09-11-2009, 19:05
(09-11-2009, 18:48)Heinrich schrieb: Kultur ist nicht statisch, davon ist sie weit entfernt. Sie entwickelt sich ja ununterbrochen, ständig drängen neue Einflüsse sie in verschiedene Richtungen. Dennoch ist die Entwicklung der Kultur in gewisser Hinsicht träger als die eines einzelnen Menschen. Ein Beispiel wäre die Gay Pride Bewegung: ein einzelner Mensch kann seine Haltung schnell ändern, bis aber eine ganze Kultur Homosexuelle anerkennt ist es ein langer Weg
genau. deshalb kannst du ja nicht das individuum über den gesellschaftlichen konsens der kultur definieren, ja nivellieren
Zitat:Der Einfluss auf der Kultur auf das Individuum ist auch deutlich höher als andersherum. Der Einzelne muss sich zwangsläufig an die Rahmenbedingungen der Kultur halten
eben nicht. sonst gäbe es ja keine veränderung
Zitat:Es gibt einfach zu viele Individuen als dass jedes einzelne enormen Einfluss haben könnte
darum gehts ja nicht. zur individuellen sinnfindung ist es doch nicht nötig, "enormen Einfluss" zu haben
Zitat:Beispiel Religion: Unsere Kultur ist schon länger christlich als wir neuhochdeutsch sprechen. Das Christentum hat viele Sprachen überlebt. Warum sollte christliche Mythologie, christliche Moral, christliche Symbolik uns nicht in ähnlich hohem Maß beeinflussen wie die Sprache?
weil nicht jeder sich als christ oder gläubiger versteht, der deutsch spricht
Zitat:Unsere moderne Literatur ist trotz der inzwischen immer areligiöser werdenden Gesellschaft noch voll von christlichen Gedankengut (Bsp. Dan Browns neuere Romane)
oha...
dan brown vertritt "christliches gedankengut"?
wohl eher die karikatur davon
Zitat:Woran liegt das? Doch daran, dass diese Symbolkraft uns kulturell besonders nah steht, sie hat besonders große Wirkung, weil wir ihr besonders vertraut sind, und eine ähnlich einflussreiche Symbolik gibt es nicht
dan browns erfolg liegt wohl eher daran, daß sich verschwörungstheorien gut verkaufen
aber wir sind jetzt schon wieder sehr weit von der sinnfrage weg
Zitat:Was ich jetzt sage, ist nur, dass jemand, der sich in unserer christlichen Kultur bewegt, nicht darum herumkommt diese Bedeutung kennen zu lernen und dazu Position zu beziehen. Ob man an den christlichen Gott, die Auferstehung und co. glaubt oder nicht, das hat großen Einfluss auf das, was man zum Sinn seines eigenen Lebens erklärt
ja, sicher
Zitat:So tief sind die Instanzen, die ich zu den wichtigsten erklärt habe, in unserer Gesellschaft verankert. Du sagst, das müssten sie nicht sein. Aber de facto sind sie es ja
nein - de facto findet weitgehend keine erziehung zur "ehrfurcht vor gott" statt
Zitat:Welche Instanzen haben vergleichbare Wichtigkeit, wenn es um die Frage nach dem Sinn des Lebens geht?
Natürlich kann jemand ganz individuell andere Instanzen mit Sinn versehen. Aber zunächst einmal gibt es von den Instanzen, die ich genannt habe, den größten Einfluss von der Kultur her. Zunächst einmal wird er sich dazu äußern müssen, während er sich zu anderen Instanzen äußern kann, wenn er gerne möchte.
und ich kann mich ganz hervorragend mit diesen instanzen (z.b. der kultur, auch deren christlicher prägung) beschäftigen, ohne zu beten oder die bibel zu lesen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)