26-01-2010, 17:42
(13-01-2010, 20:39)Gundi schrieb: Es ist ein Widerspruch das die Entstehung moralischer Gedanken individuell und gleichzeitig rational erfolgt. Rationale Erkenntnis beruht auf Logik und Logik kann nicht individuell ausgelegt werden
es gibt keinen widerspruch. ich habe nie gesagt, logik könne individuell ausgelegt werden. umstände zu werten aber ist keine reine frage der logik, und doch der kern rationaler entscheidungsfindung
Zitat:Das würde aber im extremsten Fall bei der Moral passieren (der eine behauptet, das ist wahr, das ist schlecht und ein anderer behauptet genau das Gegenteil)
aber das passiert "bei der Moral" doch ständig
Zitat:Lassen wir die Rationalität nun einmal wegfallen und orientieren uns nur noch an der individuellen Erkenntnismöglichkeit. Dann könnte natürlich jeder Mensch seine eigenen Moralvorstellungen haben
so ist es doch aber auch. dazu muß man gar nicht erst "die Rationalität wegfallen lassen"
Zitat:Ganz klar. Aber: Wir hätten kein gemeinsames Fundament auf welchem wir unsere Erkenntnis stützen könnten. Wir könnten also gar nicht behaupten unsere Moralvorstellungen seien die richtigen (nicht mal uns selbst gegenüber)
unsere moralvorstellungen können immer nur "uns selbst gegenüber" "die richtigen sein". wir können doch nicht für andere über ihre vorstellungen entscheiden
das "gemeinsame Fundament" können und müssen wir nur für die praktischen moralnormen setzen, welche unser gesellschaftliches zusammenleben regeln. in einer freiheitlichen demokratie ist das ein akt konsensualer willensbildung
Zitat:Wenn wir dies aber nicht können, so dürfen wir auch nicht behaupten andere Vorstellungen seien falsch. Wir könnten keinerlei Wertung abgeben auch nicht gegenüber Mördern
falsch. wir können es, und wir tun es. selbst wenn wir uns dabei nur auf nützlichkeitserwägungen zurückzögen (was nicht der fall ist)
Zitat:Nehmen wir doch eine Wertung vor, müssen wir diese natürlich begründen. Aber wie wollen wir das tun? Mit rationalem Denken geht es ja nicht...
eine begründung, die ihren namen verdient, kann gar nicht ohne rationales denken erstellt werden. auch wenn manche das gegenteil weismachen wollen
Zitat:Ich denke ich verstehe dass schon richtig. Du bist der Auffassung, das jeder Mensch individuelle Moralvorstellungen hat. Da sie aber verschieden sind, müssen gemeinsame ausgemacht werden um ein gesellschaftliches Leben zu ermöglichen. Und das macht der Mensch in der Form von Gesetzen fest
das hast du richtig verstanden. ich schließe bestimmte "ungeschriebene gesetze" da mit ein
Zitat:Aber dann behauptest du: "daß allgemein gültige (für jeden verpflichtende und auch allgemein durchgesetzte) moralvorstellungen in einer demokratie eben als gesellschaftliche konsensentscheidungen definiert werden"
dasselbe in anderen worten, ja
Zitat:Und da liegt der Fehler: diese im Konsens gefundenen Werte können nicht für jeden verpflichtend sein, da aufgrund fehlendem gemeinsamen rationalen Fundament nichts verbindliches geschaffen werden kann
wenn du glaubst, gesetze seien nicht verbindlich, dann laß dich doch einfach mal beim klauen erwischen und schau dir an, was passiert
Zitat:Nur weil es im Konsens gefunden wurde? Nein, an Gesetze halte ich mich weil mir Strafe droht oder weil ich sie als richtig erachte
der konsens wird doch als strafdrohung festgeschrieben... :icon_rolleyes:
Zitat:Dies bedeutet aber nicht dass ich mich einer Moral verpflichte, sondern lediglich einem mir aufgezwungenen Gesetz
natürlich verpflichtet dich das zu keiner individuellen moralvorstellung. niemand kann das. die gedanken sind frei
Zitat:Eine Moralvorstellung kann mir keiner aufzwingen und ich kann mich auch keiner aufgezwungenen verpflichten. Aber ich kann mich an Gesetze halten, obwohl meine Moral mir eventuell sagt, dass sie falsch ist. Damit ist die Moral aber eigenständig und kann in dieser Form wie du sie vorträgst nicht im Konsens verbindlich gefunden werden
du verwechselst immer noch die individuelle mit der sozial verbindlich gemachten moral
Zitat:Woran also machst du fest, dass verbindliche Moral im Konsens existiert? Die Gesetze sind hierfür kein Garant
etwas für verbindlich zu erklären, ist das eine. etwas als verbindlich anzuerkennen, etwas anderes. das erste macht die im konsens gefundene und meinetwegen strafbewehrte und damit allgemein verbindliche moral, das andere die individuelle
der anscheinend von dir verwendete moralbegriff existiert außerhalb der individuellen sphäre nicht und kann daher nur für das jeweilige individuum verbindlich sein
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


