(01-09-2009, 18:51)Arandir schrieb: Die Gegengesellschaften wachsen weiter und werden islamischer und eine Trendwende ist nirgends sichtbar. Frankreich, in das die islamische Einwanderung etwa eine Generation früher begonnen hat, ist auch in der Islamisierung um etliches weiter. Eine Trendumkehr gibt es aber auch nach einer weiteren Generation nicht, ganz im Gegenteil, das Tempo der Islamisierung nimmt eher zu als ab.
Ich teile Deinen Pessimismus nicht.
Wenn ich mich in muslimische Länder begebe - wie schon angemerkt, bereise ich vornehmlich die Türkei und Marokko, kenne aber auch Jordanien einigermaßen -, suche ich beim Zusammensein mit Menschen auch das Gespräch über Religion.
Überwiegend verlaufen solche Gespräche harmonisch. Natürlich wird immer wieder auch versucht, mir jene "Wahrheiten", die der Islam anbietet, vor Augen zu führen. Solches unterscheidet die von ihrer Religion überzeugten Muslime aber nicht allzu sehr von evangelikal ausgerichteten Christen, denen man in den USA aber auch in Europa immer häufiger begegnet.
Sowohl bei fundamental ausgerichteten Muslimen als auch bei evangelikalen Christen ist eines zu bemerken, in der Regel haben sie beide wenig Ahnung von der Geschichte ihrer Religion und vom Entstehen ihrer heiligen Texte, sie sind aber überzeugt, über die besseren Informationen zu verfügen. Beide hängen sie überholten (widerlegten) "Theorien" an und verteidigen solche wider jede Vernunft mit großem Eifer. Beide kennen sie eine erhebliche Anzahl von (weltweit anerkannten) Fachgelehrten, deren Meinung sie nicht gelten lassen. Beide geben sie vor, genau zu wissen, was göttlicher Wille ist. Beide erinnern gerne an die schlimmen Dinge, die Ungläubige im Jenseits zu erwarten haben.
Wenn man das Leid aufrechnet, das durch Islam und Christentum über die Jahrhunderte in die Welt gebracht wurde, wird sich das wohl die Waage halten. Wer sich mit der spanisch-islamischen Geschichte befasst, wird feststellen, dass es durchaus auch Zeiten gegeben hat, in denen die muslimische Gesellschaft die freiere Gesellschaft war, was auch für Frauen zutraf.
Wir sollten jenen Muslimen, die das Gespräch suchen, die Hand reichen und ihnen die Türe nicht vor der Nase zuschlagen. Insbesondere der an der Ankaraner Universität gepflegten historisch-kritischen Koranexegese und der darauf basierenden modernen islamischen Theologie kann ich einiges abgewinnen. Jener von Omer Özsoy, Mehmet Paçaci, Burhanettin Tatar und Yaşar Nuri Öztürk beispielsweise.
MfG E.
MfG B.