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Das beste Argument gegen den Materialismus und für Gott?
#30
(18-07-2025, 23:36)Ulan schrieb:
(18-07-2025, 21:33)subdil schrieb:
(17-07-2025, 21:50)Ulan schrieb: Befreie Dich mal von Deinem Schubladendenken!

Ich bin immer zur Selbstkritik und Verbesserung fähig. Wo und wieso genau attestierst du mir Schubladendenken?

Du trennst unsere geistig-kulturellen Aktivitaeten von biologischen, welche selbstverstaendlich der Evolution unterworfen sind, obwohl das unsinnig ist.


Zunächst mal will ich vorausschicken, dass ich eure Beiträge, und damit meine ich jetzt insbesondere die Beiträge von Ulan, Ekkard und Noumenon (von dem ich hier bisher noch nie etwas gelesen habe - sehr interessante Denke!) sehr aufmerksam und teilweise sogar zwei mal gelesen habe, weil ich sie super-interessant und tiefgehend fand. Das nur mal zur Klarstellung, dass ich hier nicht mit einem "kriegerischen" Mindset rangehe, sondern einfach mit Interesse und Neugierde. Meines Erachtens können ja Materialismus und Idealismus (im weitesten Sinne dieser Begriffe) als zwei gleichberechtigte Deutungen dieser Welt nebeneinander bestehen bleiben, aber am spannendsten wird es, wenn, wie etwa in den Beiträgen von Noumenon, Materialismus und Idealismus ineinander verschmelzen. Das ist doch im Grunde das Ziel dieses Forums hier und aller Philosophie - dass man eine möglichst vereinheitlichte Theorie über die Wirklichkeit bekommt, widerspruchsfrei und eindeutig. Davon sind wir zwar noch weit entfernt, aber wir machen Fortschritte. 

Jetzt zu meinem angeblichen Schubladendenken: Da ich davon ausgehe, dass wir im Kern geistige Wesen sind, muss ich diese Unterscheidungen natürlich treffen. Ich verwende da immer wieder gerne den Begriff des "Terranauten", im Vergleich zu einem Astronauten. So wie ein Astronaut sich einen Astronautenanzug anzieht, um im Weltall überleben zu können, so ziehen wir als geistige Wesen uns einen "Terranauten-Anzug", also einen physischen Körper an, um in der physischen Welt leben zu können. Dieser Terranauten-Anzug unterliegt natürlich den Gesetzmäßigkeiten der physischen Welt, aber uns als geistige Wesen betreffen diese Gesetzmäßigkeiten nur insofern, als dass wir temporär an diesen Anzug gebunden sind. Das rein Geistige aber bleibt immer frei von materiellen Einflüssen. Was also aus materialistischer Sicht wie Schubladendenken aussehen mag, ist innerhalb des Idealismus einfach nur eine konsequente Betrachtung der Wirklichkeit, in der wir (derzeit) leben.     


(18-07-2025, 23:36)Ulan schrieb: Wir Menschen vergessen gerne, was wir da eigentlich tun, wenn wir mit anderen Menschen sprechen, weil wir uns ueber unsere Urspruenge wohl irgendwie erhaben fuehlen, oder einfach, weil uns das so selbstverstaendlich ist, dass uns der Gedanke gar nicht kommt. Wenn wir aus der Kinderzeit raus sind, etablieren wir Rangordnung nicht mehr durch Pruegeleien; aber machen wir uns nichts vor: auch wenn wir subtiler vorgehen, ist das Grundspiel immer noch dasselbe.


Verstehe ich dich richtig, dass du hier den gesamten Bereich der menschlichen Sprache darauf reduzieren willst, dass seine Funktion die einer Hierarchiebildung innerhalb der Menschheit bzw. innerhalb von Menschengruppen ist? Das ist mir nun wieder viel zu reduktionistisch und funktional gedacht. Sprache hat doch so viele verschiedene Funktionen - zum Beispiel haben doch gerade die Diskussionen hier im Forum gar nichts mit einer Hierarchiebildung zu tun, sondern mit dem Austausch von Ideen. 


(18-07-2025, 23:46)Noumenon schrieb: Auch der zunehmende Grad der Mathematisierung in den modernen Theorien - etwa in der Quantenfeldtheorie oder der Stringtheorie - verstärkt diesen Befund. Die Welt erscheint nicht mehr als aus "Dingen" bestehend, sondern als formal-logisches Gefüge, das sich am besten durch abstrakte Gleichungen beschreiben lässt. So gesehen führt ironischerweise also ausgerechnet die moderne Physik, die der Materialismus lange als Verbündeten betrachtete, zu seiner Überwindung.

Was genau das aber mit Gott zu tun haben soll, bleibt ein Rätsel. Eusa_think


Wie schon gesagt: Deine Beiträge in diesem Thread (und es waren die ersten, die ich hier von dir gelesen habe) fand ich sehr interessant. Du beschreibst in einer sehr klaren Sprache, wie sich - jetzt mal etwas gewitzt formuliert - der Materialismus in Luft auflöst, wenn man die Erkenntnisse der modernen Physik in Betracht zieht, weil es nämlich gar keine feste Materie im eigentlichen und ursprünglich postulierten Sinne gibt, sondern alle Materie aus nicht-materiellen, feineren Strukturen hervorgeht. Man kann an dieser Stelle dann stehen bleiben, so wie du es tust. Oder man kann noch einen Schritt weiter gehen und daraus schlussfolgern, dass das, was eigentlich hinter all diesen feinstofflichen Strukturen steckt, eben das Geistige im weitesten Sinne ist. Dies ist dann der endgültige Übergang vom Materialismus in den Idealismus, aber wie du siehst, lässt er sich durchaus logisch begründen. Nur beweisen lässt sich das eben nicht im wissenschaftlichen Sinne. 

