11-02-2010, 02:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-02-2010, 02:39 von Hikikomori.)
(11-02-2010, 01:17)Gundi schrieb:(11-02-2010, 00:56)Hikikomori schrieb: Der Atheist ist zwar beleibe nicht gefeit davor intolerant oder amoralisch zu sein, aber er hat zumindest ein mögliches Instrument weniger das ihn zu solchen Haltungen drängen kann.
Das sehe ich anders. Da er ausschließlich über den rationalen Verstand versucht zu erklären und nur das als richtig annerkannt wird, was auch beweisbar ist, liegt hier die Gefahr dass der Glaube einfach als Unsinn und Altmodisch abgetan wird und dass das auch so rübergebracht wird. Zumindest habe ich das schon häufiger erlebt. Das Gläubige auch logisch denken können, wird ihnen oftmals nicht zugestanden allein aufgrund der Tatsache dass sie glauben. Für mich schließt sich jedoch beides überhaupt nicht aus.
Daher halte ich jede Einteilung in tolerant und intolerant in Verbindung mit Glauben und Nichtglauben für nicht sinnvoll. Dafür gibt es meiner Meinung nach auf beiden Seiten viel zu viele Menschen, die solch einer Einteilung (glücklicherweise)nicht entsprechen.
Du magst sicherlich einen zutreffenden Punkt getroffen haben, aber hier liegt selbst wenn kein quantitativer Unterschied vorhanden wäre dann doch ein qualitativer vor. Es ist einfach ein gewaltiger Unterschied ob ich ein intoleranter Atheist gegenüber Religion bin und sie belächle und abtue, oder ob ich ein intoleranter Gläubiger bin der aufgrund seiner Religion glaubt Homosexuelle wären zumindest widerlich, wenn nicht schlimmeres. Von anderen möglichen Vorurteilen gegenüber Atheismus und Andersgläubige jetzt erst mal ganz abgesehen.
Hier liegen, zumindest in dem von mir angeführten Beispiel, einfach qualitative Welten dazwischen. Das bedeutet nicht daß es für Gläubige prinzipiell nicht auch ernste Konsequenzen haben kann, wenn sie zum Beispiel eine wissenschaftliche Karriere anstreben und auf einen Religion verachtenden Atheisten treffen der sie ablehnt obwohl sie Glaube und Wissenschaft zu trennen vermögen.
Aber einerseits glaube ich kaum daß das sehr oft passiert, zumindest nicht mal ansatzweise so oft wie heute allein Homosexuelle aus religiösen Gründen immer noch diskriminiert werden, und wenn es doch geschieht ist es eine sehr begrenzte Intoleranz(was sie nur einordnen und nicht entschuldigen soll) während sich die Intoleranz von Gläubigen oft in viele Lebensbereiche und viele gesellschaftliche Ordnungen einmischt und erheblichen Schaden für viele Menschen verursacht.
Ich bezweifle sogar daß sich signifikante qualitative und quantitative Annäherungen ergeben wenn man alleine die Auswirkungen und Ausprägungen der Intoleranz von Gläubigen gegenüber Atheismus und die von Atheisten gegenüber Glaube betrachtet. Hier haben Atheisten einfach schon den Vorteil der geringeren Anzahl in Bezug auf quantitative Unterschiede, und in qualitativer Hinsicht sind der Sockel der Achtung der von vielen Menschen Glaube und Religion entgegengebracht wird und die unverhohlene Verachtung und Verteufelung die von vielen streng religiösen Menschen dem Atheismus entgegegengebracht wird Indizien für meine Gewichtung.
Aber das ist nur eine grob umrissene gesamtgesellschaftliche Bestandsaufnahme meinerseits, die viel zu wenig auf individueller Ebene ansetzt und nur die Aspekte Glaube-Nichtglaube als Unterscheidungskriterium benutzt, abgesehen davon daß es eine Aufrechung darstellt die hier allerdings meines Erachtens sehr eindeutig ausfällt. Damit ist es natürlich nur eine sehr begrenzte und wackelige Grundlage für einen deduktiven Schluß, wie Du richtig gesagt hast, es gibt viele Menschen die diesem groben Schema gottseidank(Gläubige) oder leider(Atheisten) nicht entsprechen. Allerdings behaupte ich daß vor allem wir in Westeuropa das Glück haben, während im überwiegenden Rest der Welt die Menschen nicht so oft aus dem Schema fallen. Das wird sich hoffentlich im Laufe der Zeit geben wenn mehr und mehr Länder auf der Welt sich bildungstechnisch und in Punkto Wohlstand uns annähern. Aber ein Atheist der Gläubige behindert oder verletzt alleine weil sie Gläubige sind wirst Du trotzdem selten sehen während das umgekehrt noch sehr oft passieren wird wenn jemand es wagt es auszusprechen und dazu zu stehen.
Erst wenn die Religionen zunehmend erwachsen werden und damit vielen gemäßigten Gläubigen wie Dir endlich folgen wird hier eine deutliche Verbesserung eintreten und die anderen Ursachen für Intoleranz werden wieder deutlicher zutage treten.
Aber eine Garantie dafür gibt es nicht, wie man in den USA leider sehen kann, man denke nur an die Tatsache daß es zwar einen afroamerikanischen Präsidenten in den USA gibt, aber es in der Neuzeit noch keinen bekennenden Atheisten gab der dieses Amt bekleidete. Was man schon in diversen Late-Night-Shows humorvoll thematisierte und die Atheisten als die neuen Neger bezeichnete.
Der hätte einfach kaum Chancen, und das alleine wegen dieser einen Tatsache, was auch die amerikanischen Medien selbst hin und wieder thematisieren, mal kritisch und mal beweihräuchernd.