Zitat:"... Besonders im führenden sunnitischen Staat Saudi Arabien ..."Saudi Arabien ist wahabitisch, nicht sunnitisch, aber in Mekka in Saudi Arabia steht auch seit altersher (weil die Religion ja dort begann) eine der 4 sunnitischen Hochschulen. Wahab, der Stifter-Seher dieser Islam-Konfession, lebte anfangs des 19.Jhds und lehrte die Beduinen der arab.Halbinsel, sie stuermten und schlossen Mekka und Medina, weil davon im Qur'an so wenig steht - er wurde hingerichtet und Mekka und Medina wurden wieder Wallfahrtsorte - spaeter kam aus diesen das Haus der Saud zum Koenigtum und diese Beduinen wurden historisch erstmals sesshaft.
- Diese isl.Konfession zieht ausschliesslich den geschriebenen Text des Qur'an zurate, weshalb das in ihrer Sharia deutlich herber aussieht als bei Sunniten, die deshalb Sunniten heissen, weil sie von Anfang an die Texte der "Sunna" mit hinzu zogen, die berichten, was (sehr gut bezeugt) Mohammed und seine direkten Gefaehrten der Erst-Generation praktizierten. Das zaehlt ja doch auch hoch, weil schliesslich er diese Worte vom Engel empfing und trotzdem mitunter auch nach noch weiteren Kriterien handelte.
Ausserdem zieht man bei Sunniten die Nachrichten aus der Erst-Islamzeit mit hinzu, die in den a_Hadith von mehreren Forschern bis zum 9.Jhd. so gesammelt wurden, eine sehr vielseitige riesige Sammlung, als Gesamtwerk juedisch vergleichbar zum Talmud, aber noch mehr Buecher mit Berichten aus der ersten Zeit der Muslime, Biografisches, aber auch Legenden und Weisheitstexten.
Es traten ja auch viele schon zuvor Gebildete bei, aus Haefen und Staedten, und Zentren an den Karawanen-Strassen
teils aus den Sabaeern, die schon zu Salomos Zeiten Freude an Wissenschaften hatten,
teils aus Exil-Juden, die sich anfangs darunter vorstellten, man komme auf den juedischen Glauben hinaus - und die hatten Akademien von hohem Rang fast 1000 Jahre lang im Zweistromland unterhalten, und stellten ebensolange viele persische Markt-Richter, im Vorderen Orient,
teils aus den Kopten Aegyptens und den orthodoxen Christen - teils Nationskirchen aus Apostelzeiten her
- und teils aus Sekten, Monophysiten, Manichaeern, Arianern, andern - teils noch ganz heidnischen - Religionen der damaligen nahen Umgebung.
Diese Region war doch damals schon gut 3'600 Jahre kultiviert, besass studierende Tempelschaften, und Staende der Geistlichen, Ritter und Kaufleute, die je fast parallel geschult und gebildet waren und jede Gruppe davon trug in den A_Hadith den eignen Bildungsstand und eigene kommunale Erfahrungen mit bei. Viele Begriffe gab es bei all diesen schon lange, und der Islam liess auch oertlichen Brauch generell in Ruhe Recht sprechen, wie es dort schon ueblich und bekannt gewesen war.
Es hiess: "leicht zu uebernehmen - einfach 1 gemeinsames Bekenntnis-Dach" ueber bezubehaltenden alten vorhandenen Strukturen - denn man habe "nur 5 Gebote" - dies wird ausdruecklich parallelisiert zu den "613" der Juden und "10" der Christen. Aber geregelt wird sehr viel mehr an Einzelheiten. Was gleicht dem? Ein StGB und BGB, denn da steht fuer den Fall, dass darueber ein Rechtsstreit der Mitglieder entsteht, ein "letztes Wort".
Also eine Religion und Gemeinde im Alltag hatten alle bei der Gruendung des Islam Beteiligten. Nach Unterwerfung unter den Islam konnten es alle so behalten, normalerweise - die Braeuche je an dem Ort. Also an diese muss man sich je einzeln wenden, wenn Muslime irgendwo in der Welt etwas praktizieren, was nach unsern Begriffen so nicht sein sollte.
Zum Beispiel: wenn die ganzen Rechtsfaelle vor Ort schon zu regeln waren, fragte der Richter doch nicht zuerst den Qur'an-Text. Daher vermerkte man es historisch eigentlich nicht, ob er dann streng wird.
Nur Wieder-Austreten bzw.Aus-Heiraten ist nicht vorgesehen.
