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Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam
#42
Frieden Wojciech und Thoddy und allerseits,

Also ehrlich gesagt kann ich euch beide gut verstehen. Dass Wojciech verärgert ist über die Darstellung von Thoddy und dass Thoddy ganz ehrlich zu seinen Bedenken steht, vor allem in unserer heutigen Zeit. Thoddy ist da noch wirklich gemäßigt in seinen Ansichten, ich kenne da weitaus extremere. Um eines der extremeren Beispiele anzuführen gibt es Menschen, die tatsächlich an ihre Haustür geschrieben haben: Für Muslime ist es verboten, durch diese Tür zu gehen. Oder auch "Muslime unerwünscht". Solche Menschen würden auch nicht zurückschrecken vor aggressiven (physikalischen) Handlungen, wie sie selbst offen zugeben, einfach nur, weil sie sich bedroht fühlen.

Allerdings ist aber auch zu sagen, dass die so genannten Muslime selbst dazu beitragen, gerade eben durch ihre direkte ablehnende Haltung gegenüber solchen Menschen. Für mich macht es einen großen Unterschied aus, ob ein Mensch fanatisch eine Position vertritt (welche dann wohl besser zu meiden sind), oder ob ein Mensch dieselbe Position vertritt, aber darüber sprechen und vielleicht sogar seine Ansichten ändern kann. Das sind zwei verschieden Paar Schuhe für mich, und zwar komplett.

Der religiös bestimmte Mensch hat, wie ich beobachten konnte, eine gewisse Grundneigung dazu, vorzugsweise von "wir" zu sprechen, von der religiösen Wir-Gemeinschaft; im Islam ist diese Rhetorik als "Unsere Umma" zu verstehen. Aber auch "wir Christen" oder "wir Juden" wird nicht selten gesagt.

Um das Thema auch wieder ein wenig zum Ursprung zurückzuführen: Was ist mit den Anderen? Den Andersgläubigen? Die sind nicht dabei, bei diesem, wenn wir ihn überhaupt so nennen können, Dialog. Jene, die sich nicht zu den Wir-Gemeinschaften zählen, die sich zu keinem auserwählten Volk zählen und die nicht den Koran für das glorreiche Wort Gottes halten, diese anderen, die aber trotzdem glauben und hoffen, als anständige Menschen mit anders glaubenden zusammenleben zu können. Und wenn sie nicht daran glauben, hat das einen bestimmten Grund, wofür die Wir-Gemeinschaften ebenso verantwortlich sind, wie die "nicht gläubigen" selber. Wir können bestimmte Gruppen selbst auch nicht mal adäquat erfassen. Weil diese "Wir"-Mentalität überhaupt nicht der Realität entspricht. (Besonders im Islam!)

Wenn deshalb im "interreligiösen" Dialog die anderen einfach ausgeklammert werden, meiden die Abrahamiten einen grundlegenden Lernprozess; nämlich auch Ungläubige zum Gespräch über das soziale Zusammenleben einzuladen und ihnen zuzuhören. Dieses Prinzip wird ironischerweise vom Koran und von der Bibel unterstützt (Koran 39:18, und 1 Thessalonicher 5,21). Dies bedeutet aber auch zu erkennen: dass auch Ungläubige Menschen sind. In einem säkularen Staat sollte es keine Rolle spielen, wie jemand glaubt. Jeder Mensch sollte als Teil der Gemeinschaft der Lebenden angesehen werden.

Die Annäherung ans Fremde (hier: ans Arabische/Orientalische) ist im deutschsprachigen Gebiet sehr schwer. Nicht zuletzt deshalb, weil die großen Verlage entweder Angst haben oder es bewusst nicht wollen, arabische Literatur zu drucken. Deshalb müssen im Moment die Araber und Orientalisten selbst dafür mit allen intellektuellen Mitteln kämpfen, dass diese Annäherung in der Gesellschaft geschieht.

Deshalb ein kleiner bescheidener Beitrag von mir: Sehr empfehlenswert, was die Thematik angeht, ist folgendes Video (lediglich englische Untertitel): http://www.memritv.org/clip/en/0/0/0/0/0/0/1830.htm

Meiner Meinung nach hat der Schauspieler Bassam Al-Kossa den Koranvers 39:18 in seiner Tiefe wirklich gut verstanden.

Bassam Al-Kossa schrieb:".. When we say that we should think about women's liberation, this includes the liberation of men, who are backward as well. Who says that we are the only ones who understand moral values? We believe in our religion but who said the rest of humanity does not have moral values and only we do? Moral values preceded (Islam). Humanity goes back millions of years and religion only regulated (its values) into laws and emphasized them.[...] "

(Eine Übersetzung von Google des Clip-Transkriptes: http://translate.google.ch/translate?u=http%3A%2F%2Fwww.memritv.org%2Fclip_transcript%2Fen%2F1830.htm&sl=en&tl=de&hl=de&ie=UTF-8 )

Sicherlich ist das eine harte Prüfung für die Wir-Gemeinschaften, doch hinter jeder Prüfung steckt eine Belohnung, und die kann im Jenseits ja nur schöner sein. Und dem weltlichen Leben kann es nur gut tun.
Gottergebenheit beginnt durch Verleugnung und Hinterfragung; Ein Gott, ein Zentrum, eine gemeinsame Botschaft
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Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von t.logemann - 25-05-2008, 23:23
RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von wojciech - 05-09-2008, 12:40
RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von wojciech - 06-09-2008, 11:57
RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von Lhiannon - 05-09-2008, 17:22
RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von Lhiannon - 05-09-2008, 17:34
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RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von Der Atheist - 06-09-2008, 18:57
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RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von Der Atheist - 07-09-2008, 10:52
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RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von wojciech - 06-09-2008, 23:23
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RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von kerem - 08-09-2008, 16:02
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RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von t.logemann - 03-12-2008, 16:17
RE: Die Respektierung der Andersgläubigen im Islam - von wojciech - 03-12-2008, 19:49

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