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Kommunikationsregel aus den Religionen
#24
Schalom allerseits :.)
Was Jakow so allgemein andeutete, mit den beiden Regeln und dem Gebot, nicht Unrichtiges über den Naechsten "bezeugen" zu wollen, das kommt auch mit meiner Ansicht hin, was ich an einem Forum beitragen kann und was nicht.
Er hat "Ladschon haRa" noch nicht naeher erläutert. Es geht darum, was man über andere sagt, solle richtig, wichtig genug und moeglichst auch Gutes sein, sogar in dem Ausmass, sich persoenlich nichtmal mit einem Wissen zu verteidigen, das den Angreifer schwer blamieren koennte, falls man so etwas weiss. Beschaemen des Mitmenschen rechnet das Gebot sogar zum Gebot "Du sollst nicht morden", es wird nur gebilligt in einer Notwehrsituation, wo das Leben in Gefahr kommt, und drerjejnige auch nach der Rechtslage berechtigt waere, ein Messer zuhilfe zu nehmen, um nicht in dem Moment selber gekillt zu werden. Sollte man sich dafuer vor einem Gericht verantworten muessen, geht man da natuerlich auch hin.Es ist Pflicht des Gerichtes, solche Dinge genau nachzufragen.
Laschon haRa, die "ueble Nachrede" ist es auch, was am Beispiel des Doeg erlaeutert wird:
Dieser Hoefling bei schon extrem paranoid gewordenen Koenig Saul erfuhr, dass der geflohene Schwiegersohn David in Nob war, wo ein ganzer Ort Priester-Familien lebt und ein kleines Heiligtum steht, worin unter anderm auch das Schwert des Riesen Goliath lag, das David damals zustand, weil er diesen Riesen besiegte. Dort bekam David das Schwert ausgehaendigt und wegen Hungers die Schaubrote vom Vortag, die taeglich ausgewechselt wurden, zu essen. Doeg ging zu Schaul und formulierte es - mit Bedacht vermutlich - so: "Die in Nob gaben dem David Waffen und Verpflegung." Fuer den kranken Koenig klang das nach Aufruhr, waehrend fuer die Priester war nur der aktuelle Schwiegersohn des aktuellen Koenigs da gewesen und hatte nichts Besonderes bekommen. Das wurde aber nun eben nichtmal nachgefragt, sondern der Koenig Saul schaeumt vor Wut und Angst und befiehlt: Doeg soll hingehn und den gesamten Ort ausrotten - was er dann auch tut.
Da war die Mitteilung im Prinzip nicht gelogen und der gemeldete Vorfall ja eigentlich "nicht der Rede wert" - und gar nichts Boeses - aber diese Wirkung auf diesen Koenig in diesen Tagen war kalkulierbar und zumindest zu befuerchten. Das machte eine "harmlose Mitteilung" zur Mordwaffe.
Doeg veranlasste seinen Koenig zu einem schweren Verbrechen, weil der das nun ja befohlen hatte.
Damit, dass Doeg der Veranlasser einer schweren Verfehlung des anderen war, gilt er vor dem Gebot als der schlimmere Schuldige am Endergebnis, der Ermordung jenes ganzen Dorfes Unschuldiger.
Hier in den Foren wird ja kaum der erstgeschilderte Zustand auftreten, dass man aktuell mit dem Leben in Gefahr ist, also gibt es keinen Grund, beschaemende Dinge ueber andere zu aeussern.
Fall zwei kann aber auftreten, dass man hier Dingge rumerzaehlt, die Furchtbaren anrichten koennen bei Leuten, die da sowieso "extrem" gereizt sind, dann waere man Verursacher zur Suende eines Mitmenschen.
Das besagt: Wir sind Hueter unserer Brueder.
Was hier von der Baha'i Lehre beigetragen wurde, ist sicher auch ein gutes Prinzip, es erinnert mich an eine Buddhistin, die nach "dem 11.September" im Internet erlaeuterte, dass man auch dann nicht hassen duerfe, sondern sich still und bruederlich neben den Taeter setzen und versuchen sollte, sich in ihn einzufuehlen. - Schlimm nur, dass mir dabei das bildhaft vorstellbar war, dass solch ein Taeter da nicht solange ruhig sitzenbleiben wuerde, um verstanden zu werden.
Der Buddhist arbeitet dabei ja zentriert an der eigenen Gelassenheit, weil nur diese ihn frei machen wird aus dem leidvollen Rad der vielen Leben. Klar, gerade wenn einer sehr schockiert waere von solch einem Attentat, dann wuerde er umso dringender anstreben, gelassen zu bleiben, schon damit von ihm /ihr nicht im naechsten Leben "schon wieder sowas" erlebt werden muss.
Mir scheint nur, das ist nicht meine Welt - religioes besehn - denn es gibt einen hoeheren Wert als die eigene Leidensfreiheit - biblische Religionen erwarten ja auch nur 1 biologisches Leben, als Durchgang, nachher genuegt das aber auch, man wird weiter existieren und die Auferstehung aller bringt dann schon die Ergebnisse daraus. Gelassen bleiben muss ich nicht, dennoch strebt man es als weiser Glaeubiger so oft wie moeglich an.
