29-08-2025, 19:43
@Subdil: Ich muss @petronius Recht geben: Die Annahme, wir sind von Aliens gezüchtete Gehirne, denen sämtliche Sinneseindrücke nur vorgespielt werden, ist sinnfrei. Du fällst auf einenen offensichtlichen Denktrick herein, der darin besteht, einen Zusammenhang zu konstruieren, der nicht evident (empirisch belegbar) ist aber sehr sensationell klingt. Die Beispiele mit den "unsichtbaren grün-rosa gestreiften elefanten" oder Russels Teekanne lassen grüßen.
Es ist ein schwerwiegender Denkfehler, ein möglichst unwahrscheinliches aber mögliches Szenario zu konstruieren und dafür Belege zu suchen. Das wird tatsächlich durch ein Verfahren der Denkökonomie beseitigt, das man Occam's razor nennt: Rasiere alles weg, auf das du für eine Erklärung verzichten kannst. Der Grund: Man kann sich nahezu unendlich viele, komplexe Zusammenhänge vorstellen aber nicht belegen.
Besser ist der umgekehrt Weg: Ich beobachte etwas und suche danach die wahrscheinlichste und einfachste Erklärung.
Ich weiß auch, dass Occam's razor ein sehr unbefriedigendes Tool sein kann, wenn man sich glaubend ein hübsches Narrativ zurecht gelegt hat. Aber komplexe Erklärungen "erklären" zunehmend weniger je komplexer sie sind.
Dazu ein Beispiel aus meiner Diplomarbeit: Ich hatte bei meinen Messungen eine große Menge an Messpunkten - also zunächst einmal echte Beobachtungen. Und es ging darum, diese auf Zusammenhänge zu untersuchen. In einem ersten Schritt habe ich das Problem unseren Mathematikern vorgelegt. Die haben durch diese Beobachtungsdaten ein Polynom 10.Grades gelegt, dass die Beobachtungdaten sehr schön angenähert haben. Unerfahren, wie ich damals war, gab es da so einige "Artefakte", die in der zugehörigen Theorie ohne Zusatzannahmen nicht erklärbar waren.
Also war die Mühe leider vergeblich: Mit den gefundenen jeweils 10 Parametern war nichts erklärbar. Ich war um eine ganz wichtige Erfahrung reicher: Es nützt nichts, eine schöne Anpassung zu haben!
Nun ja, ich habe selbst programmieren gelernt, mir einen Algorithmus gestrickt, der die Messdaten auf vielerlei Weise annähern konnte - und ich habe die zugehörige Theorie studiert. D. h. ich bin der Frage nachgegangen: Wie müsste die Kurve meiner Messdaten aussehen, welche Parameter kann ich überhaupt gebrauchen. Und siehe da, es genügte eine Kurve mit nur 4 Parametern.
Was zeigt das: Eine komplizierte Erklärung (viele Parameter) ist u. U. schön, aber sie erklärt nichts, was eine einfachere Form nicht besser erklären kann.
Es ist ein schwerwiegender Denkfehler, ein möglichst unwahrscheinliches aber mögliches Szenario zu konstruieren und dafür Belege zu suchen. Das wird tatsächlich durch ein Verfahren der Denkökonomie beseitigt, das man Occam's razor nennt: Rasiere alles weg, auf das du für eine Erklärung verzichten kannst. Der Grund: Man kann sich nahezu unendlich viele, komplexe Zusammenhänge vorstellen aber nicht belegen.
Besser ist der umgekehrt Weg: Ich beobachte etwas und suche danach die wahrscheinlichste und einfachste Erklärung.
Ich weiß auch, dass Occam's razor ein sehr unbefriedigendes Tool sein kann, wenn man sich glaubend ein hübsches Narrativ zurecht gelegt hat. Aber komplexe Erklärungen "erklären" zunehmend weniger je komplexer sie sind.
Dazu ein Beispiel aus meiner Diplomarbeit: Ich hatte bei meinen Messungen eine große Menge an Messpunkten - also zunächst einmal echte Beobachtungen. Und es ging darum, diese auf Zusammenhänge zu untersuchen. In einem ersten Schritt habe ich das Problem unseren Mathematikern vorgelegt. Die haben durch diese Beobachtungsdaten ein Polynom 10.Grades gelegt, dass die Beobachtungdaten sehr schön angenähert haben. Unerfahren, wie ich damals war, gab es da so einige "Artefakte", die in der zugehörigen Theorie ohne Zusatzannahmen nicht erklärbar waren.
Also war die Mühe leider vergeblich: Mit den gefundenen jeweils 10 Parametern war nichts erklärbar. Ich war um eine ganz wichtige Erfahrung reicher: Es nützt nichts, eine schöne Anpassung zu haben!
Nun ja, ich habe selbst programmieren gelernt, mir einen Algorithmus gestrickt, der die Messdaten auf vielerlei Weise annähern konnte - und ich habe die zugehörige Theorie studiert. D. h. ich bin der Frage nachgegangen: Wie müsste die Kurve meiner Messdaten aussehen, welche Parameter kann ich überhaupt gebrauchen. Und siehe da, es genügte eine Kurve mit nur 4 Parametern.
Was zeigt das: Eine komplizierte Erklärung (viele Parameter) ist u. U. schön, aber sie erklärt nichts, was eine einfachere Form nicht besser erklären kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