Wer damals nicht dabei war, sind dialektische Materialistien, Marxisten, Atheisten, Agnostiker - also was uns hier so "normal" vorkommt, es fuer denkbar halten zu koennen und sodann zu praktizieren, als gehe "irgendein" G0tt einen nicht an, der jung erstmal lieber ueber anderes nachdenkt, und erst, wenn er Bedarf empindet, sich waehlt, welche Religion er /sie mal unverbindlich, wie zur Probe, mitmacht.
Auch ein Hindu wurde man nicht, weil einem die Lehre gefiel. Man wurde schon normalerweise in eine seiner Kasten (Staende) geboren.
Hier geht es - wohlgemerkt - nicht um den Text des Hl.Qur'an, sondern um den Hintergrund, in welchem dieser das neue Gesetzesbuch wurde. Die Scharia-Rechtsprechung ist heute noch 3-teilig (wie es hier im Forum schon erlaeutert wurde) und beruecksichtigt auch soziale Regelungen anderer Herkunft mit. Im Streitfall steht das Qur'an-Urteil hoeher - das wurde so abgemacht.
Selbst die "Inspiration" der Hl.Schrift hat historisch nicht diese Rolle als Argument gehabt, jeden Widerspruch gleich abzumurksen.
Es ist ein Dokument fuer Gerichte. Juristen lesen das eben juristisch - und Faustrecht und Selbstjustiz sind eben verboten, und sollte jemand 10-mal zeigen, dass da so ein Vers gesagt wurde - kein Vers steht hoeher als das ganze Buch - jedesmal muessen alle andern Verse mit beruecksichtigt werden.
Das bedeutet eine jahrelange grosse Ausbildung mit dem ganzen Zubehoer - nicht etwa eine einfache Koranschule und "selbst urteilen".
Das Lehrgut der Sunniten deckt sich also nicht komplett mit allem, was man im den Muslimen heiligen Qur'an zu lesen meint.
Dessen Arabisch spricht man nur damals in den Hedschas um Mekka, und bereits die ersten Anhaenger im Gebiet des heutigen Syrien - Irak - Iran - Aegypten etc sprachen dies Arabisch selber nicht und man uebersetzte fuer die Hochschule den Inhalt. Sie entwickelten ja deshalb die Wissenschaft der Grammatik, um damit juristisch jeder Willkuer vorzubeugen.
Der Kernpunkt liegt also in der Beherrschung genau dieser Sprache, die praktisch fuer alle Muslime des Welt eine Fremdsprache ist.
Fuer einen Vergleich mit den christlichen Konfessionen und Lehren:
a) 1 Prophetenbuch - eintspraeche dem Hl.Qur'an-Text
b) Apostelgeschichte und Evangeliums-Szenen - entspraeche der Sunna
c) das Werk gesammelter Falldiskussionen, Martyrologien, Legenden, Weisheitsbuecher, bis ca.900 ndZ - entspraeche den A_Hadith.
Wahabiten koennte man also parallel sehen zu solchen aus den Evangelikalen, die von der Ueberlieferung der Christenheit auf dem Hintergrund ihres oertlichen Ordnungs-Denkens ausschliesslich biblische Uebersetzungen zurateziehen, und dann doch nicht wirklich alle Buecher der Bibel, sondern vorausgewaehlte 2/3 dessen, was Katholiken und Orthodoxe als Hl.Schrift kanonisiert haben, und daraus etwa hauptsaechlich nur einen "praktischen" Teil
- einer von einer Schriftenmission sagte mir, die Evangelien halte seine Gruppe fuer weniger interessant, denn erst ab der Auferstehung sei das Relevante zu lernen, also Apostelgeschichte und die Paulusbriefe plus Offenbarung Johanni
- andere kreisen gedanklich nur noch um Apokalyptisches, also lesen sie fast nur in Offenbarung, Daniel und Ezechiel und erwarten den Weltuntergang bald als Datum, wann alles gut wird fuer die Anhaenger.
(Es gibt auch fundierter biblische Evangelikale und solche mit Tradition aus kirchlicher Alt-Geschichte.
(ich meine hier Moss & Co, eifernde juengere Gruendungen aus dem 19.Jhd - ebenso jung wie die Wahabiten.)
Ob es historischer Zufall ist, dass die Ostgoten in der Wulfila-Bibel nur ein Johannes-Evangelium komplett hinterliessen und ansonsten nur ganz wenig Auszuege aus der Bibel, und dass die "Heliand"-Botschaft ebenfalls kein Augenmerk auf das juedische Leben Jesu und der Apostel und die meisten Buecher des AT hatte, moechte ich bezweifeln. Es kann sein, man dachte an eine "Saga" und in denen ist der "Held" ein Letzter einer abgeschlossenen "an sich guten Zeit" von vorher.
