11-06-2025, 07:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-06-2025, 07:54 von Ulan.
Bearbeitungsgrund: Zitat repariert
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(10-06-2025, 17:14)exkath schrieb:dorjesempa schrieb:Leider sind die traditionstibetischen Lamas, im Gegensatz zu dem Geist, der im AMM herrschte, so konservativ, dass sie eine derartige Ableitung nicht erlauben würden, ...
Ist das nicht das autoritäre Gehabe bei dem Buddha empfiehlt es zu hinterfragen?
Das kann man so sagen.
Ich habe schon ziemlich viel erlebt und inzwischen schätze ich es sehr, auf mich selbst und meine bescheidene Meinung zu hören - aus Erfahrung.
Hier ein Beispiel zu Deiner kritischen Frage:
Vor etlichen Jahren war hoher Besuch, Phakchok Rinpoche, zum traditionstibetischen Zentrum der Karma-Kagyüs nach Hamburg gekommen. Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr, da ich damals anlässlich des tibetischen Neujahrsfestes mich mit einer kleinen Reisegruppe in Kathmandu aufhielt und wir bei ihm Privataudienz hatten. Und ich hielt viel von ihm. In Hamburg nun, da erklärte er uns eine Übung, wie man wieder runterkommen kann, wenn der Geist zu aufgedreht ist: man soll sich eine dicke schwarze Kugel im Nabelbereich vorstellen, verbunden mit einem schwarzen "HUM" (=Keimsilbe/Bija-Mantra), und mittels bestimmter Atmung diese Kugel sich nach unten schwebend visualisieren, ans untere Ende des Rumpfes (als ob der Atem die Kugel runterdrückt); bis etwa hin zu den Füßen (variabel). Diese Übung sprach mich sehr an und leuchtete mir ein.
Zwei Jahre später ergab es sich so, dass in der K.-Kagyü-Zentrale ein Lama "mein Lehrer" wurde, d. h. ich glaube, er meint, er sei mein Lehrer, aber ich meine das nicht und empfinde es nicht so. Aber das nur nebenbei.
Immer, wenn ich dort zu Besuch kam, richtete ich es ein, mit ihm zu sprechen, während ich gleichzeitig mir schon nichts mehr erhoffte, aus Erfahrung. Es war nur so eine Gewohnheit, und um die Sitten zu pflegen. Vielleicht 10 Jahre nach dem Besuch von P. R. in HH kam ich auf die Idee, dessen damalige Anweisung für mich zu modifizieren. Ich kombinierte dessen Übung mit der "Wanderung durch den Körper", wie ich es in meiner buddhistischen Frühzeit mal von den Theravadins gelernt hatte, und das fängt bei den Füßen an, und ich machte es so, dass ich zunächst nur bei den Füßen blieb: ich stellte mir vor, dass an jedem Zeh eine dicke schwarze Kugel klebt, mit jeweils einem dicken schwarzen HUM innen drin. Undzwar von links nach rechts, also vom linken kleinen Zeh bis zum rechten kleinen Zeh. Das sollte meine Einschlafübung sein, da ich manchmal abends zu aufgedreht war. Wenn ich damit fertig und immer noch nicht eingeschlafen war, wanderte ich, äußerst langsam, zur Ferse, zu den Knöcheln usw., wo in meiner Vorstellung dann ebensolche schwarzen schweren Kugeln klebten. Gedacht-akustisch war dabei nur noch das "HUM" anwesend. Es war eine wunderbar funktionierende (Einschlaf-)Übung.
Als ich dann mal "meinen Lehrer" besuchte und ihm das berichten wollte, ließ er mich gar nicht ausreden und wedelte hektisch mit den Händen in der Luft herum: Nein, nein, nein, das solle ich auf keinen Fall machen (wenn ich erzählt hätte, dass Phakchok Rinpoche mich auf diese Idee gebracht hatte, hätte er vielleicht was anderes geantwortet....?) Selbstverständlich pflege ich diese Übung weiterhin, denn sie funktioniert ja.
Noch ein Beispiel: zu einem anderen Zeitpunkt hielt "mein Lehrer" mal in einem Onlinekurs Belehrungen über die Farben, die man bei der Visualisation benutzt. Um das aufzulockern, meinte er, jeder habe ja so seine Lieblingsfarbe, und.... - Tja, ich konnte mir das leider nicht alles anhören, da hatte ich aus Notfallgründen 2 Stunden Belehrungs-Ausfall. Später kontaktierte ich ihn dann mal privat und weil ich dachte, dass er ja neulich auf die Lieblingsfarben zu sprechen kam, fragte ich ihn da, warum es denn bei den traditionellen Farben kein Violett gibt. Diese Frage war mir dringlich, weil Violett meine Lieblingsfarbe ist. Aber da verstand er gar nicht, was ich meinte. Als ich dann noch anfing zu sagen, dass es eine Mischung zwischen Blau und Rot ist, so wie Akshobhya blau und Amitabha rot ist (zwei Dhyani-Buddhas), rastete er fast aus, weil er dachte, ich will Akshobhya und Amitabha miteinander verschmelzen. Das war ein ziemlich konfuses Gespräch, und wieder ließ er nichts von dem gelten, was von mir selbst und nicht aus der Tradition kam.
Ach, ich könnte noch so einige kuriose Dinge erzählen, aber sei's drum.....
Da kann man mal sehen, wie sinnlos es ist, einen "persönlichen Lama" zu haben, wenn man seinen eigenen Kopf hat. Doch sehe ich nicht ein, bei Eintritt "ins Allerheiligste" meinen Kopf an der Garderobe abzuhängen. Dabei habe ich absolut kein schlechtes Gewissen, warum auch?!, denn der Rat, sich selbst ein Bild zu machen, kommt doch direkt vom Buddha!
Es gibt auch Leute, die den Lama als Orakel missbrauchen. Da kommt vielleicht so eine junge Frau, die liebt zwei Männer und kann sich nicht entscheiden, wen sie heiraten soll, Mann A oder Mann B, und fragt den Lama, was sie machen soll. Keine Ahnung, was so ein Lama dann antwortet. Aber ich würde gar nicht auf die Idee kommen, so etwas einen Lama zu fragen, das ist doch peinlich!
Wobei ich inzwischen sowieso nicht mehr weiß, was man einen Lama üblicherweise so fragt. Bin zu oft irritiert worden.
Hm, ich glaube aber nicht, dass die Art, wie die Lehrer aus dieser Tradition sich geben, Gehabe ist. Viele von ihnen sind auch ganz locker. Ich erinnere mich aber an einige mit Gehabe; am meisten denke ich dabei an Osho, von dem ich manchmal Videos aufrufe, um sein Gehabe zu studieren. Mit dem und seiner Bewegung hatte ich aber in meinem Leben nie ernsthaft etwas zu tun.