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Das beste Argument gegen den Materialismus und für Gott?
(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb:
(29-07-2025, 01:39)Noumenon schrieb: Solche Fragen über die Wirklichkeit wiederum beantwortet man nicht durch das Studium heiliger Schriften oder den Besuch "heiliger" Stätten, sondern durch systematische Beobachtung, logisch-rationales Denken, methodisches Vorgehen sowie die Bereitschaft, sich im Zweifel irren zu können und widerlegt zu werden - aka "wissenschaftliche Methode".
Und was ist da bei dir herausgekommen, als du die großen Fragen auf diese Art beantworten wolltest?
Nix für ungut, aber welchen Teil genau von...

Wissenschaftlicher Fortschritt ist ein fortlaufender, kumulativer Prozess, kein Akt. Wissenschaft ist kein Wunschkonzert,
bei dem man eine Frage einwirft und eine allwissende Antwort aus dem Automaten purzelt.
Sie ist ein langwieriger, mühsamer, manchmal auch fehlerhafter Erkenntnisprozess - nicht der sprechende Hut aus Harry Potter, der sofort alles weiß.

...hast du denn jetzt eigentlich nicht verstanden? Eusa_eh

(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb:
(29-07-2025, 01:39)Noumenon schrieb: Tja, das kann ich nur zurückspiegeln: Beschäftige dich mal - unvoreingenommen und ergebnisoffen (!!) - mit den höchst umfangreichen Erkenntnissen der modernen Wissenschaft auf diversen Gebieten. Ich weiß ebenfalls, was du jetzt denkst und ich kann deine Abneigung gegen diesen Vorschlag geradezu spüren...
Ich finde wissenschaftliche Erkenntnisse durchaus faszinierend und sie können mich auch überzeugen - jedoch bezieht sich all das ja immer nur auf die materielle Ebene des Daseins.
Wie viele Ebenen des Daseins gibt es denn? Und wie lässt sich das nachweisbar überprüfen und belegen?

(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb: Ich verstehe gar nicht, wie ihr immer auf die Idee kommt, damit sei irgendetwas Metaphysisches widerlegt. Diese physische Welt kann die Wissenschaft sehr gut beschreiben, mehr aber auch nicht - bei allem, was mit Bewusstsein zu tun hat, wirds schon "schlüpfrig", um mal im weiter oben gezeichneten Bild zu bleiben.
Auch hierzu schrieb ich bereits:

Dass bspw. Phänomene wie Bewusstsein oder "Geist" bisher nicht abschließend erklärt sind,
ist zwar richtig, ist kein Beweis für die Überlegenheit von Intuition oder Glauben,
sondern schlicht Ausdruck einer noch offenen Forschungsfrage.

(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb:
(29-07-2025, 01:39)Noumenon schrieb:
(27-07-2025, 17:49)subdil schrieb: Und wer alles Spirituelle/Religiöse als "Wunschdenken" und "Unfug" abwertet, offenbart damit letztendlich ein mangelndes Verständnis dessen, was Spiritualität/Religion überhaupt leistet. 

