sie als die Kraft, hinter der ihr Gott steht und in der sie ihn erfahren.
Also schleppten sie
nicht philososphische Schriften von einer allumfassenden Wesenheit durch die Wüste, sondern eine Holzkiste (Bundeslade) mit den Regeln ihrer Ethik. Lebten sie danach, spürten sie ein "Leben mit Gott", der nicht mehr hinterfragbaren ethischen Instanz.
Das ließ sich überprüfen,
war menschlichem Denken und Handeln zugänglich, war etwas, über das man reden und schreiben konnte (siehe Tora). Israels Gott ist ein Gott in ihrer Geschichte, nicht in einer philosophischen Spekulation mit willkürlichen Axiomen, die nur die Transzendenz unserer Grenzen widerspiegeln.
So können wir auch heute unseren Gott erfahren:
Leben wir nach der Bergpredigt, nach dem Vorbild Jesu, sorgen wir für den Erhalt der Menschheit, die Gerechtigkeit für alle, "das Reich Gottes kann nahe herbeikommen."
Tun wir das nicht (siehe Irak-Krieg),
geht es mit dem Leben der Menschheit bergab. Da können wir tausendmal sagen: Wir sind auch da in Gott. Ich finde, wir sind dann in der Hölle, fern von Gott (Papst Johannes Paul II. sieht die Hölle übrigens genau so).
Das nenne ich "religiösen Realismus" in einer uns Menschen angemessenen Form.
Was Gott darüber hinaus auch noch alles ist, können wir getrost offen lassen. Wir brauchen es auch nicht für unsere "Seligkeit". Gott verlangt nichts von uns, was uns nicht zugänglich ist.
Denn: Wir sollen uns kein Bildnis noch Gleichnis machen (2. Mose 20,4)
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


