25-06-2009, 20:08
(25-06-2009, 15:04)Flat schrieb:(25-06-2009, 14:19)petronius schrieb: das ändert ja nichts daran, daß alles beliebig interpretiert werden kann - wenn man es nicht wörtlich nimmt
Moin,
und was passiert, wenn man etwas wörtlich nimmt, obwohl es niemals wortwörtlich gemeint war?
Schon mal darüber nachgedacht?
"...etwas wörtlich meinen, obwohl es niemals wortwörtlich gemeint war..."
Bei allem Respekt: Aber derartige merkwürdige, im Zusammenhang mit dem jeweils opportunen Zurechtfriemeln von Bibel-Aussagen unablässig vorgetragene Statements wie diese, können unmöglich ernsthaftem Nachdenken in der Sache entsprungen sein!
Denn: Die Bibel ist eine Schriftsammlung, und als solche besteht sie, wie jedermann wissen sollte, aus Worten. Worte verwendet man (zumindest in aller Regel), um mit ihnen einen Aussageinhalt zu transportieren. Etwas mittels geschriebener Worte Ausgedrücktes "wörtlich" bzw. es "sinngemäß" nehmen ist darum ein und dasselbe!
Man kann sich natürlich fragen, ob der Empfänger unter einer bestimmten Wortreihung dasselbe versteht, was der Absender damit ausdrücken wollte. Diese Problematik betrifft allerdings alles Niedergeschriebene, und wer als Schreibender will, dass seine Worte so verstanden werden, wie er sie verstanden haben will, der gibt sich entsprechende Mühe, keine Missverständnisse aufkommen zu lassen...
Was nun die biblischen Schriften angeht, so ist die Frage durchaus berechtigt, ob und inwieweit der heutige Leser derselben das aus ihnen herausliest, was die Autoren mit ihren Worten vermitteln wollten. Das aber, was die theologische Bibel-"Exegese" im Allgemeinen veranstaltet, hat mit solcher Fragestellung bei Weitem nichts mehr zu tun. Denn das Vorgehen, die einen Bibelstellen "wörtlich" oder gar "wortwörtlich" :icon_cheesygrin: zu nehmen, andere hingegen "sinngemäß" oder "metaphorisch", ist nichts anderes, als den biblischen Schriften völlig willkürlich und nach entsprechendem Belieben stets immer das als angeblichen "Sinn" unterzuschieben, was den Exegetoren jeweils gerade in ihren Auslege-Kram passt.
Die höchst heterogenen und über eine sehr lange Zeit und vor den verschiedensten historischen und kulturellen Hintergründen ihrer zahllosen Verfasser entstandenen biblischen Schriften eignen sich freilich besonders dazu, unkritischem Publikum mittels einer solchen Belibigkeits-Methode stets alles Mögliche und Unmögliche als "Wort Gottes" zusammenzuzimmern und feilzubieten. Und angesichts der Historie kann man dazu nur feststellen: Probatum est!