(29-07-2025, 21:58)subdil schrieb: Aber es zählt nicht nur das Gefühl, sondern auch der Kontext, in dem es stattfindet. Der durchschnittliche Besucher eines Rockkonzertes dürfte das selbe Gefühl in einer Kirche wohl eher nicht haben, sondern er würde sich dort eher langweilen oder sich gedanklich mit etwas völlig anderem befassen.
Eben nicht, es sei denn, das Konzert ist so langweilig, dass der Funke auf gar keine Zuhoerer ueberspringt. Der Punkt hier war, dass Du, als Mitglied eienr sozialen Spezies, die Gefuehle der Mitglieder Deiner Gruppe aufnimmst und replizierst. Insofern reicht es, wenn bei einem Rockkonzert, einem Fussballspiel oder einem freikirchlichen Gottesdienst einige wenige der Besucher anfangen mitzumachen, und das steckt die Umgebung unweigerlich an. Aus dem Grund ist der Besuch eines Fussballspiels oder Rockkonzerts auch fuer die Leute ein einmaliges Gruppenerlebnis, die sich nicht fuer Fussball oder Rock interessieren; was natuerlich auch fuer einen solchen Gottesdienst gilt. Dieses Verhalten steckt also tief in unserer Biologie.
Das sieht man uebrigens auch bei Schimpansen. Bevor sie auf die Jagd gehen oder in den Krieg ziehen, versetzen sie sich erst mal durch gemeinschaftliches Schreien und Herumgerenne gegenseitig in einen Zustand, der aufgeregte Wachsamkeit verursacht und das Gruppengefuehl staerkt. Das dient dazu, sich der Gemeinschaft zu versichern und Aengste zu ueberwinden.
Beim Menschen spielen Musik und Tanz die Hauptrolle bei der Synchronisation von Physiologie und Gedanken einer Gruppe. Gemeinschaftliches Singen/Beten suggeriert das "mit einer Stimme Sprechen", also sich eines gemeinsamen Ziels zu versichern, und der Tanz synchronisiert Herzschlag und andere phsyiologische Parameter, was dann alles in einem ueberwaeltigenden Gruppengefuehl muendet. Deshalb gibt's auch im Fussballspiel die "Schlachtgesaenge" oder die La-Ola-Welle. Dieser Effekt ist auch fuer religioese Zusammenkuenfte wissenschaftlich bestaetigt worden.

