22-07-2025, 17:57
(01-06-2025, 22:12)Sinai schrieb: .Lieber Sinai,
Gibt es überhaupt ein "Armutsgebot" für die Christen ?
Ich habe jetzt nach so etwas gesucht, und fand bloß:
Das Armutsideal ist ein zentrales Prinzip in der christlichen Ordensspiritualität
Normale Christen wollen eine Familie gründen (wachset und vermehret euch) und versorgen.
Und sie haben ja gar nicht den Ehrgeiz, "vollkommen" zu sein.
Nur Ordensleute gehen in diese Richtung. Bestimmte Bettelorden entsagen allem Weltlichen und führen freiwillig ein Leben in Armut, um vollkommen zu werden
"Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!" Matthäus 19,21
Armut steht grundsätzlich im Widerspruch zur absoluten Liebe Gottes. Armut allerdings im Sinne von Hunger, Obdachlosigkeit oder Mangel an Kleidung.
Hat Jesus doch erst das hungernde Volk bei der Brotvermehrung gesättigt, bevor er lehrte - weil wer hungert, nicht zuhören kann.
Ich sah ein Bild: ein herrlicher Raum, wunderbare Gemälde, phantastische Musik und ein langer, langer Tisch gefüllt mit den besten und köstlichsten Esswaren. Bis auf den letzten Platz besetzt, jedoch alle mit äusserst wutverzerrtem Gesicht, denn si hatten alle eine dermassen lange Gabel, dass sie die wunderbaren Speisen nicht in den Mund führen konnten - das ist die Hölle!!
Das gleiche Bild, nur sind hier alles glückliche und fröhliche Menschen, denn mit ihren langen Gabeln führen sie die wunderbaren Speisen den gegenübersitzenden Menschen in den Mund - das ist der Himmel!!
Die urchristlichen Gemeinden führten eine Art Liebeskommunismus - eine gewisse Gütergemeinschaft. Vermutlich opferten nicht alle alles, doch jeder bekam nach seinen Bedürfnissen - es gab keine Notleidenden.
Es gab enige - die Eboniten, die Armen, die Nachfolger der Urgemeinden und die Gnostiker Karpokrates und sein Sohn Epiphanes, vom hl. Irenäus als Abgesandte des Teufels diffamiert, forderten Gütergemeinschaft. ....
Ab dem 4. Jahrhundert jedoch sind Bischöfe wie etwa Optatus vom Mileve oder Augustin ausgesprochen sozialkonservativ, erzreaktionär.
Die Kirche hat ab dem 5. Jh. von der Idee der Gütergemeinschaft Abstand genommen - und wird vermutlich auch nicht wieder dahin zurückkehren.

