02-08-2009, 00:13
(01-08-2009, 16:03)Epicharm schrieb:(01-08-2009, 12:22)melek schrieb: Sorry, aber sind die Quraiza denn nicht Muhammed sehr wohl in den Rücken gefallen ?
Sind sie das? Oder beruht die Annahme, dass sie das wollten, auf einer der vielen Offenbarungen, die Mohammed überkamen, wenn er ein "Problem" zu lösen hatte?
Wenn sie nicht gegen ihn agiert hätten, hätte er wohl auch kein Problem mit ihnen gehabt.
Seine Botschaft war garantiert nicht die Ausrottung Andersgläubiger.
Sicherlich war Muhammed kein Engel. Von seiner Sorte "Anführer", "Visionär" oder eben "Prophet" war wohl kaum jemand ein Engel.
Die Frage ist, nach welchen Kriterien man historische Personen dieses Kalibers bewerten will.
Waren es Schlächter oder große Staatsmänner ?
Sicherlich beides, aber gerade bei Muhammed sehe ich weniger die "Schlächtermentalität" als seine Vision des Islam, welche ja auch extrem erfolgreich war und zu großen Friedensphasen und kultureller Blüte beigetragen hat.
Das macht seine Gewaltakte nicht besser, aber leider funktionierte die menschliche Geschichte und Kulturbildung so.
Es ist einfach nicht fair, ihn hier (vor allem im kulturhistorischen Kontext) als den großen Bösewicht hinzustellen.
(01-08-2009, 16:03)Epicharm schrieb: Jüdisches Recht wurde von Sa'd ibn Mu'adh angewandt? Die Quraiza waren mit ihm als Richter einverstanden, was blieb ihnen auch anderes übrig, mehr war da nicht. Dass die Urteilsfindung nach irgendeinem (jüdischem oder sonstigem) Recht zustande gekommen war, darf bezweifelt werden.
Auf jeden Fall war das Urteil von jüdischen Geschichten inspiriert, wie man ja am Beispiel Moses sehen kann.
Ob Sa'd ibn Mu'adh selber was zu melden hatte ist natürlich eine andere Frage.
Aber da er immerhin Stammesführer war, und sich anfangs Muhammed auch widersetzte, wird ihm Muhammed (auch aus rein politischer Sicht) schon einen gewissen Handlungsrahmen gegeben haben.
Natürlich war das Urteil von Muhammed abgesegnet, aber für mich steht nicht fest, daß Muhammed ihm vorher das Urteil befohlen hätte.
Da es sich ja an einem mosaischen Vorbild orientiert, konnte auch ein Muhammed nicht anders, als es abzusegnen, wenn er nicht wieder Sure 2 Vers 106 (den "Abrogationsvers", den ich vor allem im Hinblick auf die früheren Offenbarungen also Thora und Evangelien sehe) bemühen wollte.
Auch finde ich an ein paar Stellen im Koran wie auch in deinem Zitat
"Zur Mittagszeit […] kam Gabriel […]. Der Engel […]fragte den Propheten:
"Hast Du die Waffen bereits niedergelegt?". "Ja", antwortete Mohammed, und Gabriel fuhr fort: "Die Engel haben das noch nicht getan"
Hinweise darauf, daß Muhammed gerne auch mal milder gehandelt hätte, als ihm das von "Gott" befohlen wurde.
An dieser Stelle stellt sich aber natürlich die Frage, ob man Muhammed als eiskalten und berechnender Machtpolitiker sehen will, oder als wirklich Gläubigen mit einer Vision.