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Die Lehre von Jesus in den verschiedenen Religionen......
#8
Schalom :.)
@Joseph ben Mathitjahu oder auch Flavius Josephus, ein jüdischer Historiker (37-100 n. Chr.) berichtet in "Jüdische Altertümer" XVIII.3.3...

Hier ist das Thema stecken-geblieben bzw. vermutlich im Chat zuende disputiert worden - an sich schade, dass in solchen Fällen kein Chat-Kurz-Protokoll den Thread an dieser Stelle ergänzt. :.D

Buddhisteen haben hier noch nicht zum Thema beigetragen oder Hinduisten - was durchaus auch von Interesse wäre. Also ich setz es mal vor mit der jüdischen Sicht - zugegeben, etwas schwer zu formuilieren, es haben sich Berufene darüber aber schon geäussert. Berührungs-Ängste gibt es da nicht mehr.

Also - Josephus Matthias-Sohn (*37-95^) als Gouverneur des Gallil hatte sich im 1.Jüdischen Krieg mit seiner Provinz Rom ergeben, er war ein Mann von guten Umgangsformen und guter Ausbildung und gefiel dem Imperator Vespasian derartig gut, dass er durch Adoption ein Flavius wurde, eine vornehme röm.Familie, der auch der Imperator angehörte. Dadurch konnte er einiges für sein Volk, für die Friedenswilligen tun.

Er hat zwei Werke geschrieben, die uns erhalten blieben - vermutlich wegen dieses zitierten Satzes. Er schrieb von der jüdischen Geschichte sehr viel auf in diesem Band, und im zweiten erhaltenen Buch über den jüdischen Krieg 66-70ndZ, während dem er Gouverneur in Galiläa war und sehr vieel von der verworrenen Politik jener Tage berichtet. Es gibt beide Bücher auf Deutsch. Er schreibt eigentlich einen damals eleganten griechischen Stil, der nicht immer ganz ernstgemeint klingt, das stimmt allerdings nicht so. Er nahm seine Themen durchaus ernst. Aber es klingt nett, z.B. Als G"TT die Welt geschaffen hatte, Himmel und Erde, war zunächst erstmal Tohu waBohu das heisst: alles durcheinander und dunkel - da sprach G"TT zuerstmal: es werde Licht - dann konnte er das aufräumen ...

Persönlich ist er ein Pharisäer, also von der Partei, die sich dem Reich Rom ergab und keinen Krieg um Judäa gewollt hat, weil Pharisäer vom Messias die Hilfe erwarten, am Tag wo ganz Israel das Gebot gut genug hält. Es tat ihm weh, wie seine Heimat so zugrundeging.

Dieser Satz über Jesus wirkt im Fluss des Textes allerdings verblüffend, die Formulierung ist wie diktiert - und der Zeitpunkt der Gesamt-Aussage (vor dem Jahre 100) liegt etwas früh: "Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort". Anders als bei anderen Personen, deren Geschichten und Histörchen er mit liebevoller Umständlichkeit im Stil des Hofklatsches mitteilt, fehlt in den Jahren, wo Jesus nun bei ihm auch hätte vorkommen müssen, jede weitere Erwähnung. - Daher streiten sich nun seit langem die Gelehrten, wie dieser Satz da rein gekommen ist.

Dass sich die Frühchristen für röm.oder jüd.Sicht irgendwie als "Volk der Christen" dargestellt hätten, wirkt besonders merkwürdig, zum Zeitpunkt zwischen St.Pauli Briefen und St.Johanni Evangelium gesagt, weil das NT selber es nicht so formuliert. Das mag aber Zufall sein. Das Buch kommt nachher auch nicht weiter darauf zurück.

Wer eine ausführliche Studie über Jesus aus einer der vielen jüdischen Sichten nachlesen will, kann sich die beiden jüdischen deutschen Autoren Pinchas Lapide oder Gerschom Scholem zuhilfe nehmen, diese haben - ersterer mehr mit Katholiken, zweiterer mit Protestanten - zusammengestellt, was sie sehen.

P.Billerbeck hat sich in "Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Mischna" München 1922-1961 sehr ausführlich und zuverlässig dem Thema gewidmet, Mit-Autor ist H.L.Strack, ein akademischer Fachmann für Talmud und Mischna, der sachlich sehr korrekt ist. (Verlag C.H.Beck)

- ein Autor jüdischer Abstammung ist G.Vermes "Jesus The Jew" (New York 1973 McMillan Publ.) und hat weitere Beziehungen der Biografie Jesu zu rabbinischem Schrifttum gefunden.

