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Ist Bewusstsein ein fundamentaler Bestandteil des Universums?
#40
(06-04-2025, 20:44)subdil schrieb: Also, ich versuche jetzt noch mal, das so klar wie möglich zu erklären:

Ihr müsst einfach mal versuchen, alte Denkmuster auszublenden und euch auf eine ganz neue Betrachtungsweise einzulassen. Wenn Bewusstsein an sich ein fundamentaler Bestandteil des Universums ist, bedeutet das, dass es Bewusstsein schon immer gegeben hat, auch bevor es Lebewesen auf der Erde oder sonst wo gab. Bewusstsein wäre in diesem Szenario eben kein Epiphänomen der Materie, sondern einfach Bestandteil des Kosmos
Ein Bestandteil des Kosmos? Wie soll man das verstehen?
Ich nehme einmal die wichtigste Eigenheit unseres Bewusstseins, die Selbstwahrnehmung. Wie stellst du dir diese in Bezug auf einen Stein vor?

Sicher, man kann Selbstbezug in der Welt finden, aber der ist immer ein Epiphänomen eines Systems aus Wirkungen, die zur Ursache weiterer Wirkungen werden. Für unseren Stein heißt das: Nicht der Stein hat diese Art des Bewusstseins, sondern das System Lithosphäre + Atmosphäre. Darin ist zumindest der Selbstbezug offensichtlich: Der Zustand des Systems wird zur Ursache des Systems am nächsten Morgen usw. (siehe meinen Beitrag #5, 2. Definition)
Wenn hingegen der Kosmos eine Bewusstseinsfeld haben sollte, dann wäre der eben beschriebene Selbstbezug eine massive Störgröße. Ein weiteres Problem ist der Empfänger (oder ein physiologischer Sinn) der vom Bewusstseinsfeld beeinflusst wird.
Ich drücke es mal salopp so aus:
Mein Bewusstseins-Sinn empfängt das kosmische Bewusst-Signal, das dann mit meiner Selbstwahrnehmung interferiert. So etwas führt zu verwirrenden Schwebungen.

Mir fehlt so ein Bisschen die Fantasie, wie die Arbeitsweise meines Hirns (oder anderer Organe) durch das Bewusstseinsfeld des Kosmos auf kontrollierte Weise beeinflusst wird.
Manchmal müssen wir ganz plötzlich ausweichen. Aber das kosmische Bewusstseinsfeld (oder irgendeine quantenphysikalisch Verschränkungsvariante) reagiert ein Bisschen zu allgemein auf die Gefahr?
Wir würden das nicht überleben.
Wird aber lokal reagiert, überleben wir sehr wohl.
Ich hoffe, du siehst das reale Problem?

(06-04-2025, 20:44)subdil schrieb: Der Begriff Bewusstsein ist in diesem Szenario natürlich so weit wie möglich gefasst. Er bedeutet, dass es sich um eine belebte Innenwelt handelt, praktisch ein eigenes subjektives Universum innerhalb des Gesamtuniversums, so wie ja jeder Mensch ein subjektives Universum mit sich herumträgt, so wie auch jedes Tier und vielleicht eben auch jede Pflanze, jeder Stein, jeder Gebirgsbach und jedes Sandkorn.
Ich verstehe das sehr gut. Allerdings ist unser Gehirn in erster Linie ein Überlebensinstrument in einer Unzahl möglicher lokaler Szenarien. Eine kosmologische Eigenschaft der Welt - wie soll die rettend/schützend wirken?

Wie in Beitrag #5 dargelegt, kann ich mir für "Systeme" eine allgemein formulierte Art Bewusstsein durchaus vorstellen. Aber das ist und bleibt ein emergentes Phänomen des Systems in seinem Umfeld, sei es auch eine Sterneninsel. Die Reaktionszeiten übersteigen im letzteren Fall fast jedes vorstellbare Maß.

(06-04-2025, 20:44)subdil schrieb: Ein sehr faszinierender Gedanke, der auch in dem anfangs verlinkten Podcast besprochen wird, ist folgender: Es ist denkbar, dass sogar innerhalb unseres eigenen Gehirns bestimmte Bereiche ein bewusstes Erleben, also eine eigene Innenwelt haben, von der "wir" gar nichts mitbekommen. Also es kann sein, dass andere Bewusstseinseinheiten sogar innerhalb unseres eigenen Körpers existieren. Vielleicht hat sogar jedes Organ ein eigenes Bewusstsein - so wie man es üblicherweise nur vom Gehirn annimmt. Zugegeben: Selbst wenn das stimmt, könnte Bewusstsein immer noch ein emergentes Phänomen der Materie sein, was ich gar nicht unbedingt verneinen will.
Das kann durchaus sein, bleibt aber emergent und vor allem lokal überlebensrelevant. 

(06-04-2025, 20:44)subdil schrieb: Aber mir geht es darum, einmal die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass sich vielleicht alle Gehirne, Organe und vielleicht auch alle Pflanzen, Steine und Gebirgsbäche quasi in "die eine große Bewusstseins-Cloud einloggen", um es mal in moderner Computersprache zu formulieren. Man sollte sich dabei immer daran erinnern, dass die älteste der Weltreligionen, der Hinduismus, so ziemlich genau das lehrt. Vielleicht vereinen sich hier antikes Wissen und moderne Überlegungen zu einem neuen Weltbild, dem man im Interesse des wissenschaftlichen Fortschritts einmal eine Chance geben sollte.
Nein, hier "zäumst du das Pferd vom Schwanz her auf": Mythologische Vorstellungen erklären nicht entwicklungsgeschichtlich notwendige Funktionen. Und schon gar nicht, wenn man die Reaktions- und Signalgeschwindigkeiten (max. Vakuumlichtgeschwindigkeit!) beachtet.

Schutzfunktion und globale "Bewusstseins-Cloud" passen einfach nicht zusammen - auch beim besten Willen, etwas Neues zu lernen, nicht!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard


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RE: Ist Bewusstsein ein fundamentaler Bestandteil des Universums? - von Ekkard - 07-04-2025, 00:09

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