17-07-2025, 21:42
(16-07-2025, 21:56)Ulan schrieb: Was das Umfeld angeht, ist eine aufgeraeumte Landschaft eine ungefaehrliche Landschaft. Ein aufgeraeumtes Haus wird mit Hygiene assoziiert (also wieder der Gesundheitsaspekt).
Alles in allem bringt unser Sinn fuer Aestthetik also deutliche evolutionaere Vorteile.
Aber die eigentliche, allumfassende Ästhetik ist doch viel weitreichender als das. Eine naturbelassene Wildwuchs-Landschaft ist doch auch ästhetisch, genau so wie ein Haus im Zerfallsprozess. Die sogenannten Lost Places fand ich schon immer besonders ästhetisch, weil sie die Vergänglichkeit aller menschlichen Werke dokumentiert. Oder - um ein anderes Beispiel zu bringen - hier wird ja oft "Mittelerde" genannt, allerdings als Gleichnis für unsere Ebene der Wirklichkeit. Ich meine jetzt aber Tolkiens Mittelerde: Saurons dunkles Reich "Mordor" ist genau so ästhetisch wie das "Auenland" - nur auf eine ganz andere Art und Weise. Ein melancholisches Musikstück ist genau so "schön" wie ein freudiges - nur auf eine andere Art.
Das was du beschreibst sind einfach sachliche Feststellungen in Bezug auf Gefahr und Hygiene, aber mein Ästhetik-Begriff ist doch hier viel umfassender als das. Es geht darum, dass es keinen evolutionären Nutzen dafür gibt, dass - um beim Beispiel zu bleiben - Tolkien Mittelerde erschaffen hat, eine Phantasiewelt, die Millionen Fans weltweit hat. Wären wir reine biologische Organismen würde uns so etwas gar nicht einfallen und interessieren. Aber weil eben der Schöpfung selbst eine Ästhetik innewohnt, werden Menschen zu Kunstwerken inspiriert.
(16-07-2025, 22:01)exkath schrieb:(16-07-2025, 21:32)subdil schrieb: , wenn man einen Schöpfergott annimmt, der eine ästhetische, harmonische und schöne Welt erschaffen wollte.Bei den vielen unschönen Dingen ist dem Gott wohl der Schöpfer ausgerutscht.
Wie gesagt, mein Ästhetik-Begriff ist allumfassend. Auch eine im Zerfall begriffene Landschaft oder überwucherte Gebäude haben etwas schönes, wenn man ein Auge dafür hat.
(16-07-2025, 22:14)petronius schrieb:(16-07-2025, 21:32)subdil schrieb: Das beste Argument gegen die materialistische Weltanschauung ist die Existenz der Ästhetik, der Harmonie und der Schönheit, oder genauer gesagt das menschliche Empfinden für Ästhetik, Harmonie und Schönheit. Denn für diese Dinge gibt es überhaupt keinen evolutionären Nutzen
ja und?
es gibt auch keinen "evolutionären nutzen" dafür, daß die eigenschaft der toten materie "kaliumcyanid" ist, menschen bei ausreichender inkorporation umzubringen
Das ist ein schlechter Vergleich. Natürlich gibt es Umstände und Gefahren, die gegen das Leben gerichtet sind. Aber diese entstehen eben einfach aus der Natur heraus. Eine Landschaft schön zu finden ist etwas, was eine ganz andere Kategorie ist. Schon die Entstehung dieses Gefühls ist überhaupt nicht relevant für die Evolution. Hier zeigt sich die geistige Ebene des Daseins, die sich auf einem ganz anderen Level befindet, als dein Beispiel.
(16-07-2025, 22:14)petronius schrieb:Zitat:Alles, was mit Schönheit, Harmonie und Ästhetik zu tun hat hat keinerlei evolutionären Nutzen und wäre somit schon längst aus unserer Wahrnehmung verschwunden, wenn das Universum rein materialistisch und mechanistisch wäre
non sequitur
aber auf so was stehst du ja. nimmst irgendwas völlig beliebiges und behauptest, irgendwas gleichermaßen beliebiges ohne jeglichen logischen zusammenhang folge daraus
Der Zusammenhang ist durchaus da, aber es ist kein wissenschaftlicher Zusammenhang. Du versuchst wie immer, meine Ausführungen naturwissenschaftlich auszulegen und zu verstehen und daran scheitert unsere Kommunikation. Wir reden aneinander vorbei, weil du nur die reduktionistische Denkweise kennst.
Allerdings kann ich dir insofern entgegenkommen: In meinem Modell ist für die Existenz der allumfassenden Ästhetik nur eine einzige Zusatzannahme nötig: Nämlich ein Schöpfergott, eine Wesenheit, die diese Welt erschaffen hat. Natürlich kannst du das Vorhandensein von Ästhetik auch auf andere Arten erklären, aber dann sind viele Zusatzannahmen nötig, und mit jeder Zusatzannahme wird dein Modell unwahrscheinlicher.