- Samuel Sandmel ist Jude und Professor für Bibel und hellenistische Literatur am Hebrew Union College Cincinatti, er schrieb "A Jewish Understanding of The New Testament" (Cincinatti 1957) aus klarer jüdischer Warte.

Hier im Thread haben eigentlich alle nur zitiert, also ich zitier gleich die Titel der Bücher, die ich dazu empfehlen würde, dazu: dass es Juden gibt, die eine Aussage über Jesus gemacht haben.

Dies ist bei uns allerdings schwieriger, denn eine "jüdische Meinung zu Jesus" kann man eigentlich mit keinerlei Recht haben. Es stand bis ca.1800 der Scheiterhaufen drauf, eine zu haben, mehrere hundert Jahre lang. Und die Historie war bekanntermassen leidvoll, wofür der jüd.Rabbi Jesus v.Nazareth sich nicht verantwortlich ist, wovon aber Christus, das Haupt der Kirche, gewiusst haben muss, es ist also ein leidvolles Mysterium mit ihm verbunden, um das mal ganz offen zu sagen.

Es ist nicht legitim, dies zu ignorieren. Muslime können immer gerne von Jesus erzählen, er kommt als Prophet Isa ja im Qur'an mehrfach vor - jedoch mit verschobener Sicht gegenüber Christen, a) nicht denkbar als G=ttessohn b) nicht denkbar als am Kreuz gestorben c) als Vorläufer von Mohammed, dem "Letzten Gesandten, Propheten".

Juden können, wie gesagt, nicht immer "gerne" von einem der Juden erzählen, der als Nazarener bekkannt wurde, aber ab seinem Tod kein Jude mehr blieb - um es mal so zu sagen. Dessen Weg führte hinaus, indem er auferstand.

Nun, Juden, zumal Pharisäer bekennen sich zum Glauben an die Auferstehung, jedoch alle an 1 Tag werden das sein - einer einzeln ist im jüdischen Weltbild nicht einfügbar. Aber nähern wir uns mal der Person Jesus aus anderer Sicht als die oben erwähnten wissenschaftlichen Fleiss-Arbeiten:

In den Büchern der Könige zur Zeit der Propheten Elija und Elischa gab es zwei Knaben, die tot waren und wieder belebt werden durften. Schaut man sich diese Episoden an, so hatte jedesmal deren Mutter vorher etwas Schlimmes gesagt. Sie wurden belebt, um die Gerechtigkeit G"TTES zu rechtfertigen. Das war allerdings keine Auferstehung, sondern ein Wieder-Aufwecken auf dem Schlaf des Todes - und den Juden jener Zeit fehlte - diesen Texten nach - ganz und gar das Interesse für das Sensationelle. Einmal wird da kaum erwähnt, dass irgendwer den Propheten um eine Heilung bat (nur der Ausänder, der aramäische Feldherr) - sie müssen es fast aufdrängen, ein Zeichen G"TTES anbringen zu können.

In meiner Sicht ist es also zweierlei: Jesus von Geburt bis Bestattung, was von ihm zu erfahren ist, leidet vielfach an Übersetzern mit Null Ahnung vom jüdischen Leben. Es klingt nach einer vielleicht blöden Entschuldigung oder Behauptung, aber manches ist nicht identifizierbar als jüdisch. Juden haben aus dem Zeitraum davor und danach nicht wenig Schriftliche Überlieferungen in Griechisch, Aramäisch und Hebräisch, wir wissen also auch viel über das, was damals üblich war.

Dazu schreiben die erwähnten Autoren auch wirklich Interessantes. Sie schreiben es aber als Akademiker auf, nicht als Juden - ihr Konsensus kommt aus der Anfrage der akademischen Kollegen, nicht aus Fragen seitens der Juden selbst. Und was auch immer man sagt - es gefällt irgendwem nicht bei den Christen, was doch schon deshalb klar ist, weil spätestens seit der Scholastik Christen etwas empört feststellen: was für sie einleuchtend und vernünftig bewiesen ist, bewegte dennoch nicht die Judenschaft, den jüdischen Glauben aufzugeben und sich als Gesamt oder in nennenswerter Anzahl dem Messias Jesus anzuschliessen.