Der Qur'an ist aber eben keine "Saga" in diesem Sinne, sondern ein Mahnbuch aus vielen einzelnen Kapiteln, eben wie Prophetenbuecher: aus 1 Hand. Er ordnet Regelungen an: zu Ehe, Erbschaft, Kauf, Verkauf, Eid und Schwur, und Unterscheidungs-Merkmale des Muslim von andern Menschen. Unter anderm werden auch Gebete darin autorisiert.
Eher nur zur Illustrierung dieser Anordnungen wird darin stellenweise auch etwas aus dem Leben der ersten Muslime und vorher erzaehlt. Es war nie ein Buch, dass ich irgendwo aufschlage und sofort nach einem der Verse dieses selber tun koennen soll. Es wuerde 20 Jahre nach Mohammeds Tod als "Codex" kanonisiert, durch den 3.Kalifen Othman.
@Moski :)
- Du hast immerhin erwaehnt, dass Pat Condell ein Comedian-Artist ist - deren Kunst und Job ist es, die Dinge ueberspitzt zu formulieren. Das ist nicht unbedingt eine Quelle fuer soziale und politische Dauer, sondern sie greifen - mal positiv ausgedrueckt - momentane Besonderheiten auf, stachelschwein-artig. Modern ist auch, dass es wen beleidigen soll, damit darueber geredet wird.
Wenn ich meinen Lieblings-Karikaturisten Tomicek taeglich in meinen Zeitungen erwarte, erfreut mich dessen Faehigkeit, Zugespitztes ganz ohne Hass zu zeichnen (heute z.B.: Da beraten sich 2 Ratten an der Mausefalle: "Schau mal - es gibt fuer uns nur noch Kaviar - Kaese ist ihnen zu teuer geworden!") - er liegt auf meiner Wellenlaenge.
So holten sich auch ganze Kreise ihre Meinungs-Bestaetigungen oder Muster-Formulierungen von Karl Valentin, Werner Finck, Dieter Hildebrand und andern Komoedianten - aber diie Wort-und-Mimik-Kunst ist oft die Aussagen sehr festlegend.
Zitat:Pat Condell ... Und das wollen wir nicht mehr in Europa.
Tut mir leid, dass ich so rassistisch und islamophob bin.
Zitat:Moski: Ich bin's ja auch ...
hm
- auf Lateinisch wuerde ich zu diesem Deinem Outing sagen: "Quod licet Jovi non licet bovi" (was dem Himmlischen Chef des Donners erlaubt ist, sollte nicht jeder Ochs auch fuer sich beanspruchen zu duerfen)
- ich meine damit, dass es anders aufzunehmen ist, wenn das ein Kabarettist formuliert als wenn es jemand wie im Alltags-Ernst auf sich anwendet und bisher auch so hier praktiziert hat.
Gestatte, dass ich mir um Dich etwas Sorgen mache.
In diesem Forum wuensche ich es wirklich nicht, den ganzen Islam verbal immer wieder so pauschal abzuschlachten, obwohl ich da staendig zu differenzieren bitte, dass es um nicht weniger als 1/6 der gesamten Menschheit geht, die als auch-islamisch durchaus nicht aus 1 Guss sind. Mit so etwas erzeugt ein Schreiber bei den so unbesehen abgeurteilten Mitmenschen nur eine hoffnungslose Verbitterung ueber Redner wie Dich (hier im Forum, mehr kennen wir ja nicht).
Man kann aus solchen immer nur anklagenden Postings einfach keine wirkliche Information ueber den Islam bekommen.
Die Beispiele sind zusammengefischt aus der ganzen Welt, so, als sei genau nur sowas die gesamte Welt, in der Muslime anzutreffen sind.
Hier hab ich mal nur herausgegriffen, dass dieser "gelehrte" Komoediant wohl nichtmal weiss, dass es Wahabiten gibt und sie vermischt mit Sunniten.
Wahabiten sind eben vom Ursprung her unflexibel wie alle, die "nur-1-Buch"-vor-dem-Kopf haben und als Gemeinde noch jung sind, egal in welcher Religion.
Der einfache Blick auf die gehabten 1400 Jahre koennte einem klar machen, dass dies nicht alle Muslime sein koennen. Saudi Arabia hat allerdings sehr viele Auslandsmissionen gesponsort, Moscheen bauen lassen, Wohlfahrtsfonds ausgestattet und Prediger geschickt, einfach weil sie reich genug sind.
Die Taliban Pakistans und Afghanistans sind auch aus Wahabiten her geschult.
