(01-07-2025, 13:05)Reklov schrieb: Das Feudalsystem des Mittelalters ist keinesfalls abgeschafft! Es hat sich lediglich neue Kleider übergezogen! Man erkennt dies ja leicht daran, dass nur 1,5 % der Bevölkerung an die 47% des globalen Vermögens besitzen!
Es geht um ein reales Ungleichheitsproblem, aber der Vergleich mit dem Feudalsystem ist historisch nicht ganz treffend. Die heutige Situation erinnert eher an die Antike und ist in mancher Hinsicht noch extremer als das mittelalterliche Feudalsystem
Du hast recht, dass extreme Vermögenskonzentration heute ein ernstes Problem ist - aber der Vergleich mit dem Feudalsystem greift vielleicht zu kurz.
Im Feudalismus war die Abhängigkeit meist persönlich und lokal gebunden - Lehnsherr, Vasall, Höriger -, und es gab soziale Pflichten in beide Richtungen, so begrenzt sie auch waren.
Was wir heute erleben, erinnert eher an strukturelle Ungleichheit wie in der Antike:
Eine winzige, global vernetzte Oberschicht von Milliardären kontrolliert Kapital, Ressourcen, Plattformen und Produktionsmittel
Der "Rest" funktioniert als lohnabhängige Masse, oft ohne Einfluss, Mitbestimmung oder Sicherheit - wie im römischen Plebs-Proletariat oder unter abhängigen Landarbeitern im alten Orient
Wenn heute ein Multimilliardär beschließt, die Produktion in Frankreich stillzulegen und nach Fernost zu verlegen, hat der französische Bürger und Wähler keine Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen
Die internationalen Finanzmärkte machen was sie wollen und sind eigentlich kaum kontrollierbar
Anders als im Mittelalter gibt es keine persönliche Bindung mehr, dafür eine anonyme, systemische Abhängigkeit von Konzernen, Finanzmärkten und Algorithmen
In gewisser Weise ist das heutige System noch radikaler: Die wirtschaftliche Macht ist entkoppelt von politischer Verantwortung - ein Kaiser konnte seine Untertanen nicht einfach "entlassen", ein CEO schon