Geh mal - unvoreingenommen und ergebnisoffen (!!) - in einen freikirchlichen evangelischen oder evangelikalen Gottesdienst und lass das mal auf dich wirken. Ich weiß was du jetzt denkst und ich kann deine Abneigung gegen diesen Vorschlag geradezu spüren, aber betrachte es mal als wissenschaftliches Experiment und diese Einladung gilt auch für alle anderen Materialisten hier. Ich weiß nicht ob Ekkard in einer freikirchlichen Gemeinde ist, aber bei allen anderen hier wette ich, dass sie noch nie in einer Freikirche waren. Für mich persönlich ist da ja schon alleine das Gefühl, mit über 100 Leuten in einem Raum zu sein, die sich nicht vom materialistisch-atheistischen Zeitgeist überwältigen ließen, eine kleine Erlösung für sich genommen.
Tja, das kann ich nur zurückspiegeln: Beschäftige dich mal - unvoreingenommen und ergebnisoffen (!!) - mit den höchst umfangreichen Erkenntnissen der modernen Wissenschaft auf diversen Gebieten. Ich weiß ebenfalls, was du jetzt denkst und ich kann deine Abneigung gegen diesen Vorschlag geradezu spüren, aber betrachte es mal als spirituelles Experiment (und diese Einladung gilt auch für alle anderen religiösen und spirituellen Menschen hier). Für mich ebenfalls schon alleine das Gefühl, mit unzähligen Menschen weltweit an den atemberaubenden Erkenntnissen der modernen Wissenschaft teilhaben zu können, wie es für frühere Generationen noch unvorstellbar war.
[...]
Aber schon klar: Sich aktiv intensiver mit Wissenschaft auseinanderzusetzen - über Jahre bis Jahrzehnte (!!!) - ist natürlich viel anstrengender als sich bspw. nur passiv in 'ne Kirche zu setzen und sich "unvoreingenommen und ergebnisoffen" - quasi wie bei Woodstock oder einem Michael Jackson-Konzert - einfach von der "Stimmung der Massen" mitreißen bzw. einlullen zu lassen.
Passiv in der Kirche gesessen bin ich als Konfirmand - daher weiß ich, wie sich das anfühlt. Und wenn du mir damals erzählt hättest, dass ich mal freiwillig, gerne und aktiv an einem Gottesdienst teilnehmen würde, hätte ich es nicht geglaubt. Aber so entwickeln sich eben die Dinge im Laufe des Lebens.
Mag ja alles sein, aber was genau hat das mit meinem ursprünglichen Einwand zu tun?

(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb: Da wir zwei noch nicht so oft miteinander diskutiert haben, erinnere ich an dieser Stelle kurz daran, wie ich überhaupt im Bereich der Philosophie/Spiritualität/Religion gelandet bin, weil dieser Kontext wichtig ist. Eine Zeit lang habe ich damit vielleicht nur experimentiert, aber irgendwann stand für mich folgende Überlegung ganz klar im Zentrum aller weiteren Fortschritte auf diesem Gebiet: Im Angesicht der Ewigkeit ist die einzige relevante Frage: Was passiert beim Tod? Das habe ich mir damals, vor 10 bis 15 Jahren, genau so notiert und seitdem ist mir das klar, auch wenn ich mich schon lange vorher mit "den großen Fragen" befasst habe - das war dann rückblickend eher die Aufwärmphase.

Das irdische Leben ist kurz und hinfällig - danach folgt eine Ewigkeit: mit mir? ohne mich? und so weiter... 

Basierend darauf habe ich mich sehr viel mit Nahtoderfahrungen befasst. Das und weitere Nachforschungen haben mich zur Gewissheit gebracht, dass es nach diesem Leben weitergeht.
Danke für deine Offenheit. Und viele Menschen haben sich ähnliche Fragen gestellt und mit ähnlichen Themen beschäftigt, auch ich. Nur kommen Menschen letztendlich zu unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Schlüssen. Und damit drängt sich unweigerlich die Frage auf: Wer hat recht? Ein Beispiel:

Gibt es ein ewiges Leben im Jenseits? Oder nicht vielleicht eher eine Form von Wiedergeburt? Wer hat recht? Der Christ? Der Buddhist?

Und wo du bspw. zu Gewissheit gelangst (daran, dass es nach dem Tod weitergeht), gelange ich zu Zweifel (daran, dass es mit dem Tod endgültig endet). Das sind zwei erkenntnistheoretisch völlig verschiedene Haltungen:

Gewissheit ist im Kontext offener Fragen eine Überzeugung, die behauptet, etwas sei der Fall, auch wenn der Beweis (noch) nicht erbracht ist. Sie ist oft mit Vertrauen, Glauben oder innerer Überzeugung verbunden, in der Regel basierend aufgrund persönlicher (subjektiver) Erfahrungen. Gewissheit ist aber eigentlich nur dann epistemisch gerechtfertigt, wenn sie auf hinreichend guten Gründen basiert, die zur Erkenntnis führen. Bei metaphysischen Fragen gibt es aber keine intersubjektiv überprüfbaren Erkenntnisse, d.h. wir sprechen letztendlich nicht über Wissen, sondern bloßem Glauben.

