(18-11-2008, 18:09)azad schrieb: ...erklär mir doch bitte mal, was die Historizität der Ehe Muhammads mit dem Kind Aischa für eine heutige muslimische Ethik der Ehe beiträgt. Daß [...]Aber leistet der historische Befund sonst noch etwas, außer daß wir dann wissen, wie es gewesen ist? Warum interessiert Dich ein solcher Befund?
In die "heutige muslimische Ethik der Ehe" maße ich mit nicht an, Einblick zu haben oder solchen gewinnen zu können. Die über eine Milliarde gläubigen Muslime werden, davon bin ich überzeugt, eine solche auch nicht einheitlich vertreten.
Sunniten und Schiiten haben ihre gegenseitigen Vorbehalte. Der Ausfall Wojchiechs gegen den Mahdi-Glauben der (Zwölfer)Schiiten ist eines von vielen Beispielen, die angemerkt werden könnten. Schriftgläubige Muslime wettern gegen liberale, die einen gehen den spirituellen Weg, die anderen stehen der Mystik (oft mehr als) skeptisch gegenüber, die einen leben ihre Religion puritanisch, die anderen lebensfroh, manche wollen ihre Religion auch in die Politik einbringen, andere lehnen Politik im Namen des Islam strikt ab.
Daher: Den Islam gibt es nicht. Ebenso wenig wie das Christentum.
Ich stelle mich also dagegen, wenn Einzelne versuchen, für den Islam (das Christentum, das Judentum) in seiner Gesamtheit zu sprechen und die eigene Sicht der Dinge als allgemein verbindlich und ausschließlich richtig darzustellen.
Theologen lassen gerne durchblicken, dass die historische Wahrheit in der Religion keinen großen Wert hat. Ich habe das noch aus Diskussionen mit meinem Religionslehrer (einem geistlichen Herrn, den ich sehr mochte) in den Ohren. Damit habe ich mich nie abfinden wollen.
Nun zur Frage, was ist interessant an historischen Abläufen.
Das Studium der geschichtlich fassbaren Ereignisse zeichnet ein anderes Bild, als jenes, der mythologischen Überhöhungen. Ob es Heimtücke war, mit der gegen die jüdischen Stämme in Medina vorgegangen wurde, ob triebhafte Unbeherrschtheit Mohammed die Frau seines Adoptivsohns Zaid beanspruchen ließ, es ist (für mich) nicht unerheblich, ob mit dem Überdecken und Schönreden solcher Ereignisse (auch durch Hadithe, die zur Glättung dieser entstanden sind) eine Person entsteht, die mit dem Menschen dahinter nichts mehr gemein hat.
Die Sunna ist eben einmal ein Teil des sunnitischen Islams. Wer den Islam kennenlernen will, kann die Sunna nicht vor dem Tor lassen.
Dazu ist es aber auch nötig, die unsinnigen Dinge auszusondern und sich mit jenen, die man wohl (ob es nun angenehm ist oder nicht) als Tatsachen hinnehmen muss, kritisch auseinanderzusetzen.
Damit entsteht ein Bild vom Menschen Mohammed, das sich von der überhöhten Figur deutlich abhebt. An diesem bin ich interessiert.
MfG E.
MfG B.