(09-03-2010, 14:59)Gundi schrieb: Aber für den Gläubigen stellt es in dieser Situation keine überflüssige Annahme dar und kann daher auch nicht als redundant angesehen werden
auf der persönlichen ebene kann sowieso kein außenstehender beurteilen, was für das einzelne individuum wesentlich ist. ich dachte aber eigentlich, daß wir hier auf der allgemeinen ebene diskutieren, daß du ganz allgemein kritisierst, daß nicht gläubige die existenzmöglichkeit gottes nicht in ihre überlegungen einbeziehen (schließlich sind wir hier ja auch im thread "atheisten" im forum "atheismus und agnostizismus", und nicht in einem glaubens- bzw. gläubigenthread)
allgemein betrachtet ist eine vorstellung, die nichts erklärt, ein postulat ohne konkreten aussage-inhalt, welches mangels letzterens zu keiner neuen erkenntnis beiträgt, natürlich überflüssig in der debatte. ob und welche sehgensreiche rolle sie für das postulierende individuum spielt, vermag ich nicht zu sagen und will es auch gar nicht bewerten
Zitat:Genau dies verweigere ich dem Atheismus ja auch nicht. Und ich verlange auch von niemandem der seinen Sinn außerhalb Gottes sieht über Gott nachzudenken
dann sind wir uns ja einig. allerdings wehre ich mich gegen die formulierung "seinen Sinn außerhalb Gottes sieht", unterstellt sie doch schon wieder die existenz gottes und daß dieser (indem man ihn akzeptiert oder ablehnt) für die sinnfindung maßgeblich wäre
du kannst von niemandem verlangen, die sinnfrage überhaupt in einen zusammenhang mit "gott" zu stellen, so wie ich ja auch niemandem verwehren kann und will, seinen persönlichen sinn zu sehen in was auch immer ihm hier "hilft": sei es die vorstellung von "gott", einem karmischen lebensrad, dem ausgleich von yin und yang im sinne des feng shui oder meinetwegen auch maßlosem hedonismus
Zitat:Aber zu sagen das der Gläubige, der seinen Lebenssinn auf Gott aufbaut, einer redundanten bzw. überflüssigen Annahme folgt halte ich für falsch
überflüssig in einem allgemeinen sinn. mir als nicht gläubigem erklärt das postulat der existenz eines "gottes", von dem keiner weiß, was und wie er eigentlich sein soll, absolut nichts. ist daher (zumindest für mich) überflüssig
ich sehe auch nach wie vor nicht, was dieses postulat jemand anderem erklären kann und insofern hilfreich ist. daß es halt bei manchen ein behagliches gefühl zu erzeugen vermag, ist mir schon klar, aber eigentlich doch ein anderes thema
Zitat:Die Sinnesfrage ist nun einmal individuell. Daher macht es auch keinen Sinn dann einen Beweis für diesen Gott in dieser Frage zu fordern
noch mal: was du oder irgendjemand sonst rein persönlich (ohne anspruch auf darüber hinausgehende geltung) meint, unterliegt keinem belegzwang. belege bzw. argumente sind nur gefragt, wenn auch andere dieser meinung folgen sollen
Zitat:Es geht mir nur darum dass es einfach unsinnig ist bei gewissen Fragen wie nach dem Sinn Beweise für einen Gott einzufordern. Und derjenige der seinen Sinn außerhalb Gottes sieht mus dies nicht. Denn das war das Grundproblem.
Nun ist es aber so, dass beide Annahmen auf einem gewissen Glauben beruhen
nein, nein und nochmals nein!
"ich glaube nicht" ist nicht dasselbe wie "ich glaube"!
ansonsten stehst du in der pflicht, einen bewies dafür vorzulegen, daß auf der rückseite des mondes keine unsichtbaren grün-rosa elefanten leben...
Zitat:Entweder ich glaube an etwas übergeordnetes oder ich glaube daran dass alles einfach im ewigen Werden und Vergehen ohne Sinn existiert
sed tertium datur:
daß existiert, was existiert, ist offensichtlich. "warum" es existiert, ist belanglos, da sowieso nicht letztgültig zu klären. ja, es kann ja noch nicht mal gesagt werden, daß überhaupt ein "warum" gegeben sein muß
ich bin nicht gezwungen, hinsichtlich des sinns von existenz überhaupt irgendetwas zu glauben
Zitat:Beides sind erlaubte Annahmen und bei beiden wissen wir nicht ob sie wirklich richtig sind. Weshalb von etwas Beweise einfordern und vom anderen nicht, wenn doch die Lösung zu diesem etwas Transzendentes sein kann, welches für uns überhaupt nicht erkennbar bzw. Überschaubar ist?
was soll das für eine lösung sein und worin soll sie konkret bestehen?
"Transzendentes, welches für uns überhaupt nicht erkennbar bzw. Überschaubar ist", ist doch nur die gestelzte umschreibung von "keine ahnung, und eigentlich will ich es noch nicht mal wissen"
Zitat:Auch das alles keinen Sinn hat ist für uns nicht überschaubar. Schon allein die Tatsache dass wir uns so etwas fragen und darüber nachdenken sollte uns doch wichtig genug sein verschiedene Ideen als gleichberechtigt anzusehen
mit verlaub - das ist unsinn
allein die tatsache, daß sich manche menschen fragen, ob nicht schwarze oder schwule untermenschen zweiter klasse sind, soll eine solche haltung als gleichberechtigt belegen?
so geht das nicht. deine argumentation ist weder schlüssig noch folgerichtig
Zitat:Jeder kann die für ihn richtige wählen, ohne dabei aber vom anderen Beweise zu fordern die er selbst nicht bringen kann
für sich selbst ja
und nochmal: die nichtexistenz egal von was kann nicht bewiesen werden! dies dennoch immer wieder zu fordern, ist pure eristik
Zitat:Es macht auch keinen Sinn bei der Sinnfrage von jedem Menschen zu fordern dass er nur von dem ausgeht was er momentan weiß bzw. sieht
wovon denn bitte sonst?
was er träumt oder was im "goldenen blatt" steht?
Zitat:Denn das komplette System "Welt" können wir momentan nicht als Ganzes überblicken. Von daher ist die Annahem Gott sei bei jedem Problem eine redundante Zusatzannahme falsch.
eine zusatzannahme, welche nichts erklärt, ist in jedem fall (im hinblick auf die ökonomie der argumentation) überflüssig
das hat damit, etwas nicht als ganzes überblicken zu können, nicht das geringste zu tun. und auch nicht damit, daß sie rein persönlich vielleicht spaß macht oder als angenehm empfunden wird
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