Die Al Qaida besteht im Gegensatz dazu direkt aus saudi-arabischen Jemeniten, die wieder eine Sonderkonfession darstellen, weil Mekkas Lande bis zur Eroberung 1930 im Jemen lag - und sie lehnen den Thron der Saudis ganz ab.
Die ersten Shiiten spalteten sich deshalb aus den andern Muslimen ab, weil sie auch lehrende Nicht-Jemeniten akzeptieren wollten, die Nachfolge des Propheten zuoberst sollte aber nur aus dessen Abstammung kommen (Said).
Die ersten Sunniten waehlten aber bereits als 4.Kalifen einen Syrer.
Die "Tuerken" kamen als Spaetere - als Konvertiten - aus den Steppen des heutigen Sued-Russland - erst spaeter hinzu, liessen sich im Gebiet der einstigen Hethiter nieder und brachten als Seldschuken z.B. das Verschleiern der Frauen hinein - zuerst dienten sie als Leib-Gardisten bei Kalifen und bildeten spaeter selbst das (sunnitische) noerdliche Kalifat Bagdad, in loser Hoerigkeit zum Mongolen-Reich - und erst danach wurde daraus das (sunnitische) Osmanen-Reich.
Es gab damals ihnen entgegengesetzt die Ismailiten-Shiiten mit einem eigenem Kalifen in Kairo - Fatimiden-Reich - hier bluehten die philosophischen Schulen und Kontakte zur christlichen Scholastik in Europa.
Wenn Du schon mit "spitzen Fingern" an die Sache Islam herangehen moechtest, dann schau auf diesen Punkt: wie sich genau dadurch ein Eindruck vermitteln laesst, als sei eine Minderheit "alle", wenn dieser im Ausland alle Neugruendungen sponsort.
Vor Saudi Arabien war der Aga Khan der "reiche Araber".
Dieser war anfangs des 20.Jhd.hervorgetretener Nachkomme einer Dynastie Assassins in einer abgelegenen Region des heutigen Libanon und zu seiner Zeit der grosse Almosenspender - und der Maezen islamischer Playboys an der Riviera.
Die Vorfahren des Aga Khan waren Perser und spalteten sich radikal ab von den ersten Fatimiden-Schulen - deren wichtigstes Anliegen war es, sich von niemandem etwas vorschreiben zu lassen. Erst uebten sie zu diesem Zweck Terror aus (man schreibt ihnen rund 50 gezielt effiziente Meuchelmorde zu, darunter je 1 Kalif beider Seiten)
- dann zogen sie die andere Moeglichkeit vor, sich einfach vom Rest der Welt zurueckzuziehn und seine Ruhe auch so zu haben.
Die Masse der Bevoelkerung, die Landbearbeitenden, Arbeiter, meistens persoenlich einem Kleinfuersten gehoerens, fragte da eigentlich niemand, ob sie Muslime sein moechten und was fuer welche. Die Historie war eben staendisch gepraegt "feudalistisch", wie seit Noah in allen Nationen der Anfang mal war.
Bei uns - mit einer an sich viel ur-demokratischeren roem.-kath.Kirche - war das Noachitische (mit den Staenden) eine Konfession "dahinter", die in der Historie (Achtung: Geschichtsschreibung ist aber auch ein "Muse") als "weltlicher Arm" Verhaeltnisse setzte und oft genug in Clinch kam mit der Kirche, bis in der Reformations-Zeit die Landeskirchen ebenfalls das pure Buch (gekurzt um 1/3, die "griechischen" Bibel-Texte) nun auch pro Nations-Land je ein eigene Kirche haben wollten.
Dein Komoediant wirft das Religions-Verhalten im Abends-Land da im selben Text ja auch in 1 Topf rein, zum Wegschuetten des Kindes mit dem Bade - das geht ja auch so flott modern ueber die Lippen, "Die Inquisition brauchen wir nicht wieder" zu sagen.
Der Loewenanteil dieser kam aber doch erst vom "weltlichen Arm" her. Das Kirchliche Credo bekennt doch gar nicht Hexenmeister und Hexen in einer zahlreichen Daemonologie. Dies war praktizierter Volksaberglaube, der sich im Nachhinein Gelehrte anschaffte, die theoretisch nicht abstreiten wuerden, dass es Engel, Geister und Daemonen in der Schoepfung gibt.
Christentum hatte damit aber kein Problem tradiert. "Heiden-Angst" - wie der Name schon sagt - beschaeftigte doch die andern.
Wenn jemand aber schon das eigene so wenig differenziert gelernt hat, wie sollte ich es, wenn er Welten anderer beurteilen will, fuer ernstlich informativ ansehen?
mfG WiT