Zweifel ist hingegen eine dezidierte Zurückhaltung (gegenüber einer Behauptung), die lediglich infragestellt, ob etwas wirklich der Fall ist, ohne sich auf eine gegenteilige Gewissheit festzulegen. Zweifel kann rational, vorsichtig und erkenntniskritisch motiviert sein. Zweifel ist nicht nur eine vernünftige Haltung in Abwesenheit von absoluter Gewissheit und unumstößlichen Belegen, sondern entspricht einer gewissen epistemisch-intellektuellen Redlichkeit: Man behauptet nicht mehr, als man weiß.

Zweifel ist in der Regel nicht nur zulässig, sondern sogar geboten - als Methode, um trügerische Überzeugungen auszusondern. Gewissheit hingegen ist nur dort akzeptabel, wo sie durch klare Vernunftgründe oder unbezweifelbare Evidenz gestützt ist.

Zweifel an einer These ist übrigens auch nicht mit Glauben an die entsprechende Gegenthese gleichzusetzen (schon gar nicht mit Gewissheit). Zweifel bedeutet: Ich sehe keine ausreichenden Gründe dafür. Aber ich bin offen für neue Evidenz. Zweifel ist also lediglich der Gegenspieler der Gewissheit, mehr nicht.

(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb: Aber sag mal, mit ehrlichem Interesse gefragt: Wie würdest du denn diese Frage beantworten, welche für mich sozusagen die Leitlinie aller weiteren Überlegungen ist, also die Frage danach, was mit dem menschlichen Bewusstsein beim Tod passiert? Du scheinst ja durchaus offen für gewisse eher experimentelle Ansichten zu sein, was den Aufbau der Wirklichkeit betrifft, siehe deine Erläuterungen zur Materie usw...
Ich zweifle lediglich daran, dass das subjektive Erleben mit dem Tod endgültig erlischt, denn dafür gibt es angesichts unseres gegenwärtigen Wissensstandes und noch vieler offener Fragen keine Gewissheit. Abschließend zu beantworten, ob dem tatsächlich so ist und was genau das dann bedeutet, ist aber künftigen Generationen von Menschen vorbehalten.

(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb: Und deshalb ist mir alles Transzendente und Metaphysische so wichtig, weil ich das wirklich für etwas halte, was wir real erleben werden, wenn wir unseren Körper ablegen.
Und was genau bleibt dann übrig? Ich möchte hier keine vagen und schwammigen Antworten a la "unser Geist und unsere Seele bleiben übrig", sondern ganz konkret wissen: Was genau bleibt übrig? Hat es bspw. ein Gedächtnis? Eine Identität? Einen Ort? Eine Zeitstruktur? Oder ist es bloß ein abstrakter Zustand? Kann es denken? Fühlen? Wahrnehmen? Erleben? Hobbies nachgehen? Essen und trinken? Fragen über Fragen... und ich fürchte, die Antworten bleiben - wie so häufig - mal wieder der eigenen, subjektiven und reichlich blühenden Phantasie überlassen.

(30-07-2025, 15:27)petronius schrieb:
(29-07-2025, 20:06)Noumenon schrieb: Prinzipiell hast du recht, allerdings ist "sich einer wissenschaftlichen Betrachtung zu entziehen" natürlich keine objektive Eigenschaft der genannten Dinge selbst, sondern gehört mit zur subjektiven Vorstellung dazu.
das ist auch gar nicht anders möglich, weil es ja nur subjektive vorstellungen sind und eben keine (realen) dinge
Mag schon sein, ist aber selbst bei so "Dingen" wie bspw. "Dunkler Materie", "Dunkler Energie" oder "Strings" auch nicht anders.
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RE: Das beste Argument gegen den Materialismus und für Gott? - von Noumenon - 31-07-2025, 15:02

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