17-07-2007, 13:30
WiTaimre schrieb:...Universitaets-Bibelkritik ist auch nicht selbst etwas Religioeses oder gar religioes Nuetzliches, muss man vermuten. Wie oft hat man bereits in den paar 150 Jahren das Ergebnis verworfen und geaendert! - Wem liefen dann doch schliesslich die Glaeubigen weg?Da scheinst du einem großen Irrtum zu unterliegen, WiTaimre,
Man unterwirft och da einen Glaeubigen samt seiner sittlichen Entscheidungen nicht mehr G0TT selber, sondern einem Universitaetsprofessor nach Aristotles.
"Universitätsbibelkritik" kannn etwas höchst "religiös Nützliches" sein, weil es allen Menschen erst einmal klar macht, dass man es bei den Texten gerade nicht mit "Gott selber" zu tun hat, sondern mit dem Bekenntnis der Gläubigen zu diesem Gott in aller Fehlerhaftigkeit und Menschlichkeit.
Dass man immer wieder Ergebnisse "verworfen und geändert" hat,
ist für jeden, der mit Wissenschaft umzugehen weiß, etwas völlig Normales und höchst Ehrliches, Lebendiges. Wir sind ständig aufgerufen, die Ergebnisse nach unserem aktuellen Wissensstand zu überprüfen.
Wir sind auf der Suche, WiTaimre,
nicht im Besitz der ewigen Wahrheit. Da machst du dir etwas vor.
Und die Gläubigen laufen auch und gerade denjenigen weg, die sich im Besitz der göttlichen Wahrheit wähnen, aber die Gegenwartsprobleme nicht lösen können, weil sie mit veralteten Regeln ankommen.
Wir können den Theologen dankbar sein,
wenn sie z.B. die Gewaltstellen der Tora, in der bei der Landnahme die unmenschlichsten Grausamkeiten auf den Befehl Gottes zurückgeführt werden, als reine "Herrschaftliteratur" entlarven.
Wo begegnet dir denn dein "Gott selber" in den Bannsprüchen über die Ureinwohner Kanaans?
Wer hier dabei bleibt, "Gott selber" in den Mord-Befehlen zu hören, der wird auch kaum verhindern können, dass Menschen heute mit derselben Gewalt gegen Andersgläubig vorgehen und sich auf Gott berufen.
Genau da liegt der Knackpunkt, der Reformen dringend nötig macht.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)