Suspended schrieb:Desshalb glaube ich nicht das die Religionen entstanden sind weil die Leute etwas brauchten um ein Zusammengehoerigkeitsgefuehl" zu entwickeln.Es sei denn das Zusammengehörigkeitsgefühl
vermittelt ihnen eine Sicherheit, die sie angesichts der Unsicherheiten ihres Lebens dringend nötig haben, weil sie sonst keinen Lebensmut und kein Selbstbewusstsein, keine Energie und keine Hoffnung entwickeln.
Sehen wir die Wurzel der Religionen
im Sinne Schleiermachers als "das Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit" oder den Glauben nach Paul Tillich als "das Ergriffensein von dem was uns unmittelbar angeht",
dann werden alle Menschengruppen, die sich darin einig waren, wovon ihr Leben in ihrer Sicht abhängt, versucht haben, aus dieser Einsicht zu lernen, geschickt mit ihr umzugehen, das, wovon sie sich abhängig fühlten, nicht zu verletzen und zu stören usw..
Um darüber reden zu können
und auch der nächsten Generation schon in deren Kindesalter die eigenen Erfahrungen mitzuteilen, sie vor Nichtachtung der Lebensgaranten zu warnen, sie zu deren Verehrung zu ermuntern, sie dankbar zu machen und deren Erfolge zu feiern, wurden Mythen geschaffen, Symbole und Rituale benutzt usw., und wenn aus pädagogischen Gründen, aber auch, um sich selbst darüber klar zu werden.
Mutterschaft und Geburt sind Beispiele
für etwas, was zum Fortleben der Gemeinschaft unerlässlich ist, das es zu pflegen und zu verehren galt, ebenso Sonne und Mond und alles, was die Nahrung sichert. Dazu gibt es in den Urreligionen Mythen und Symbole zu Hauf.
So können sich aus den vielen Mythen dann Systeme entwickeln, die immer abstrakter werden, damit sie auf noch mehr Fälle des Lebens übertragbar werden.
Campbell ist da einer der Großen der Religionsgeschichte, die auch die Bedeutung der Mythen hervorhoben.
In unseren heutigen Religionen sieht es nicht anders aus:
Christsein hieße danach, davon überzeugt zu sein, das Gerechtigkeit und Nächstenliebe, wie Jesus von Nazareth sie gelehrt und gelebt hat, das Leben der Menschheit garantieren, dass wir nur so als Geschwister überleben und unser Welt erhalten können, wenn jeder den Nächsten liebt wie sich selbst.
Alles, was diese Liebe fördert, wäre demnach als positiv, alles, was sie behindert oder zerstört als negativ zu bewerten.
Andere Religionen
mögen andere Schwerpunkte setzen und zum selben Ziel kommen. Und jeder Mensch muss seine Antwort suchen und finden auf die Frage, wovon sein Leben abhängt. Die Antwort, die ihn überzeugt, wird er in der für ihn wahren Religion finden. Den Wahrheits-Nachweis kann nur das Leben selbst für ihn erbringen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)