Julchen schrieb:....Ich möchte gar nicht wissen, was an der Schrift (der Bibel) so alles verändert wurde, was so gar nicht stimmt, m.E. nicht stimmen kann, denn da würde sich ja Jesus wieder sprechen, das kann und will ich nicht glauben.Spätere Veränderungen an der Bibel, Julchen,
sind weniger zu befürchten.
Was sich widerspricht, kommt eher durch unterschiedliche Schreiber, die Jesus in ihrer Zeit und aus ihren Sichtweisen unterschiedlich verstanden haben. Jesus hat nun einmal selbst nichts geschrieben und nach ca. 50 Jahren haben die Zeitgenossen und Zeitzeugen i.d.R. schon einiges vergessen oder ihrer eigenen Sicht angepasst, vor allem auch den Bedürfnissen der jungen Kirche und ihrer Missionsarbeit.
Leider haben wir nichts anderes und müssen damit leben.
Julchen schrieb:....Der Satz: Gib dem Kaiser was dem Kaiser gebührt...da frage ich mich mit welchem Recht gebührt denn dem Kaiser etwas, mal umgelegt auf unser heutiges Dasein würde ich sagen: lasst die mal schön die Steuern erhöhen und zahlt es brav, denn es gehört ihnen.....Dieser Satz ist ein gutes Beispiel,
wie man die Entstehungszeit kennen muss, um ihn angemessen zu verstehen. Hilfreich sind dabei jüdische Neutestamentler wie z.B. Pinchas Lapide (Er predigte in ihren Synagogen, S. 34-42).
Er sieht bei Jesus auch in diesen Worten den Protest gegen das Steuerzahlen mit den Kaiserbildmünzen, mehr aber noch dagegen, dass man dem Kaiser das gibt, was eigentlich nur Gott selbst zusteht.
Dann bedeutete der Satz: "Gebt dem Kaiser wirklich nur, was ihm zusteht, und nicht euer Leben oder euren Glauben usw...
Jesus ist nicht umsonst als Aufrührer von den Römern verurteilt worden und hat in seiner Jüngerschar aktive Widerständler gehabt (auch in dem genannten Buch nachzulesen).
Julchen schrieb:....Fazit: ich zweifel die "Heilige Schrift" in einigen Punkten stark an. Vieles entspricht nicht meinem Glauben und von daher ist dies auch nicht meine Religion. Ein Teil davon ja und viele sehen es genauso und auf diese Menschen ist zu hoffen, wenn es um die Frage geht: was kann man tun ?Es gab mal ein Zitat im Jahr der Bibel, das lautete:
"Es gibt keinen größeren Verrat an der Bibel, als sie wörtlich zu nehmen."
Diese Sammlung von Bekenntnis-Schriften ist nun einmal aus der Entstehungszeit heraus zu verstehen. Und die Texte wurden damals auf dem Hintergrund der übrigen religiösen Literatur und des religiösen Lebens verstanden. Mythen und Legenden waren legitime Ausdrucksformen für höhere Wahrheiten, die man anders schlecht rüberbringen konnte.
Unser Glaube
bezieht sich auf den Kern der Botschaft Jesu, wie er in Matthäus 22 zitiert wird:
35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: 36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?
37 Jesus aber antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt» (5. Mose 6,5).
38 Dies ist das höchste und größte Gebot. 39 Das andere aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). 40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Hier ist unser Kriterium auch für die übrigen Texte der Bibel, wie Jesus in Vers 40 sagt. Was dem widerspricht, ist i.d.R. zeitbedingt und für unsere Zeit nicht relevant oder anwendbar oder für uns nicht zu verstehen.
Wir glauben als Christen schließlich an Jesus und seine Botschaft, nicht an eine Büchersammlung. Da liegst du mit deiner Distanz zu Widersprüchen ganz richtig.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)