23-05-2009, 12:02
(20-05-2009, 19:02)Sonne schrieb: Hallo!
In einem Seminar haben wir heute angerissen, dass eine lineare Entwicklung in Bezug auf "die letzten Dinge", sprich das "Ende der Welt", eine christlich-jüdische Weltsicht ist.
In vorjüdischen Kulturen war das ganze Denken nicht zeitlich linear ,sondern Kreislauf-orientiert .
Der Religionsforscher Joseph Campbell beschreibt die Entwicklung zum linearen Denken hin als Folge einer "Sehnsucht nach Gott".
In den alten Kulturen waren die Götter ja quasi direkt anwesend . Ihr Wirken wurde allgegenwärtig empfunden und oft kam der höchste Gott bzw. sein Sohn als Mensch auf die Erde ,um zu herrschen (Gottkönigprinzip) .
Als sich nun die Götter immer mehr in den Himmel zurückzogen , entstand ein Gefühl der Trennung von Gott.
Dieses Gefühl fand in zahlreichen Mythen ihren Ausdruck (z.B. der biblische Sündenfall).
Gleichzeitig aber keimte die Hoffnung , daß es irgendwann wieder eine "Erlösung" geben wird , und es kamen Geschichten über Zeitalter , die überwunden werden müssen , sowie Geschichten über das kommen eines "Retters" .
Hier wäre vor allem Zarathustra zu erwähnen , und später natürlich auch die jüdische Messiasvorstellung .
Interessant ist jedoch , daß sich ab dem Zeitpunkt der "Trennung" verschiedene Denkrichtungen entwickelt haben .
Zum einen die "westliche" , die eben von einer historischen Trennung und damit einer historischen Erlösung ausging , und eben der "östlichen" , die diese Trennung als "innerliches" Ereignis betrachtet , welches demnach auch nicht historisch , sondern durch "Erleuchtung" überwunden werden kann .
Genauer nachzulesen in Campbells "Mythologie des Ostens" .
