15-08-2009, 19:27
(15-02-2008, 13:39)Presbyter schrieb:Lhiannon schrieb:Es ist wissenschaftlich längst erwiesen, dass eine sexuell repressive Erziehung schädlich ist. Doch wir buckeln vor Religionen. Wo Religionen doch eben vollkommen unbewiesene Gehirnkonstrukte sind.
Auch dass Millionen Menschen sexualrepressiven religiösen Ideen folgen, ist kein Beweis für die Richtigkeit dieser Ideen, sondern eher ein schlagkräftiger Beweis für den Einfluß erfundener Höllendrohungen und Paradiesverlockungen, die selbst dann oft noch ihre Wirkung zeigen, wenn die Menschen sich aus ihren Fängen lösen wollen.
Es ist mittlerweile genauso erwiesen, dass der sexuelle Liberalismus nicht weniger schädlich ist, wie eine übertrieben repressive Erziehung. Da hat uns die achso hochgejubelte sexuelle Freiheit der atheistischen Denker keinen Schritt vorangebracht.
Stattdessen leiden Millionen unter Beziehungsunfähigkeit, an Seele und Moral verkrüpelnden Sexualvorstellungen und extensiver Sexsucht! Folgen sind unteranderem: immer mehr Vorfälle von häuslicher (sexueller) Gewalt, Vergewaltigungen und das nicht zu letzt auch von und durch Jugendliche und Kinder. Erst vor 10 Tagen hörte man in Mannheim wieder die Horrormeldung, dass ein 15 und 17 Jähriger eine 16 jähriges Mädchen auf offener Strasse vergewaltigt haben. Wo ist da unsere Sexualaufklärung die auf dem Höhepunkt gesellschaftlicher Freiheit stehen soll?
Ich denke, dass viele Probleme der sexuellen Freiheit darin begründet sind, dass es in der Geschichte der Menschheit so
etwas noch nie gegeben hat.
Ein ähnliches Problem ergab sich mit der Gleichberechtigung der Frau. Plötzlich schoss die Zahl der Scheidungen in die Höhe. Seit die Frauen von den Ehemännern nicht mehr so abhängig waren und von der Gesellschaftsmoral nicht mehr so unterdrückt wurden, wurde zum erstenmal klar, dass es um viele Ehen eben nicht gut bestellt war. Früher konnten diese Eheprobleme eben nicht so thematisiert werden.
Daraus aber zu schließen, die Gleichberechtigung sei schlecht, weil es nun mehr Scheidungen gibt, ist falsch.
Mit der Sexualität ist es ähnlich.
Sie erfordert Verantwortung. Früher wurde sie reglementiert (mit den bekannten negativen Folgen) und damit hatte der einzelne weniger Verantwortung. Denn vieles davon wurde einem durch die Gesellschaftsmoral abgenommen. Frau und Mann mussten zusammen und bei den Kindern bleiben und so ihre Rolle erfüllen, egal wie sie sich damit fühlten.
Nun besteht das Problem, dass freier Sex nunmal Kinder nach sich ziehen kann und daraus eine lebenslange persönliche Verantwortung der Eltern erwächst. Seien sie verheiratet oder nicht.
Die persönliche Verantwortung ist also gewachsen. Wer Sex hat muss mit Kindern rechnen und wer Kinder hat ist auf diese Weise miteinander verheiratet, ob mit oder ohne Trauschein. Von beiden Elternteilen wird ein hohes Maß an Zusammenarbeit und Zurückhaltung in Bezug auf die Kinder verlangt. Egal ob mit oder ohne Trauschein. Egal ob zusammen- oder getrenntlebend.
Das gab es so früher nicht. Im Zweifelsfall sagte der Mann wo es langgeht und die Frau hatte das zu akzeptieren. Was andere Frauen auch gut hießen, nicht zu vergessen.
Sexsucht hat es auch schon in den Zeiten sexueller Reglementierung gegeben. Nur äußerte sie sich anders. Man(n) ging ins Bordell oder ging fremd. Auch Frauen gingen fremd. Die Ehe bestand noch auf dem Papier, der Schein blieb gewahrt, aber Sex hatte man außer Haus. Auch viele Beziehungen waren schon von Beziehungslosigkeit gekennzeichnet, nur eben nicht öffentlich. Mancher konnte diese Unfähigkeit nie bemerken, weil das moralische Korsett ihn in einer Beziehung festhielt.
Sexuelle Ausschweifungen sind, meiner Meinung nach, garnicht schlecht. Sie können Spaß ins Bett bringen und machen aus einer langjährigen Beziehung eine Entdeckungsreise ins Land der Lust.
Warum nicht?
Ebenso ok ist es, wenn eine Partnerschaft im Lauf der Zeit platonisch wird. Wäre doch auch ok und geht nur die Partner etwas an.
Sexuelle Übergriffe (auch zwischen Kindern hat es früher schon gegeben). Sie wurden aber nicht thematisiert.
In einem Buch schrieb eine Exilpakistanin, wie sie von ihrem Cousin (16 Jahre) sexuell genötigt wurde. Nur durfte sie das nicht sagen.
Viele Mädchen wurden schon in Kindertagen Opfer von Jugendlichen. Aber darüber lag ein schweres Tabu. Nicht zu vergessen häusliche Gewalt und Vergewaltigung, die es auch in den Nachkriegsjahren (und davor) gab. Sexuelle Gewalt ist gerade ein Kennzeichen religiös moralinsaurer Gesellschaften.
Aber sie wurden verschwiegen und übersehen und ist damit oft auch statistisch nicht zu erfassen.
Ein Beispiel, dass mich sehr entsetzte:
Ein Mädchen wurde in den 60er Jahren von ihren Eltern verprügelt und landete mit Prellungen und offenen Wunden immer wieder im Krankenhaus. Die Begründung der Eltern für die Verletzungen war immer, dass das Kind sehr wild sei.
Schließlich wurde das Mädchen ohne Betäubung genäht um ihm die Folgen seiner "Wildheit" vor Augen zu führen.
Bei der heutigen Sensibilität auf das Thema Gewalt, werden Ärzte und Lehrer viel schneller stutzig.
Die Gesellschaft ist heute viel stärker sensibilisiert und sie ist heute viel stärker darauf bedacht, sexuelle Übergriffe öffentlich zu machen.
Die einzige echte Neuerung im Zusammenhang mit der sexuellen Freiheit sind die Teenagerschwangerschaften.
Dazu habe ich hier einen interessanten Link gefunden.
http://www.netdoktor.at/sex_partnerschaf...haft.shtml
In Bezug auf viele Vorurteile, u.a. dass zu viel sexuelle Freiheit dafür verantwortlich sei, sollte man den Link mal lesen.
Der Unterschied von früher zu heute ist, dass der Einzelne eine große Verantwortung hat. Eine Ehe läuft nicht mehr von selbst auf vorgegebenen Bahnen.
Freiheit = persönliche Verantwortung
Man kann sich nicht mehr in einem rigiden System verstecken. Sei es im politischen Sinn in der Diktatur, die einem das Denken und Handeln vorgibt und abnimmt. Oder in der strengen gesellschaftlichen Sexualmoral, der man dann jedes persönliche Scheitern aufdrücken kann.
Gruß
Lhiannon