Vor 1800 weiss ich nur von einem Dominikaner, der rasanten "Erfolg" mit seinen Predigten hatte (ohne Gemeinheiten dabei). Es kamen dann aber andere und wurden gemein: die Judenschaft in der Stadt einschliessen, Zwangs-Anhörung von Drohpredigten und zugleich einfach Absperren von jeder Art Handel - inclusive, sich Essen besorgen zu können - also als Druckmittel Aushungern der Bewohner des jüdischen Stadtteils.
Das war nicht spezifisch christlich, übrigens, es gab auch für die Sued-Juden gefährliche Epochen unter Römern, unter Persern (Zoroaster-Religion) und unter Muslimen (Zeit des Maimonides grosse Verfolgung um 1150) - aber da zwang man nicht speziell die Anerkennung Jesu auf, klar.

Als in Frage kommender Messias berachtet, da kann Jesus mit dem, was im NT bezeugt ist, eigentlich nicht aufgefallen sein, damals, denn der jüdische Messias-Wunsch stellt sich den einfach wirklich ganz konkret vor.

Damit ist es wieder ein Punkt wie beim eben Erwähnten: es "passt sich nit" - aber was sollen wir denn machen, als Juden?

Zum Vergleich:

nehmen wir an, ich wohne auf einem Berg, sei Schwarz-Afrikaner wie alle meine Verwandten, Bekannten und soweit ich weiss, alle Vorfahren auch, und mein Glaube beinhaltet nach allem, was ich kenne und was wir praktizieren, die Punkte A, B, C.
Nun kommt immer wieder jemand anders zu mir, da heisst es auf einmal, einer von Euch, ein Weisser - da unten am Meer wo Du ja wohnst, von dem muss etwas in Deinem Tagebuch erwähnt sein, der erfüllte Erwartungen Deines Glaubens, nämlich: D, E und F - also folge endlich Deinem Landsmann, komm zu uns, WEISSER.

Man kann dann doch nur hilflos mit den Schultern zucken, denn man weiss es wirklich nicht. Dies betrifft aber das jüdische Verhältnis zu Christen, nicht zu Jesus.

Wenn nun der hilfsbereite Christen-Mensch einsteigt bei mir, schnappt sich mein Tagebuch und stöbert auf der Suche nach "diesem weissen Schwarzen", der muss mir doch untergekommen sein! - empört stellt er fest: Sieh, du redest da von einem Magier, der wurde gesteinigt - wegen Abgötterei - das ist er!
Dann fragt sich der Jude erschrocken: wie denn, so schätzen die ihren Meister ein? - ich weiss aus meinem Tagebuch noch genau, wer das da war, der Magier, er reiste mit jemand aus einem ganz andern Jahrhundert und war mit dem in Alexandria, da kam er an den Aberglauben!

- ich versuch das zu erklären - dann sucht der eben weiter rum und sagt: Da! der Bileam! das ist er! - und ich, wieder verwirrter, weiss es doch, wer Bileam war: das war zur Zeit von Moses! - hilft nix. Warum - um Himmels Willen - sollte ich zu solchen "Chiffren" greifen, wenn es so wäre, wie der denkt, dass da jemand von unseren Gericht für etwas ganz Bestimmtes verurteilbar war - und wär er der Wesse unter uns Schwarzen gewesen, hätte uns das nicht auffallen müssen bereits am 1.Tag, wenn dessen Lehren D, E und F so gar nicht unserem A, B und C glichen??

Ich sag ja, es hat viel mit dem Übersetzen zu tun.

Kommt es vor, dass jemand aus einer Familie andern als dieser berühmt wird? Ja.

Kommt es vor in einem Weltkrieg, dass man Zusammenhang zu ganzen Familien verliert? Auch ja.

Ich denke, das ist passiert. Im Grunde ist Jesus als unser Landsmann erst wieder jüdisch geworden nach der Vernichtung im NS-Reich. Denn denen reichte ein Viertel "Jude" in egal welcher Konfession, um jüdisch "genug" zur "Zerquetschung als Laus" zu werden. Jesus - auch einer von uns, ok.

Ein Verhältnis zu Jesus dem Christus stellt sich damit immer noch nicht automatisch mit ein.

Soweit kann ich hierzu Auskunft geben. Was Juden persönlich glauben, spielt für das Judentum auch nicht diese Rolle wie im Christentum. Unsere Religion ist nicht darauf konzipiert - sie war schon ab der Zeugung der Kionder Abrahams an uns.

mfG WiT :.)
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