07-06-2025, 15:08
(06-03-2024, 19:20)nobody schrieb: Raum und Zeit und Ursache und Wirkung außer Acht lassend müsste ein allmächtiger und allwissender Gott - Name je nach Region und Religion anders - von jetzt auf gleich ins Dasein getreten sein mit all seinen unveränderlichen Fähigkeiten, da wir nicht annehmen brauchen, dass er als Jüngling anfing und zum Manne reifte. Ein allwissender Gott müsste von Anfang an auch jeden Zustand des Universums zu jeder Planck-Zeit kennen und die Kenntniss des ganzen Universums müsste mit ihm entstanden sein, da er ja allwissend ist. Da er ja allwissend ist, erübrigt sich das Denken und Nachdenken bei ihm, denn was sollte schon dabei herauskommen, was er nicht schon wüsste? Irgendwann brachte er das Universum ins Dasein (warum eigentlich, das Ende und sein Ergebnis kannte er schon zuvor, so hätte er gleich Himmel und Hölle erschaffen können ohne den Zeitraum dazwischen vergehen zu lassen) und Augenblicke später brach der Tag des Jüngsten Gerichts an und die Menschen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Und dann? Äonen davor und danach gibt es für ihn nichts zu tun außer statisch zu existieren bis in alle Ewigkeit. Wird einem da nicht langweilig? Und wenn Gott alles unabänderlich erschuf, welchen Zweck sollte Himmel und Hölle haben, außer dass man sich selbst als der größte Menschenquäler des Universums betrachten und sich auf die imaginäre Schulter klopfen kann? Und weswegen sollte jemand, dem Unbill widerfährt, Gott um Hilfe bitten? Ist es nicht Gott, der die Unbill erschuf? Die Unbill entsteht ja nicht aus dem Nichts und man ruft dann Gott als Helfer an. Soll man den Täter um Abhilfe bitten? Und je mehr Unbill Gott einem widerfahren lässt, desto eindringlicher werden die Bittgebete? An den Täter? Leiden die Gläubigen am Stockholm-Syndrom? Ein Mensch hat bei Handlungen grundsätzlich drei Wege, etwas Gutes zu tun, nichts zu tun oder etwas Schlechtes zu tun. Von sich aus gesehen, kann er wählen, welchen Weg er geht. Er wird aber und muss den Weg der Vorherbestimmung gehen, denn einen Weg, welcher nicht vorherbestimmt war, kann er naturgemäß nicht gehen, da er ja wohl kaum nicht erschaffene und somit nicht existierende Wege gehen kann. Und da Gott ja allwissend ist, weiß er, welchen Weg der Mensch einschlagen wird und wenn er ihn für die Hölle bestimmt hat, so lässt er ihn wie die Puppen der Augsburger Puppenkiste willenlos an seinen Fäden herumtanzen ohne die Möglichkeit, das Paradies zu erreichen. Der Gott, der anderen das Quälen und Schinden der Menschen verboten hat, tat dies nur, damit ihm keiner die Freude nimmt, dies selbst zu tun! Man könnte sich ebenfalls fragen, mit welchem Recht Gott Menschen quält ohne dass er ihnen aufgrund der Vorherbestimmung einen Ausweg aus der Hölle gibt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Gott der alleinige Täter allen Übels auf der Welt ist, den wer Anspruch auf die Erschaffung erhebt muss auch mit deren logischen Konsequenzen leben. Sogar der Teufel ist, man glaubt es gar kaum, nicht der Widersacher, sondern Opfer Gottes Willkür. Wer jetzt immer noch an Gott glaubt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen!
@ nobody,
die Gedankenwege, welche du hier vorstellst, sind schon seit Jahrhunderten durch unzählige Menschen ähnlich betreten worden.
Bekanntes Stichwort dazu: Theodizee
Leider folgst du (wie viele andere auch) zu sehr den alten Zeilen, welche Autoren relig. Schriften schon in der Antike vorgegeben haben, anstatt dich mutig deines eigenen Verstandes zu bedienen. Die Buch-Zeilen eines Nikolaus von Kues könnten dir evtl. ganz andere Sichtweisen zu diesem schwierigen Thema eröffnen?
Wer nur nach außen schaut, der träumt. Wer nach innen schaut, der erwacht!
Gruß von Reklov

