09-10-2009, 17:46
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09-10-2009, 17:48 von Alanus ab Insulis.)
Lhiannon schrieb:Man darf Menschen nicht mal töten, weil sie getötet haben.
Erst recht nicht wegen Glaubensübertritt und Werbung für den neuen Glauben, auch wenn es Polytheismus (Götzendienst) ist.
Ich hoffe das viele dir dabei zustimmen. Aber das ist keine Begründung. Das ist deine Überzeugung. Du stellst sie hier als selbstverständlich dar, aber das ist sie nicht.
Es fängt schon dabei an, dass manch einer die Todesstrafe für Kapitalverbrechen für gerechtfertig hält und hört bei Todesstrafe für Apostasie auf.
Die Tatsache, dass wir Tötung, auch Justiztötung legaler Systeme, für unmoralisch halten, das fällt doch nicht einfach vom Tisch und ist schon gar nicht selbstverständlich. Vorallem ist es aber ein Gedanke der maßgeblich durch die christliche Ethik und die aufklärerische Vernunft zurückzuführen ist.
Von daher ist es auch abstrus derartige Gedanken auf die biblische Lebenswelt übertragen zu wollen. Damals kannte niemand eine Justiz der Gewaltenteilung wie wir sie kennen, noch deren geistige Grundlagen. Genauso könnte man Salomos Urteil über die beiden Frauen und ihre Säuglinge als undemokratisch und diktatorisch verurteilen. Diese Art der Beurteilung von antiken Vorstellungen nach modernen Gesichtspunkten tritt in aller Regel zu kurz und ist verzerrend. Besser wäre es stattdessen herauszufinden welchen Wert damalige Rechtssystem in ihrer eigenen Zeit hatten und wie sie sich entwickelt haben und dieses Wissen dann für uns fruchtbar zu machen.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)