23-02-2009, 00:30
(22-02-2009, 17:11)Ekkard schrieb: Vielen Dank, Presbyter, man wird es so zur Kenntnis nehemen müssen.
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Dazu einige Anmerkungen:
Confessio Augustana schrieb:Confessio Augustana:Wort für Wort und Satz für Satz wird hierin ein sehr spezieller theologischer Überbau beschrieben, der voller Vorurteile steckt und einfache Lebensbedrürfnisse zu etwas Bösem degradiert.
Der 2. Artikel / Von der Erbsünde
Weiter wird bei uns gelehrt, daß nach Adams Fall alle Menschen, die natürlich geboren werden, in Sünden empfangen und geboren werden, das ist, daß sie alle von Mutterleibe an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur aus keine wahre Gottesfurcht und keinen wahren Glauben an Gott haben können: daß auch dieselbe angeborene Seuche und Erbsünde wahrhaftig Sünde sei, und alle die unter den ewigen Zorn Gottes verdamme, die nicht durch die Taufe und den heiligen Geist neu geboren werden. Daneben werden verworfen die Pelagianer und andere, die die Erbsünde nicht für Sünde halten, damit sie die Natur fromm machen durch natürliche Kräfte, zu Schmach dem Leiden und Verdienst Christi.
"Adams Fall" ist doch nichts weiter als ein Mythos, der verständlich machen soll, warum wir uns "aus dem Paradies vertrieben" vorfinden. Dieser Mythos ist ein Bekenntnis zum Konflikt des ideal Guten zum ideal Bösen - und der Mensch mittendrin.
"In Sünden empfangen" zeugt von einer ausgesprochen Lust- und Leibfeindlichkeit, die man bei Lichte betrachtet, direkt als gotteslästerlich sehen muss. Der Prozess des Alterns und Sterbens wird durch diese Art der Zeugung über lange Zeit erhalten zur Aufrechterhaltung von Gottes Werk (dem Menschen).
Selbst die angeblich "bösen Neigungungen" sind aus gleichem Grund naturnotwendig. Dass dies unter Menschen nicht konfliktfrei möglich ist, gehört zum mitleidenden Gott. Es ist im Sinne der Aufrechterhaltung des Lebens nicht anders möglich (2. Hauptsatz der Thermodynamik). Wollen wir Menschlein besser wissen, wie das alles zusammen hängt als Gott, der auch Grund der natürlichen Prozesse der Welt ist? Was gelten schon unsere Idealvorstellungen?
"Zorn Gottes, der nicht durch die Taufe" aufgehoben wird. Sorry Freunde, noch mehr Unsinn kann man über Gott kaum in die Welt setzen. Es ist schlicht das Werk des Bösen, den Menschen Angst zu bereiten, indem von etwas die Rede ist, was wir nicht wissen können.
"Daneben werden verworfen ..." Langsam glaube ich, dass die mittelalterlichen Kirchenlehren ausgesprochen diskriminierend gemeint sind. Wer nicht eine bestimmte Auffassung der Opfertheologie vertritt - und um nichts anderes geht es - wird "verworfen".
Na denn, Alaaf!
Einige deiner Kritikpunkte sind sicherlich berechtigt. Dennoch wie bei allem muss man auch die Confessio Augustana in ihrem geschichtlichen Kontext verstehen.
Im übrigen spiegelt dieser Textpassus überhaupt nicht mein Verständnis von Mensch und Sünde oder gar der Erbschuld wider (Ich finde die Positionen Scheffczyks sehr überzeugend...). Der katholische Gegenpart findet sich in dem Dekret über die Erbschuld des Konziles von Trient und widerspricht der Confessio Augustana in zentralen Punkten.
Wenn man beide Texte gegen einanderhält wird man die daraus rein theologischen Streitereien des Gnadenstreites besser verstehen, als auch, heute würde man sagen für die Basis relevante Unterschiede bemerken. Die katholische Theologie betont z.B., dass auch der von der Erbschuld betroffene Mensch immer nocht "gut" ist, wie es im Schöpfungsbericht heißt. In Anlehnung an die von Irenäus von Lyon dargelegte Lehre von der imago Dei (Gottebenbildlichkeit), verliert diese der Mensch nur teilweise und nicht ganz.
Die protestantische Theologie hängt da viel mehr vom augustinischen Erbschuld begriff ab und radikalisiert ihn. Dies kommt dann voll im lutherischen sola gratia zum Durchbruch. Der Mensch muss vollkommen schlecht sein, sonst würde der Gnade Gottes nicht die einzige Heilsmittlerschaft zu kommen.
Da das Konzil von Trient gegen die Reformation betont, dass auch die göttliche Gnade unter Mitwirkung des Menschen geschieht, da sie sonst nicht die Freiheit des Menschen achtet, ist die katholische Theologie auch nicht dazu gezwungen einen naturhaft schlechten Menschen anzunehmen.
Welchen tatsächlichen Stellenwert die Confessio Augustana für die Dogmatik der evangelischen Theologie hat, dass weiß ich nicht. Ich wage allerdings eher zu bezweifeln, dass sie in dieser Form noch heute vertreten wird.
Anzumerken wäre vielleicht noch, dass man auch beachten muss, dass wir heute einen anderen Naturbegriff haben. Zumindest Luther ist diesbezüglich der scholastischen Terminologie sehr nahe und weniger dem heutigen Verständnis, dass sich durch die ökologische Krise des 20 Jh. entwickelt hat.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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