Was Fritz vorhinn fragte, wie weit z.B.die Medien in Israel-Land und die konkrete Verwirklichung im Judentum mit der Realisierung der erwaehnten Ge-und Verbote ueber das Meinungs-Aeussern sind, kann ich dazu nur sagen, dass ich es nicht beurteilen kann, ob da irgendwer a) religioes b) fromm oder c) weise ist.
Wie in allen Medien wird es auch dort Menschen aller Schattierungen geben, auch der 70 Jahre lang in den Atheismus gezwungene Anteil Mitjuden aus der Sowjetunion kann nicht bei der grossen Menge von dort ploetzlich und zugleich Eingewanderten Israelis spurlos zur Halakha (Gebots-Weg) und dann noch zu einem weisen Umgang mit ihr uebergegangen sein, ebensowenig wie der hohe Anteil anti-religioeser Indoktrination ex-DDR-Erziehung hier in Deutschland.
Meine Erfahrung ist nur, dass gute normale Juden sich eigentlich viel und heftig zu streiten pflegen, auch Fromme und Religioese. Aus meiner Familie bin ich es nicht so gewoehnt, auch das ist verschieden bei jedem in Foren wie hier. Eine Regel "Lass die Sonne nicht ueber einem Streit untergehn" finde ich akzeptabel.
Da ist noch ein Aspekt:
t.logemann, Du erwaehnst Wehner und Strauss als Musterbeispiele, wie Politiker einander beim Streiten angehen - ehrlich gesagt, ich bin aus der Generation, ich hab mich davon nicht irritiert gefuehlt. Damals war naemlich dabei immer noch deutlich, dass es beiden gemeinsam darum ging, dieses Land demokratisch zu regieren, ob als Wahlsieger oder als Opposition, sie sahen auf beiden Seiten der Medaille dennoch die Zusammengehoerigkeit. Das Ziel war ein Gutes, unserm Volk die erlittenen Schaeden der Hoerigkeit abzugewoehnen. Strauss und Wehner haetten keineswegs nach so einer heftigen Wortfehde daran gedacht, den andern nun abzumurksen. Im Gegenteil bebte in beiden noch nach, dass man sie fuer ihre Einstellungen ohne Weiteres in der Diktatur "hueben wie drueben" exekutiert haette. Sie waren imstande, in Kauf zu nehmen, dafuer zu sterben.
Unsere "Streitkultur" in Foren zieht mich also an, um zu praktizieren, dass man sehr kontraerer Ansichten sein kann, und die kann man sagen, das ist allemale vorzuziehn anstatt dass man nach 3-4 Wortwechseln stumm zu brueten beginnt und einem einfach Worte fehlen, weil die Softy-Ideale Friede-Freude-immer-sanft-Sein einem alles vereitelten, was man ausser "Sch@!!!" aeussern koennte. Es ist erschreckend wortarm geworden, wenn man z.B.im Fernsehn Filme oder Debatten sieht. Dieses Wort, dessen Ding man nichtmal in die Hand naehme, dient für die Abdeckung von viel zu viel sehr unterschiedlichen Emotionen und besagt nur "Ich empfinde etwas stark, hab aber keine Zeit oder Idee, es genauer zu betrachten und zu formulieren".
Nimm man einen simplen Krimi. Das moderne Drehbuch stoesst auf jemanden, der tot ist und sagt "Sch@!!!" - frueher stand an dem Punkt der Handlung etwas ebensowenig Schlaues, "Kreiiiiisch!" - ist das etwa gerecht einem Faktum gegenueber, dass man jemanden traf, der ganz hilflos (weil tot) ist - und das war jemand wie ich und Du? - in hunderten von Filmen sieht man mal 1, der sich diesem mitfuehlend widmet, denjenigen bergend und menschen-wuerdig bestattend, selbst wenn man weder verwandt noch befreundet war.
Mitten im Krieg kam es vor, dass man etwas abstumpfte und stieg halt ermuedet um auf der Strasse liegende Tote herum, ohne gross zu ueberlegen, aber selbst da hat man sich dann doch drum gekuemmert. Im modernen Wohnzimmer mit Fernsehn als "Umwelt-Information" ist das die Minderheit der Wahrnehmbarkeit - sich angesichts des Todes um jemanden zu kuemmern.
Bei fast allen Konfessionen ist aber das der Ursprung gewesen, sich zu fragen, was hinterher kommt, und sich zu kuemmern und auch zu be-kuemmern, wenn es den Mitmenschen erreicht hat, zu sterben.
Von diesem Ende her aus besehen ist es mir nicht egal, wie Religionen in Diskussionen gefleddert und verbal niedergemacht werden, weil jene, die das tun, es gar nicht kennen, wie wertvoll es sein wird fuer sie und andere, wenn es nicht zerfleddert worden waere. Viele haben es nicht mitgeteilt bekommen, was es einem wert sein kann.