Jetzt zu deiner Frage, was das mit Gott zu tun haben soll: Ich hatte vor einiger Zeit ein Erlebnis, das ich nur als ein Zeichen von Gott verstehen kann. Darauf werde ich weiter unten in meiner Antwort an Ekkard noch weiter eingehen. Zunächst beantworte ich die Frage aber allgemein gehalten und so wie ich sie bisher hier im Forum immer beantwortet habe: Wenn man den Schritt vom Materialismus zum Idealismus gemacht hat, folgt meines Erachtens (ich weiß, dass man das auch anders sehen kann) ganz automatisch und folgerichtig auch die Erkenntnis, dass Gott existiert. Denn wenn der Idealismus recht hat, liegt der Welt ein geistiges Prinzip zu Grunde, also die geistige Welt existiert. Wenn die geistige Welt existiert, existieren auch geistige Wesenheiten. Und wenn geistige Wesenheiten existieren, dann muss es auch ein hierarchisch höchstes geistiges Wesen in der geistigen Welt geben und dieses Wesen wird als Gott bezeichnet. 

Die wirklich spannende Frage ist die, ob der Idealismus für immer ein Glaubenssystem bleiben muss (denn das ist er bisher auf jeden Fall, das gebe ich ohne Probleme zu) oder ob man das Geistige irgendwann auch wissenschaftlich erforschen können wird. Ich neige dazu, zu denken, dass man zumindest einige Aspekte der geistigen Welt irgendwann einmal auch wissenschaftlich nachweisen können wird. Die Quantenphysik ist da ja ein erster Ansatz, aber das steckt natürlich bisher alles noch in den Kinderschuhen. 


(19-07-2025, 22:51)Ekkard schrieb: Entweder man definiert Gott (oder eine schöpferische Entität ala Reklov) als das Komplexe in unserer Welt, oder man lässt das bleiben. Ich weigere mich aber, die (materiebedingte) Komplexität als göttliches Wesen anzuerkennen und anzubeten.


Ich sehe es so: Wir sollten zu Gott ein Verhältnis aufbauen, weil das wichtig ist, in Bezug auf das, was nach diesem Leben kommt. Wenn man glaubt, dass dieses eine, kurze, irdische Leben alles ist und danach nichts kommt, dann hat man in der Tat auch keinen Grund, irgendeine Beziehung zum Geistigen oder zu Gott aufzubauen. Deshalb verläuft meines Erachtens auch die entscheidende Grenzlinie im philosophischen Bereich zwischen Menschen, die an eine transzendente Weiterexistenz nach dem irdischen Tod glauben und denen, die daran nicht glauben. Ich war schon immer überzeugt davon, dass der Tod nicht das Ende ist. Nach beinahe einem Vierteljahrhundert der intensiven Befassung mit philosophischen, spirituellen, religiösen Inhalten bin ich mir da ganz sicher - es geht nach diesem Leben weiter. Und dann folgt eben ganz vieles, wie zum Beispiel das Bedürfnis nach der Hilfe einer höheren Macht, von ganz alleine.   

Ich hatte ja vor einiger Zeit in einem anderen Thread schon einmal angedeutet, dass ich kürzlich ein Zeichen von Gott bekommen habe. Das war nun nochmal eine weitere Bestätigung meines Glaubens und die bisher tiefgreifendste Erfahrung meines Lebens, weil ich nämlich seither diverse Baustellen in meinem Leben angehe, die über Jahre, ja teilweise sogar Jahrzehnte, liegen geblieben sind. Wie ich damals berichtet habe, hatte ich Gott um Hilfe gebeten, woraufhin ich ein ganz starkes Zeichen bekommen habe, das mich in Richtung von Jesus Christus geführt hat. Wenn ich nun noch die positiven Auswirkungen auf mein ganz reales Alltagsleben mit bedenke, die in Folge dieses Zeichens geschehen sind, dann kommt sogar noch exakt das dazu, was in der Bibel als die Wirkung des Heiligen Geistes im Leben des Gläubigen bezeichnet wird. Damit solltest du dich als Mitglied einer christlichen Gemeinde ja auskennen, auch wenn du Atheist bist. Hier haben wir also das gesamte Bild der Trinität - Gott Vater (der Zeichengeber), Gott Sohn (der Inhalt des Zeichens) und Gott Heiliger Geist (die positiven Auswirkungen auf das reale Alltagsleben) - und wenn man das tatsächlich erlebt, lässt es sich nicht mehr klein reden geschweige denn ignorieren. 

Ich denke einfach, dass es zum menschlichen Wesen dazugehört, ein Verhältnis zur Transzendenz aufzubauen. Vielleicht besteht dieses Verhältnis aber in deinem Falle auch einfach daraus, dass du die "beinahe gottgleichen" Fähigkeiten der Materie anerkennst. Du bist in diesem Thema ja sehr tief drin und hast da tiefe Einblicke, die mir zum Beispiel komplett fehlen - abgesehen von deinen Zusammenfassungen der Thematik, die ich hier im Forum lese. Vielleicht gibt es so viele mögliche Beziehungen zu Gott wie es Menschen gibt. Und da sind dann eben die unterschiedlichsten Varianten möglich.
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RE: Das beste Argument gegen den Materialismus und für Gott? - von subdil - 20-07-2025, 17:11

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