09-11-2009, 14:32
(09-11-2009, 13:52)Heinrich schrieb: Das Konzept des Sprachspiels ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Es stammt aus der Philosophie Ludwig Wittgensteins
ich wüßte nicht, daß der "tractatus" die philosphie als spiel sieht
Zitat:Sprachspiel meint eben nicht bloß ein Wortspiel sondern die Situationsgebundenheit unseres Sprachgebrauchs
darauf muß an ja erst mal kommen
Zitat:(08-11-2009, 21:44)petronius schrieb: wobei geht es denn schon "grundsätzlich um Philosophie"?
In der Philosophie und nur da
eben. das vom fußball zu verlangen, ist also unsinnig
Zitat:(08-11-2009, 21:44)petronius schrieb: du kennst keinen fall, wo jemand freiwillig sich von "Volk, Familie, Gemeinde, Gott" trennt?
Keinen, in der diese Trennung ohne Sinnkrise einherging. Damit meine ich ja nicht, dass jemand erwachsen geworden ist und das Elternhaus verlässt um auf eigenen Füßen zu stehen, derjenige hält ja noch Kontakt zu seiner Familie. Ich meine eine vollständige Trennung, wie die, die vielleicht ein Kind im Sinn hat, das von zuhause wegläuft
in diesem fall wäre ja wohl die trennung folge der sinnkrise und nicht umgekehrt
Zitat:Sinn lässt sich teilen und mitteilen
nicht zwangsläufig. ich z.b. teile deinen sinn des lebens nicht
Zitat:Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Vermittlung von Sinn zu den höchsten Zielen der Erziehung gehört. So hoch, dass sie gesetzlich gesichert wird
was meinst du damit konkret?
Zitat:Daher verstehe ich die meisten Leute, die sagen, sie würden nichts bestimmtes mitteilen
wer sagt das denn?
ich z.b. habe sehr wohl gesagt, ich würde mitteilen, welche werte mir wichtig sind
Zitat:Treffendstes Beispiel einer Generation, die keinen Sinn vermitteln konnte, ist das dritte Reich
seltsam
meine eltern entstammen dieser generation, die im dritten reich gebotren wurde und aufgewachsen ist. sie haben mir eine ganze menge vermittelt, was mir bei meiner sinnfindung hilfreich war
Zitat:Nicht, weil sie es nicht versucht hätten, sondern weil ihre Ideale gescheitert sind. Danach war Kahlschlag, Stunde Null, eine ganze Generation, die den Sinn neu erfinden musste
hältst du derartige pauschalisierungen für besonders sinnvoll?
Ich spalte auf. Erst der Sinn des Bibelstudiums, anschließend Sinn des Gebets.
Zitat:Der Jugendliche wird nicht irgendwo geboren sondern in unserer abendländischen Kultur. Es gibt ein Werk, das die abendländische Geschichte und Kultur mehr beeinflusst hat als alles andere: die Bibel.
Das Verständnis der Bibel ist der Schlüssel zu Jahrhunderten unserer Kultur. Wer die Bibel kennt, hat die Wissensgrundlage um einen entscheidenden Teil unserer Kultur zu verstehen
das glaube ich nicht unbedingt. schon, weil die christliche kulturdominanz sich ja seltenst an der bibel ausgerichtet hat
Zitat:Vermitteln wir dieses Verständnis unseren Nachkommen nicht, so geht es verloren. Es liegt nicht in meinem Interesse, dass unsere Kultur verloren geht. Sie braucht nicht von jedem neu erfunden zu werden, nur beständig weiterentwickelt werden
Ich hatte ja schon beschrieben, wie die Bedeutung des Individuums mit seiner Kultur zusammenhängt, dass es seine Bedeutung gar nicht außerhalb seiner Kultur finden kann. Gerade deshalb muss man ihm Kultur vermitteln, damit es sich selbst verstehen kann und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung bekommt
"Bedeutung" soll jetzt synonym für "sinn des lebens" sein?
Zitat:Das Gebet ist sinnvoll, weil es die Stellung des Betenden in der Welt, begreifen und ordnen kann
und wenn es das nicht tut?
Zitat:Es ist kein monologer Gedankengang sondern ein Dialog
nicht unbedingt - ich spreche aus erfahrung
Zitat:Die eigene Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste auszudrücken und an eine Instanz heranzutragen, die schonungslos ehrlich und voller Liebe ist
und das soll "gott" sein?
worin besteht denn diese "schonungslose ehrlichkeit"?
wenn ich dich recht verstanden habe, sollen sowohl die bibel als auch das gebet eine möglichkeit zur standortbestimmung des selbst sein. dazu können sie bestimmt dienen. nur kann man auch von einem ganz anderen standort ausgehen, um zu seinem eigenen zu gelangen, und wo man letztlich den eigenen standort bestimmt, hat nicht unbedingt damit zu tun, von wo man ausgegangen ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