Also bin ich einer, wo man es mitgeteilt bekommen kann, was es mir wert ist, diesen Glauben zu haben und nicht allein zu sein, als jemand, der so etwas glaubt und damit das Leben aller liebt.
Aus diesem Standort kann ich auch "goennen", dass andere etwas anders glauben und damit leben. Im Judentum glauben wir an G0TT und dass ER einen direkten Zugang zu jedem Menschen findet, dessen Freund sein kann und diesem kann das eine ewige gute Zukunft seiner selbst einbringen. Also man braucht dazu nicht Jude zu werden.
Christen halten es fuer unentbehrlich, Christ zu werden, Protestanten, soweit sie glauben, dass der Mensch total verloren und verdorben ist, ehe man ihn tauft und mit der Gnade versoehnt, haben eigenartigerweise nicht zu allen Zeiten andere Menschen missioniert, nur die eigne Nation
- waehrend Katholiken, die wie Juden glauben, dass der Mensch so-und-so sein kann, gut und schlecht und freien Willens waehlen sollend, Tag um Tag dem Wirklichkeitssinn nach, was gerechter sei - und dann kann ihn G0TT lieben - die haben nie aufgehoert, ihre Lehre auch ausserhalb der eignen Nation allen Menschen anzubieten.
Muslime wurden gleich als Missions-Konfession mit Macht gestartet - Christen eigentlich erstmal ganz ohne Macht, Jahrhunderte um Jahrhunderte.
Im Judentum, soweit es noch um Den G0TT vom Sinai geht, koennen sich als "Mutter der Kompanie" deuten, schon was die Durchhaltekraft dieser Konfession angeht.
Es gibt vielleicht ebenso alte und vielleicht aeltere Religionen - aber ich weiss keine andere, die mit permanent so wenig Mitgliedern und unter dermassen wechselnden Bedingungen in praktisch allen Ecken des Erdballs so viel Erfahrungen und Bedingungen verstreut erlebte und noch so frisch ist. Man könnte ein "Wehner" oder ein "Strauss" darin sein, und sich streiten, dass Zuhoerer in Deckung gehn - aber auch eine "Florence Nightingale" oder ein "Urwald-Arzt" - ein "Rockefeller" oder "Mozart" - eine stabile Konfession faellt nie gleich in Ohnmacht über abweichende Verhaltensweisen. Unser G0TT ist da gar nicht so schreckhaft.
Also ich trau meinem "Laden" echt was zu.
Fuer das Teilnehmen an Foren bedeutet das, fuer mich, dass ich mir vieles ansehn kann und lern von allen was hinzu, werd mich aber hueten, immer mitzuteilen, was und von wem was ich dabei lernte... *g*
- es ist schon wahr, wir sehn einander nicht, also kann hier auch jeder jemanden darstellen, der er / sie offliine gar nicht ist und auch nie waere. "Grimms Maerchen" sind zugelassen.
So schlimm ist das aber trotzdem nicht, es ist eine tolle Chance darin, hier mal nur Geist zu Geist zu sprechen, ohne das Rollenspielen, das uns alle alltags so viel-zu-vieles festlegt, lieber nicht zu sagen, und darum zu viele Gespraechsthemen beschneidet.
Wir muessen nur hoffen, dass nicht zuviele Gesetze unsere Forenwelt in der Redefreiheit zu ueberwachen geschaffen werden. Lieber pausiere ich mal, wenn mir ein Gast zu nervig wird, komme aber wieder, wenn ich mich erholt hab und streite mich gern weiter. - Mehrt man die Gesetze, mehrt man nur die Uebertreter.
Noch eine nuechterne Feststellung: Jeder, der sich beschwerte, dass unsere "613" Gebote "unertraeglich zu viele" seien, schaffte seiner Gemeinschaft in Kuerze hundertfach mehr Regeln und Gesetze an, um ohne diese "613" klarzukommen... Das ist fast so merkwuerdig wie jemand, der sich aus Angst vor einer "toedlich-sein-könnenden" Diagnose sofort umbringt.
- Warum kann man nicht einfach aufhoeren, so waehlerisch zu sein?
- Warum muss man erst alle Religion misstrauisch kaputt-untersuchen, ehe man einfach mit einer mal anfaengt, sie zu leben?
Dies "warum" werd ich nicht klaeren koennen, solche Phaenomene umgeben uns halt zur Zeit mehr als je. Aber das sorgt mich nicht wirklich.
mfG WiTaimre :.)
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RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von t.logemann - 23-01-2008, 14:41
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von t.logemann - 24-01-2008, 17:50
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von Lea - 25-01-2008, 08:20
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von Karla - 25-01-2008, 13:51
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von t.logemann - 25-01-2008, 15:13
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von Karla - 25-01-2008, 16:17
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von Karla - 25-01-2008, 17:54
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von WiTaimre - 31-01-2008, 06:16
RE: Kommunikationsregel aus den Religionen - von t.logemann - 31-01-2008, 14:18

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