10-06-2025, 10:00
(10-06-2025, 09:17)Ulan schrieb:(10-06-2025, 07:56)dorjesempa schrieb: Das Problem ist, dass Außenstehende, in Ermangelung der Kenntnis der Lehre, diese Figuren sehen und daraus schlussfolgern und glauben, dass Buddhisten Götter verehren. Dieses Missverständnis entsteht durch unsere westliche Prägung, auch durch die Schule usw., was man so gelernt und gehört hat, vom primitiven Animismus bis über den germanischen Götterglauben/Walhalla, und schließlich zu den altgriechischen und römischen Göttern, was man gewohnheitsmäßig übernimmt, weil man diese Art Sichtweise so gelernt hat.
Das Bilderverbot der Zehn Gebote, christlich sublimiert, wirft halt seine langen Schatten.
Ich hatte schon oefter ueberlegt, mir irgendwo eine Nataraja-Statue (oder aus Preisgruenden wohl eher ein Bild) hinzustellen, aber ich denke, auch das wuerde zu Missverstaendnissen und dauernden Fragen fuehren; wobei die Fragen dann wohl noch besser waeren als die falschen gedanklichen Bilder von Leuten, die nicht fragen. Das spare ich mir dann lieber.
Nataraja ist ja der Tanzende Shiva im Flammenkreis. Ich habe mir so eine Bronzestatue gekauft, da war ich etwas über 20 Jahre alt. Ich weiß immer noch, dass die Statue mal 198 DM gekostet hat, und erwarb sie in einem Indienladen in Hamburg. Nataraja als Statue war damals unglaublich populär, im Zusammenhang mit Hippiekultur und Drogenkonsum. Meine Veranlassung, die Statue zu kaufen, war das Buch von Fritjof Capra: "Der kosmische Reigen" (Untertitel: "Physik und östliche Mystik - ein zeitgemäßes Weltbild"), welches später einen anderen Titel erhielt: "Das Tao der Physik". Ich glaube, die neueste Auflage ist von 2012. F. C. schlägt hier als Physiker eine Brücke zur kosmischen Schau der fernöstlichen Lehren, diese neue Sichtweise war damals bahnbrechend; heute gibt es viele Werke, die Solches als Ausgangspunkt benutzen, als Beispiel etwa: "Quantum und Lotos", von Matthieu Ricard und Trix Xuan Thuan.
Matthieu Ricard, von Beruf ursprünglich Naturwissenschaftler auf dem Gebiet der Molekularbiologie, wurde buddhistischer Mönch und lebt nun hauptsächlich im Shechen-Kloster in Kathmandu. Er tritt oder trat auch oft in Frankreich auf als Dolmetscher für den Dalai Lama. Darüberhinaus hat er sich als Proband für EEG- und MRT-Studien zur Verfügung gestellt, um die Auswirkungen von Meditation auf das Gehirn zu erforschen. Diese wissenschaftlichen Untersuchungen wurden im Rahmen des "Mind and Life Institute" durchgeführt, das sich mit dem Dialog zwischen Neurowissenschaft und buddhistischer Praxis beschäftigt. Tatsächlich war der Dalai Lama eine treibende Kraft hinter diesen Forschungen. Dieser ist überzeugt davon, dass M. R. hochgradig fortgeschritten ist in Meditationspraxis und darum für solche Untersuchungen am besten geeignet.
Aber zurück zu Nataraja:
Das genannte Buch von Fritjof Capra hat mich damals unglaublich fasziniert und mir vor Aufregung schlaflose Nächte eingebracht. Ein Sturm überkam mich mit dem Tenor: "Was wäre, wenn...?!" - Ich konnte mich, in meiner ersten Reaktion darauf, nur hilflos abreagieren, indem ich mir die Statue des Tanzenden Shiva kaufte. Und diese Statue hat heute noch einen seitlichen Ehrenplatz auf meinem Schrein. Das ist kein Widerspruch, denn es drückt ja meine Faszination aus zwischen Spiritualität und Astrophysik.
Heute allerdings sind die Gedankengänge von Fritjof Capra umstritten. Ich lasse das mal so stehen - alles hat seine Zeit.
Ich finde, man muss nicht so viel Rücksicht auf die Meinung der Leute nehmen. Die innere Beziehung zu etwas, nur das ist entscheidend.